Mittwoch, 28. Dezember 2011

Auf die 12 - Alben des Jahres 2012

Auch hier war es ein enges Rennen, auch hier fiel die Entscheidung schwer. Anders als bei den Tracks gibt es hier eine Reihenfolge, und zwar für die ersten drei Alben – aber lesen Sie selbst, verehrte Damen und Herren…

Noel Gallagher’s High Flying Birds – Noel Gallagher’s High Flying Birds
Es konnte nur ein Album des Jahres geben. Da hätte Gott sich schon sehr, sehr, sehr verhauen müssen. Hat er aber nicht, sondern hat (wieder einmal) große Songs aneinander gereiht, die mit einigen wenigen Ausnahmen alle auch das Zeug für die Tracks des Jahres haben. Herausragende aufzuzählen führt zu weit – sagen wir lieber, „Soldier Boys And Jesus Freaks“ ist eigentlich unter Niveau, und als einer von scheinbar Wenigen bin ich auch kein allzu großer Fan von „Aka… What A Life“. Aber davon abgesehen: absolut fantastisch. Aber trotzdem ist es dann doch nicht MEIN Album des Jahres geworden, denn das ist…

The Vaccines – What Did You Expect From The Vaccines
Tja, es war ein wirklich hauchdünnes Rennen. Den Ausschlag gegeben hat schließlich das Konzert in Köln – vielleicht auch mit dem kleinen Bonus des letzten Konzert des Jahres. Denn das war genauso wie das Album selbst: kurz, knapp, auf den Punkt genau brillant. „All Killer, No Filler“ hieß (glaube ich) mal ein Sum41-Album – dass das nicht sein kann, dürfte jedem klar sein – aber beim Vaccines-Debüt stimmt das hudertprozentig. Hits, Hits, Hits, und deshalb zu Recht das Album des Jahres.

The Crookes – Chasing After Ghosts
Eine meiner Entdeckungen des Jahres. So gut und sympathisch obendrein, dass ich beinahe den Merch-Stand beim Konzert in Köln leer gekauft habe. Große Songs über kleine Geschichten, Traurigkeit und große Geste, verpackt in Liedern, die es unmöglich machen, dabei still zu stehen – das ist große Kunst. Und klettert auf diese Weise in meine Top 3 dieses Jahres. Ich freue mich auf das, was da noch kommen mag von den Crookes.

Beady Eye – Different Gear, Still Speeding
Alte Faustregel: Wer wenig erwartet, wird positive überrascht. Genau so verhielt es sich mit dem Debüt von Beady Eye. Natürlich ist da der Liam-Bonus (+ Bonus für den „Rest“ von Oasis), aber auch ohne diesen finden sich auf diesem Album mehr als eine Handvoll ausgezeichneter Rock’n’Roll-Pop’n’Soul-Hits. Das Rad wurde nicht neu erfunden, keine Revolution ausgerufen – einfach gute Songs von guten Musikern mit einem (immer noch) überragenden Sänger. Das muss auch einfach mal reichen.

Moritz Krämer – Wir können nix dafür
Auch wenn der große Bernd Begemann neulich über das deutsche Songwritertum geschimpft hat (nicht ganz zu Unrecht, finde ich im Übrigen) – Moritz Krämer kann er damit nicht gemeint haben. Der transportiert nämlich Witz und Klugheit ganz ähnlich wie Bernd Begemann, und doch wieder ganz anders. Leiser, verschämter, verschmitzter. Aber dennoch bestimmt und berührend zugleich. Da macht es auch nichts, dass mir die meisten Lieder auf dem Album schon aus 2010 bekannt sind. Neu abgemischt und mit weiteren tollen Songperlen ergänzt ergibt es etwas Neues, Großes.

Ja, Panik – DMD KIU LIDT
Ich brauchte lange, bis ich mit diesem Ungetüm von einem Album richtig warm wurde. Aber dann umso mehr. Vielleicht lag es auch daran, dass ich es anfangs bei strahlendem Sonnenschein hörte. Im positivsten Sinne ist das nämlich ein Album, das zu grauem Herbst- oder Winterwetter passt, zu schweren Wolken. Schwer ziehen sich auch die Songs, zu denen Andreas Spechtl in gewohnter Manier deutsch-englische Textkunstwerke zum Besten gibt. Ich bleibe bei meiner Meinung: Ja, Panik sind die momentan beste deutschsprachige Band. Schwere Kost muss schließlich auch mal sein.

Kasabian – Velociraptor!
Mit jedem Album habe ich das Gefühl, die Songs werden länger. Eigentlich wäre das ein Grund, mich abzuschrecken – ich bin ein Freund der klassischen Songstruktur bis ca. 3:30 Minuten. Aber bei Kasabian ist das anders. Da mäandern die Tracks vor sich hin, und ständig lugt eine neue Wendung um die Ecke, ständig passiert etwas anderes. Da werden auch Tracks über 6 Minuten zum kurzweiligen Vergnügen. Schade, dass ich es dieses Jahr nicht zum Konzert geschafft habe, aber bei der nächsten Tour bin ich bestimmt wieder dabei. Große Band, großes Kino!

Buster Shuffle – Our Night Out
Noch eine Entdeckung aus 2011. Und zwar eher zufällig, als Support von Art Brut (deren Album es trotz großem Sympathiefaktor es leider nicht hier hinein geschafft hat). Wir waren so begeistert, dass wir kurz danach gleich noch ein Konzert der Band besucht haben und jeder jeweils die CD gekauft hat. Support your favourite artists und so… Die Songs sind ungeheuer eingängig, tanzbar und gut gelaunt, sowohl live als auch auf CD. Pop meets Ska meets Indie meets ein bisschen Punk – grandiose Mischung.

Young Rebel Set – Curse Our Love
Ähnlich wie bei Moritz Krämer gilt hier, dass ich einen Gutteil der Lieder schon aus dem vergangenen Jahr kenne. Aber auch hier gibt es einige tolle Neuzugänge, und die Tracks klingen noch einmal ein bisschen satter und voller als auf der Debüt-EP. YRS sind zwar für mich in erster Linie eine grandiose Live-Band, aber auch das Album überzeugt mit jedem Hördurchgang, ohne sich auch nur im Geringsten abzunutzen. Songs, die bleiben!

Los Campesinos! – Hello Sadness
“You can lead a horse to water, but it won’t drown itself” – wer solche Zeilen schreibt, hat doch schon gewonnen. Das neue Album von Los Campesinos! ist anders als seine Vorgänger – man möchte sagen ausgereifter, weniger hektisch und zappelig – und doch hat sich die Band ihre Eigenheit bewahrt. Das hier ist kein 08/15-Indie, das sind gewitzte Texte und tolle Songs. Und auch wenn das Album in meinen Augen keine hervorstechenden Hits aufweist – die Dichte toller Songs macht es zu einem großartigen Gesamtkunstwerk.

The Pains Of Being Pure At Heart – Belong
Die Sache mit dem Gesamtkunstwerk könnte ich hier fast noch einmal wiederholen, doch auf “Belong” finden sich schon einige hervorhebenswerte Tracks. „Heart In Your Heartbreak“ ist so einer. Und dennoch glänzt auch dieses Album damit, dass es hier keinerlei Lückenfüller gibt. Hier sitzt jeder noch so schrammelige Ton und fügt sich zu einem lauten, melodiösen, schönen Ganzen. Herrlich.

The Wave Pictures – Beer In The Breakers
Ach, David Tattersall, warum sind du und deine Band eigentlich nicht berühmt? Also, so richtig berühmt, so mit Tausenden von Fans, ausverkauften Konzerten und Groupies vor der Garderobe, so wie ihr es verdient hättet. Vielleicht ist die Welt einfach nicht bereit für eure tragisch-komischen Songkunstwerke voller kluger, witziger Texte und herrlich schangeliger Gitarren. Aber ich bin immer dafür bereit, also lasst euch nicht beirren und macht weiterhin so tolle Alben – ich würde mich freuen. Herzlichst, euer Seb.

Sonderpreis: Sepalot – Beat Konducta Bavaria
Hört, hört, ein Sonderpreis! Jawoll! Und zwar für die ebenso absurde wie großartige Idee, ein Hip-Hop-Album zu machen, das ausschließlich (!) aus Samples bayerischer Blasmusik besteht. Klingt verrückt? Stimmt. Klingt aber auch genial gut und erfrischend. Und kann sogar für lau runtergeladen werden, und zwar hier. Empfehle ich wärmstens.


Montag, 26. Dezember 2011

Auf die 12 - Tracks des Jahres 2011

Musikalisch gesehen war dieses Jahr ein sehr gutes, finde ich. Daher fiel es mir auch nicht leicht, mich auf 12 herausragende Tracks des Jahres zu beschränken. Meine Auswahl sind letztendlich diese hier, ohne besondere Reihenfolge - das wäre mir dann doch zu kompliziert geworden! ;-) 

Thees Uhlmann – Römer am Ende Roms
Ein durchaus überraschender Gast in dieser Liste, hatte ich die letzten Tomte-Veröffentlichungen doch mit immer mehr Skepsis aufgenommen. Dazu kommt, dass mich die mediale Allpräsenz des Herrn Uhlmann rund um die Veröffentlichung ein wenig genervt hat. Aber: das hier ist ganz groß. Vergessen Sie das mediale Trara um die bestenfalls mediokre Zusammenarbeit mit dem schrecklichen Casper, Ladies and Gentlemen – das hier ist das „Die Schönheit der Chance“ 2011.

 The Vaccines – Wreckin’Bar (RaRaRa)
Zugegeben: es hätte auch vier oder fünf andere Tracks des Vaccines-Debuts „treffen“ können. Aber „Wreckin‘ Bar“ war der erste ihrer Songs, den ich bewusst gehört habe und ist noch immer mit der kraftvollste. Kurz, prägnant, hat alles, was ein großartiger Song braucht.

Noel Gallagher’s High Flying Birds – If I Had A Gun…
Natürlich taucht Gott hier auf, ist doch klar. Und was ist das bitte wieder für ein Song. Unglaublich berührend, wunderbar arrangiert – eine Hymne wie zu allerbesten, na gut ich sage es, Oasis-Zeiten. Bei Noel ist Songschreiben wohl wie Fahrradfahren. Er verlernt es einfach nicht. Auch hier gilt: der Großteil des Albums könnte hier ebenfalls in der Auswahl stehen, aber das wäre ja etwas eintönig.

FM Belfast – Par Avion
Songs müssen ja – davon abgesehen, dass sie einem natürlich gefallen müssen – auch live funktionieren. Und das hat dieses Jahr kaum ein Song besser hingekriegt als dieser hier. Trotz kühlem Wetter und enger Platzverhältnisse versprühte er karibische Freude, obwohl die Musiker aus dem hohen Norden Skandinaviens kommen.

The Crookes – Bloodshot Days
Neben den Vaccines die Entdeckung des Jahres. Jeder Song ein Hit, daher fiel auch hier die Auswahl gar nicht so leicht. „Bloodshot Days“ ist aber extrem charmant, außerdem gibt’s ihn in einer großartig lustigen Version auch mit deutschem Text, und zwar als B-Seite zur 7“ von „I Remember Moonlight“ – sehr zu empfehlen.

Ja, Panik – Nevermind
Für mich der herausragende Song aus dem aktuellen Album, neben dem Monster von Titeltrack natürlich. Jedem Bandmitglied wird eine Strophe und somit eine kleine Geschichte gewidmet – das ist ganz großes Kino.

Frankie & The Heartstrings – Photograph
Und noch eine Neuentdeckung dieses Jahr. Rock’n’Roll trifft Indierock, sowohl stimmlich als auch musikalisch. Dieser Track geht kräftig nach vorne, wirkt aber aufgrund der immer leicht zitternden Stimme des Sängers trotzdem irgendwie fragil. Ein Spagat, den man so auch erstmal hinkriegen muss. Frankie & The Heartstrings schaffen das ohne Probleme.

Beady Eye – Millionaire
Wo der eine Gallagher ist, ist der andere (immer noch) nicht nicht weit. Nur eben nicht mehr vereint. Und auch wenn Noels Album mich deutlich mehr überzeugt hat: Beady Eye hat mich positiv überrascht. Ganz besonders „Millionaire“. Der hätte auch Noel zu höchsten Ehren gereicht. Ein toller, eingängiger Popsong, der sich seiner Vorbilder nicht schämen muss. Denn die gehören zur Crème de la Crème der britischen Musik. Recht so!

Atomic – Heartbeater
Zitat Christian Ihle vom taz Popblog: „So seltsam es klingen mag: die beste Modrock- und Britpop-Platte kommt in diesem Jahr aus Bayern.“ Kann man im Grunde so stehen lassen, und besonders „Heartbeater“ klingt so, wie man es sich von vielen anderen, die in den Pseudo-Indie-Mainstream-Dreck abdriften, wünschen würde.

Kasabian – La Fée Verte
Ah, Kasabian – die Stadion-Band, die eigentlich in die kleinen Clubs gehört. Besonders mit diesen psychedelisch angehauchte knapp sechs Minuten, die lässig vor sich hintreiben, aber natürlich ohne belanglos zu werden. Ein Stück zum Cruisen bei offenem Fenster. Schade, dass gerade Winter ist…

Kitty, Daisy & Lewis – I’m Going Back
Simply Rock and Roll – ‘nuff said!

Paul Weller – Around The Lake
Ein erster Vorgeschmack auf das neue Album des Modfathers, das im Frühjahr erscheinen wird. Und was für einer! Wenn das Album auch so wird, erfindet sich Weller mal wieder selbst, ohne dabei seine Identität zu verlieren. Was für ein großartiger Künstler.

Montag, 19. Dezember 2011

Zeit fürs Monatsende

Was für ein Monat. Klar, er ist ja noch lange nicht zu Ende, aber es ist schon mehr passiert, als in manchem Quartal. (Wobei in diesem Quartal schon vorher das ein oder andere passiert ist, auf das ich gerne verzichtet hätte.) Und wunderbar und grausam gaben sich dabei die Klinke in die Hand. Am letzten Tag des vergangenen Monats kam eine so unfassbare, schlimme Nachricht, dass ich erstmal in eine Art traurige Schockstarre verfiel, die sich auch nicht am ersten Wochenende dieses Monats lösen konnte - da half auch ein schöner Abend unter Freunden und das Konzert von Noel Gallagher nicht. Letzteres vereinte sogar beide Enden der Gefühlsskala, war es doch einerseits das lang erwartete Konzert meines (musikalischen) Idols, gleichzeitig weckte es aber auch traurige Erinnerungen an mein allererstes Oasis-Konzert. Nie wieder werde ich mit dir zum Konzert gehen können, nie wieder können wir auf Parties lauthals "Don't Look Back In Anger" mitgrölen, so schaurig schön, wie man es nur angeheitert mitgrölen kann. Kein Wunder, dass sich die Schleusentore öffneten, als Noel "Wonderwall" und das bereits erwähnte Lied spielte. Und obwohl das Konzert natürlich wuderbar war, kann ich mir immer noch kein Video davon bei Youtube ansehen oder gar eines dieser beiden Lieder hören.

Zwei Tage später dann der endgültige Abschied. Vor diesem Tag hatte ich gezittert. Je näher der Termin rückte, desto angespannter wurde ich. Und es war genauso schlimm, wie ich es mir vorgestellt hatte. Die Gewissheit, die mit diesem Tag einherging, wurde einem schlagartig noch bewusster, auch wenn ich es mir immer noch nicht wirklich vorstellen kann. Und doch war es auf eine bestimmte Art schön zu sehen, dass so viele Menschen gekommen waren, um ebenfalls Abschied zu nehmen. Du hättest dich gefreut. Die Sonne schien auch, obwohl es nicht danach ausgesehen hatte. Wenigstens das. Beim anschließenden Kaffee- und Biertrinken in deiner Stammkneipe konnten wir dann auch schon wieder ein bisschen lächeln und lachen. Auch das hättest du so gewollt, da bin ich sicher.

Genauso, wie abends zum BVB zu gehen, du als BVB-Fan. Bin ich zwar nicht, aber so ein Champions League Spiel sieht man ja auch nicht alle Tage. Schade nur, dass es verloren ging.

Wenige Tage später dann wieder ein Highlight, diesmal wieder im positiven Sinne. Ein Wochenendtrip nach London, inklusive Ocean Colour Scene Konzert in der O2 Academy Brixton. Großartige Tage, von vorne bis hinten. Bei Sonnenschein London von oben gesehen, an tollen Ecken gewesen, viel Spaß gehabt. Und doch auch immer wieder melancholische Augenblicke. Denn auch bei meinem ersten London-Besuch warst du dabei. Musste ich zum Beispiel am abendlich erleuchteten Piccadilly Circus dran denken. Und kräftig schlucken. Wird mir wohl noch öfter so gehen, zu vielen verschiedenen Anlässen.

Zwischendurch noch so kurios-ärgerliche Dinge wie mit dem Auto liegen bleiben (natürlich mal wieder, es gab ja auch Weihnachtsgeld - siehe hierzu auch das). Diesmal wars aber wirklich nur eine Kleinigkeit, hat 30€ gekostet. Oder fast eine Woche kalt duschen im Dezember, weil weder Klempner noch Elektriker den Grund finden konnten, warum der Durchlauferhitzer seinen Dienst nicht mehr tat. Mittlerweile funktioniert er zum Glück wieder. Und der Weihnachtsbaum steht auch schon, wenn auch noch ungeschmückt. Morgen noch ein letztes Konzert für dieses Jahr, die Vaccines in Köln, und dann kann Weihnachten kommen. Ich freue mich auf ein paar (hoffentlich) ruhige Tage, die kann ich gut gebrauchen, und dann wird es aber auch wirklich Zeit, dass dieser eigenartige Monat zu Ende geht, trotz der schönen Momente, die er zweifellos hatte. Und da das Monatsende ja mit dem Jahresende zusammenfällt: bitte, 2012, werde ein gutes Jahr, okay?

Montag, 28. November 2011

Ein Ode an die Satzzeichen


es gibt menschen die schreiben statusmeldungen emails oder chatnachrichten in denen sie viele verschiedene informationen oder unter umständen sogar mehrere sätze unterbringen um alle angesprochenen personen möglichst umfassend zu unterrichten ohne jegliche interpunktion von groß und kleinschreibung will ich hier ja gar nicht erst anfangen

Dann, wiederum, gibt es Menschen, die mit Satzzeichen geradezu verschwenderisch umgehen… mit Punkten… oder Frage-, Ausrufe- und „Anführungs“zeichen… Warum nur!?!?!?!?!

Beides tut mir in den Augen weh. Satzzeichen sind, davon abgesehen, dass sie ein elementarer Teil der Schriftsprache sind, etwas Wunderbares – wenn sie wohldosiert sind. Sie sorgen für Rhythmus, Betonung und Tempo in einem Satz; wenn man sie weglässt, entsteht nur noch monotoner Sprachbrei. Wenn man wiederum zig Ausrufezeichen an ein Satzende knallt, wird der Ausruf dadurch noch lange nicht ausdrucks-, geschweige denn gehaltvoller. Also bitte, liebe Schreiber dieser Welt: Benutzt Satzzeichen - aber mit Augenmaß. Das macht allen Lesenden viel mehr Spaß! 

Samstag, 26. November 2011

"Ich kenne meine Pappenheimer" - Sprichwortkunde #1

Als ich dieses Sprichwort in leicht abgewandelter Form heute mal wieder benutzte, fragte ich mich anschließend: woher kommt das eigentlich? Also habe ich flugs nachgeschaut, mit diesem Internetdingens geht das ja glücklicherweise sehr schnell und einfach. Und sieh an - Goethe hatte seine Finger im Spiel. Die alte Bulette! So also ist das Sprichwort entstanden:


"Bekannt ist der Name der Stadt vor allem durch den Ausspruch: „Ich kenne meine Pappenheimer.“
Das Zitat geht auf Schillers Drama Wallensteins Tod zurück, in dem der Feldherr Albrecht von Wallenstein sagt: „Daran erkenn’ ich meine Pappenheimer“.
Er sagt dies anerkennend zu einer Abordnung der Kürassiere des Regimentes Gottfried Heinrich Graf zu Pappenheim, die Wallenstein ihrerseits vorher fragten, ob das Gerücht, dass er mit den Schweden, also dem "Feind", hinter des Kaisers Rücken Verhandlungen führe, und damit Verrat übe, wahr sei. Wallenstein sagt den berühmten Satz also nicht abwertend, sondern die Treue der „Pappenheimer“ anerkennend, da diese nicht der Gerüchteküche Glauben schenken und sich automatisch gegen ihn wenden, sondern von ihm selbst aus eigenem Munde hören wollen, „was Sache ist“.
Im Lauf der Zeit wurde die Verwendung unscharf, der Ausspruch hat nunmehr eher etwas Abwertendes (etwa im Sinn von „ich kenne meine Spitzbuben“) oder auch eine ironische Bedeutung.
Als „Pappenheimer“ wurden weiterhin seit dem Spätmittelalter auch die Kloakenreiniger in Nürnberg bezeichnet. Diese Bezeichnung ist auf die Aufgabe der Marschälle zurückzuführen, die Städte vor dem Besuch des Kaisers zu reinigen. Natürlich wurde diese Aufgabe nicht von den Pappenheimern selbst übernommen, sondern von ortsansässigen Bediensteten, auf die der Name übertragen worden ist."
 (Quelle: Wikipedia)

Mittwoch, 23. November 2011

Warum man öfter sein Handy aus- und einschalten sollte

Ich kann mir gut Zahlen merken. Geburtstage vergesse ich so gut wie nie – selbst die zwei, drei Geburtstage, bei denen es mir aus unbekanntem Grund immer schwerfiel, das exakte Datum zu behalten, habe ich mittlerweile perfekt im Kopf. War ja auch peinlich genug, da es sich um enge Freunde handelt. Telefonnummern kann ich auch ganz gut im Kopf behalten. Wobei das ja heute kaum noch notwendig ist. Und meine PIN-Nummern kann ich im Schlaf aufsagen.

Dachte ich.

Bis ich heute mein Handy ausschaltete, weil es ein bisschen rumzickte. Ein Neustart könnte helfen, dachte ich. Hilft ja beim PC auch oft. Und ich bin jemand, der sein Handy so gut wie nie ausschaltet. Nachts ist es lautlos gestellt, morgens dient es als Wecker. Im Flugzeug sitze ich auch nicht so oft (bald aber wieder, aber das ist eine andere Geschichte), also gibt’s eigentlich auch keinen Grund. Bis heute. Beim Wiedereinschalten war ich mir auf einmal gar nicht mehr sicher, wie denn die PIN wohl lautet, hatte aber so einen Verdacht. Der war falsch. Dann fiel mir noch eine weitere Kombination ein – auch falsch. Daraufhin machte ich das Handy wieder aus, ich wollte keinen dritten Fehlversuch riskieren. Nach einigen Minuten durchfuhr es mich. Natürlich! So geht die PIN! Handy wieder an, PIN eintippen – falsch. Also musste es schlussendlich PUK richten. War glücklicherweise schnell gefunden in den Tiefen der Unterlagen. Und wenn man dabei mal daneben liegt: halb so wild, man hat zehn Versuche…  

Freitag, 11. November 2011

Jede Stadt ist im Grunde ein Dorf: Posse um einen Weihnachtsbaum

Dortmund, genauer gesagt sein Weihnachtsmarkt, hat einen riesigen Weihnachtsbaum - womöglich sogar den größten der Welt. Natürlich ist das nicht ein einzelner Baum, sondern er wird aus vielen Tannen zusammengesetzt. So sieht er übrigens aus, wenn er fertig ist:



Und so, wenn er abgebaut wird: 



Für dieses Jahr hatten sich die Veranstalter und Erbauer etwas ausgedacht: Statt des "traditionellen" Engels (so lange gibts den Riesenbaum ja nun auch noch nicht) sollte ein riesiger Fußball die Spitze des Baums zieren. Pfiffige Idee in der überaus fußballverrückten Stadt, könnte man meinen. Aber denkste! Es mag einige Leute gegeben haben, denen die Idee gut gefällt, einigen wird sie ähnlich egal sein wir mir, aber die Bedenkenträger liefen sofort Sturm. Proteste aus der Lokalpolitik, Proteste aus den Kirchen, Proteste von Parteien, Organisationen, ach wer da auf einmal alles protestierte. Sämtliche Bürgermeister der Stadt schienen sich zu Wort zu melden, als gäbe es nichts Wichtigeres auf der Welt, als das, was auf diesem Weihnachtsbaum ganz oben hockt. Die Ruhr Nachrichten zitieren in einem Artikel Bürgermeister Manfred Sauer mit den Worten: „Scheiße. Ich halte das für irre.“ Auch andere ranghohe Politiker äußerten sich kritisch bis entsetzt, - z.B. Bürgermeisterin Birgit Jörder: "Da wird etwas vermengt, was nicht zusammen gehört." (Quelle: Ruhr Nachrichten) bis hin zu Oberbürgermeister Ullrich Sierau, der sogar eigens zu einer Pressekonferenz lud. Man kommt sich fast vor wie in einem Provinzdorf im Nirgendwo. Wo waren die Empörungsausrufe der Lokalen, als das braune Pack durch Dortmund marschieren durfte und wochenlang unbehelligt in der ganzen Stadt dafür werben durfte? (OB Sierau sei hiervon ausdrücklich ausgenommen!) Warum findet es niemand "irre" oder sagt "Da wird etwas vermengt, was nicht zusammen gehört", wenn das braune Pack sich in Oberdorstfeld breit macht? Da höre ich leider viel zu wenig von den Bürgermeistern und Oberen der Stadt.

Wie das Eine mit dem Anderen zusammen hängt? Vielleicht nicht unmittelbar, aber es betrifft eben doch genau die gleiche Stadt - alles eine Frage der Gewichtung. Die erscheint mir hier nicht ganz ausgewogen. Und auch das beliebte Argument, der Glaube der Menschen könnte durch diese Umgestaltung beleidigt werden, zieht hier historisch gesehen nur bedingt. Denn der Weihnachtsbaum, auch wenn er oft auch Christbaum genannt wird, ist keineswegs ein urchristliches oder kirchliches Symbol, sondern die Kirche billigte das Symbol erst im 19. Jahrhundert und "übernahm" es schließlich. Und außerdem: Fußball ist doch wohl auch eine Religion, oder? Vor allem hier in Dortmund. Und auch die Romantiker sollten vielleicht noch einmal einen Blick auf das Abbau-Foto werfen...

Ich hätte jedenfalls beim Gang auf den Weihnachtsmarkt wenigstens einmal einen halbwegs gespannten Blick nach oben geworfen. Da ich jetzt weiß, dass der selbe Engel oben drauf sitzt, kann ich mich also ganz auf meinen Glühwein, die Mandeln und die Freunde konzentrieren.

Für den Ball hat OB Sierau übrigens optimistische Pläne: "Den Fußball heben wir auf. Er könnte bei der nächsten Meisterfeier zum Einsatz kommen und danach vielleicht seinen Platz im DFB Fußballmuseum finden." (Quelle: Ruhr Nachrichten). Ob es soweit kommt, steht ja ohnehin noch in den Sternen. Denn seinen Plan für das nächste Jahr könnte der Baum-Erbauer ja theoretisch jetzt schon wahrmachen: "Und was macht Thomas Weise mit dem Fußball, wenn nächstes Jahr wieder der Posaunenengel auf der Tanne Platz nimmt? 'Dann verkaufe ich den Ball nach München, die sind wahrscheinlich progressiver.'" (Quelle. Ruhr Nachrichten) Würde ich aber auch nicht drauf wetten...

Mittwoch, 9. November 2011

Zitat des Tages, Folge 6 - zur Gesellschaft

"Die Gesellschaft ist toll - wenn nur all die Leute nicht wären."

aus: PeterLicht - Das Ende der Beschwerde / Du musst dein Leben ändern vom Album "Das Ende der Beschwerde" (2011)

Dienstag, 1. November 2011

Begemann, Alsmann, Uhlmann - Die Freitagsmänner im Oktober

Heute ist zwar der 1. November, aber dieser Eintrag spielt eigentlich noch im Oktober, genauer gesagt an den letzten drei Freitagen des eben vergangenen Monats. An jedem dieser Freitage spielte und sang einer der oben genannten Musiker für uns (leider nicht exklusiv für uns...), die bei allen Unterschiedlichkeiten auch einiges gemeinsam haben.

Den Anfang machte Bernd Begemann im Essener Grend. Ein schöner, kleiner Saal (fast schon ein zu großes Wort für diesen Raum) in einem Kulturzentrum und ein zum Teil sehr nerviges Publikum als Begleiterscheinung und ein denkwürdiges Set von Bernd Begemann und der Befreiung. Denkwürdig deshalb, weil BB große technische Probleme mit seiner Gitarre hatte und daher nahe am Verzweifeln war. Einige Stücke wurden aus diesem Grund spontan ohne Gitarre und in ganz anderer Art gespielt, z.B. eine grandiose Version von "Eigentlich wollte ich nicht nach Hannover". Der Tontechniker des Hauses trieb schließlich über einen Freund eine Gitarre für Bernd auf, die er am liebsten auch gleich behalten hätte ("Die klingt ja viel besser als meine"). Alles in allem gute drei Stunden beste Unterhaltung - wie gut, dass Freitag war.

Am darauffolgenden Freitag machten wir uns auf den kurzen Weg ins Konzerthaus Dortmund - zur Weltpremiere von "Paris", dem neuen Programm von Götz Alsmann und Band. Französische Chansons, ins Deutsche übersetzt. Sicherlich nicht das "typische" Konzert in unserem Beuteschema, aber es war ja auch ein Geburtstagsgeschenk für meine Mutter. Und trotzdem: es war toll. Erstmal ist das Konzerthaus toll, mit überragender Akustik und schöner Atmosphäre. Und auch Götz Alsmann hat richtig Spaß gemacht. Nicht nur, dass er ein begnadeter Entertainer ist - das weiß man ja spätestens seit "Zimmer frei" -, auch musikalisch war das klasse. Seine Band ist großartig besetzt und hat viel Spaß an der Sache. Das war ein schöner, kurzweiliger Abend.

Den Abschluss dieser ungewöhnlichen Trilogie bildete dann Thees Uhlmann im FZW im Rahmen des Visions Weekend Indoor Festivals. Er spielte sein erstes Soloprogramm und auch tatsächlich nur einen Tomte-Song. Auch hier: tolle Band, feines Konzert, nur teilweise nerviges Publikum. Mag noch vom vorhergegangenen Kraftklub-Auftritt übrig gewesen sein... Und während die Herren Begemann und Alsmann auf der Bühne ja so etwas wie eine angeborene Lässigkeit pflegen, sieht das bei Uhlmann eher nach harter, - und um hier die Freuden der Klischees zu bemühen - "ehrlicher" Arbeit aus. Kein Versuch aufgesetzter Coolness, sondern totale Verausgabung. Gefällt aber. Und eines haben die drei sowieso gemeinsam: sie können einem einen sehr schönen Abend bescheren!

Mittwoch, 26. Oktober 2011

Elf des Monats Oktober 2011 - Im Zeichen des Noel

Dieser Monat steht ganz klar im Zeichen des großen Noel. Ach was, das ganze Jahr, aber in diesem Monat ist nunmal das großartige Soloalbum erschienen, und daher werden die Elf des Monats mehr als eindeutig vom Meister aller Klassen dominiert:

Noel Gallagher's High Flying Birds
- Everybody's On The Run
- Dream On
- If I Had A Gun...
- The Death Of You And Me
- (I Wanna Live In A Dream In My) Record Machine
- AKA... Broken Arrow
Flashguns - Sounds Of The Forest
Thees Uhlmann - Römer am Ende Roms
Acid House Kings feat. Dan Treacy - Heaven Knows I Miss Him Now
Bernd Begemann - Eigentlich wollte ich nicht nach Hannover
The Specials - Do The Dog

Montag, 17. Oktober 2011

Intelligente Autos


Moderne Autos sind ja mit allerhand Systemen ausgestattet, die ein „intelligentes“ Auto versprechen, z.B. Bremsassistenten, Einparkhilfen, Rückfahrsensoren etc. 

Mein Auto ist nicht gerade modern – Erstzulassung 1997 – aber auf eine sonderbare Art trotzdem intelligent: es weiß, wann ich Geld habe. Wie sonst ist es zu erklären, dass immer dann, wenn sich auf dem Konto mal ein kleines bisschen Geld gesammelt hat – Urlaubsgeld, Weihnachtsgeld, oder wie in diesem Falle die Rückzahlung der Kaution meiner alten Wohnung – das Auto nach einem ausgiebigen Werkstattbesuch schreit? Sicher, auf neue Winterreifen war ich vorbereitet. Und den neuen Bremssatz hab ich auch kommen sehen. Aber als ob das nicht schon teuer genug wäre, findet sich auch noch eine undichte Stelle in der Beifahrertür. Folge: Der Fußraum auf dieser Seite wurde zum Sumpf. Außerdem spielt der Thermostat für den erst vor einigen Monaten ausgetauschten Kühler verrückt und führt sich auf wie ein Metronom, statt still in sich zu ruhen. Dass der rechte Außenspiegel bei dieser Generalüberholung gleich auch noch wieder befestigt wurde, weil er seit einigen Wochen bedenklich wackelte, spielt dann auch nur noch am Rande eine Rolle. 

Bleibt nur zu hoffen, dass sich das Auto jetzt mal über einen längeren Zeitraum zu benehmen weiß. Im nächsten Sommer steht der TÜV an, passend zum Urlaubsgeld. Nur das Weihnachtsgeld, das möchte ich in diesem Jahr gerne einmal behalten…

Mittwoch, 5. Oktober 2011

Quote of the day, episode 5 - On growing up

It doesn't happen very often that I am tempted to quote almost a full page of a book, but this funny, sad, hilarious, witty, wise, tragic - you name it - description of growing up is so great that I just have to. Even if it might also be a bit too fatalistic. It is only on page 25 of "Skippy Dies" by Paul Murray (I might - yet again - not be keeping up with the trend as this is already a multinational bestseller, but who cares) and has made me fall in love with the book, even if the rest of it would be utter shit. Which isn't the case, I can reassure you. So without further ado, this is it:

"You know, you spend your childhood watching TV, assuming that at some point in the future everything you see there will one day happen to you: that you too will win a Formula One race, hop a train, foil a group of terrorists, tell someone 'Give me the gun', etc. Then you start secondary school, and suddenly everyone's asking you about your career plans and your long-term goals, and by goals they don't mean the kind you are planning to score in the FA Cup. Gradually the awful truth dawns on you: that Santa Claus was just the tip of the iceberg - that your future will not be the rollercoaster ride you'd imagined, that the world occupied by your parents, the world of washing dishes, going to the dentist, weekend trips to the DIY superstore to buy floor-tiles, is actually largely what people mean when they speak of 'life'. Now, with every day that passes, another door seems to close, the one marked PROFESSIONAL STUNTMAN, or FIGHT EVIL ROBOT, until as the weeks go bay and the doors - GET BITTEN BY SNAKE, SAVE WORLD FROM ASTEROID, DISMANTLE BOMB WITH SECONDS TO SPARE - keep closing, you begin to hear the sound as a good thing, and start closing some yourself, even ones that didn't necessarily need to be closed... [...] the barrel of this grim de-dreamification, which, even more than hyperactive glands and the discovery of girls, seems to be the actual stuff of growing up [...]."

Sonntag, 25. September 2011

Zitat des Tages, Folge 4

Noel Gallagher auf die (im Grunde natürlich vollkommen überflüssige) Frage in der aktuellen "Prinz"-Ausgabe, ob er Pläne hätte für den Fall, dass das mit dem Soloalbum schief ginge:

"Ich dachte schon immer, dass U2 mal einen guten Gitarristen wie mich brauchen könnten. Oder Coldplay."


Samstag, 24. September 2011

Nevermind the Bollocks

Dieser Tage wird – auch in deutschen (Musik-)Medien – ein Thema besonders diskutiert: vor 20 Jahren erschien „Nevermind“, das (oder sollte man sagen DAS) definierende Album für und von Nirvana. Das Album hat unbestritten die Musik verändert und beeinflusst sie bis heute. Von daher bin ich, auch wenn ich kein ausgewiesener Nirvana-Fan bin, mit den Lobhudeleien und Reminiszenzen absolut einverstanden. Zumal das Album ja nicht nur für die Musik, sondern auch für viele Menschen von großem Einfluss und großer Bedeutung war – was das im Einzelnen auch immer heißen mag.

So weit, so gut. Was mich aber wirklich stört, sind die ganzen Leute, die jetzt aus allen Ecken hervorkommen und behaupten: „Als das Album rauskam, hat sich für mich die Welt verändert…“ – Variationen dieses Satzes eingeschlossen. Präziser gesagt: Es stört mich kolossal, wenn das Leute in meinem Alter behaupten (also Menschen, die 30 plus/minus 2-3 Jahre alt sind)! Ich persönlich war beim Release des Albums 10, und es war mir vollkommen egal. Mehr noch, ich kann mich nicht erinnern, überhaupt von der Existenz dieser Platte gewusst zu haben. Musik war für mich harm- und belangloser Eurodance und Mainstream-Radiopop und -rock. Und ich glaube, es ist nicht vermessen, wenn ich behaupte, dass es geschätzten 98% der Gleichaltrigen genauso ging. Ich nehme es also niemandem ab, der rückblickend behauptet, dieses Album hätte ihn verändert, oder derjenige hätte sich in die Texte von Kurt Cobain versetzen können. Wenn dem so war, mit 10, 11 oder 12 Jahren, dann möchte ich euch nachträglich mein Beileid für eine offenkundig beschissene Kindheit und Jugend aussprechen. Aber das trifft wohl auf die Wenigsten zu.

Natürlich hat irgendwann, zu einem späteren Zeitpunkt, so gut wie jeder das Album für sich entdeckt. Der eine früher, der andere – wie ich – später, und jeder kann dazu irgendwas sagen. Bestimmt hat es auch noch einige Leute beeinflusst, die es erst Jahre nach dem Release zum ersten Mal gehört haben. Aber wer behauptet, in einem Alter, in dem man die Grundschule gerade hinter sich gelassen hat, Nirvana verstanden zu haben – den kann ich in diesem Punkt nicht ernst nehmen. Smells like Dummschwätzerei…

Eine von mir überaus geschätzte Band bringt übrigens ebenfalls dieser Tage eine Single heraus, die den gleichen Namen trägt wie das berühmte Nirvana-Album und die in meinen Augen nicht weniger brillant ist:

Dienstag, 20. September 2011

Elf des Monats, September 2011 - Alte Helden, neue Entdeckungen

Dieses Jahr ist ein gutes Jahr für Musik - es gab schon viele tolle Alben, und einige folgen bestimmt noch. Dabei mischen sich alte Helden (teilweise auf neuen Wegen) und viele Neuentdeckungen. Wie diese elf hier:

Thees Uhlmann - Zum Laichen und Sterben ziehen die Lachse den Fluss hinauf

John Grant - Sigourney Weaver (großartige Lyrics, unbedingt drauf achten. Und am besten das ganze Album "Queen Of Denmark" hören)

Noel Gallagher - If I Had A Gun... 

LaBrassBanda - Marienkäfer

Kasabian - Switchblade Smile

Ritalin Ray - Knockdown (Qualität aus Dortmund!)

Bernd Begemann & Die Befreiung - Gib mir eine zwölfte Chance

Johnny Flynn - Wayne Rooney

The Making Of - Easy To Leave (Qualität aus Dortmund, zum zweiten!)

The Subways - We Don't Need Money To Have A Good Time

Kitty, Daisy & Lewis - I'm Going Back

Montag, 12. September 2011

Mal was "Verrücktes" machen...

... und 10 Euro darauf wetten, dass Stoke City die Europa League gewinnt. Wenns klappt, freu ich mich über 340 Euro. Und wenn nicht, hab ich das bis zum nächsten Mai sowieso schon längst wieder vergessen. Eine klassische Win-Win-Situation...

Mittwoch, 7. September 2011

Früher aufstehen

Die Sommerferien sind zu Ende. Woran das auch der Kinderlose blitzschnell merkt? Am morgendlichen Arbeitsweg. Da dauern die knapp 25km schlagartig wieder zehn Minuten länger als in den herrlichen sechs Wochen zuvor. Da werden Ampeln rot, die man bereits aus seinem Gedächtnis gestrichen hatte. Kinder zucken hinter geparkten Autos hervor. Und scheinbar aus dem Nichts verstopfen funktionsbejackte Mütter in überproportionierten SUV oder kugeligen Kleinwagen die Straßen, um Justin Jerome die 259 Meter von der Haus- bis zur Schultür zu fahren, und gestresste Väter auf dem Weg zur Arbeit setzen noch schnell Chiara Cheyenne ab, bevor sie sich genervt wieder in den Verkehr einreihen. Für mich bedeutet das, genauso wie für Eltern und Kinder: früher aufstehen.

Bei der Gelegenheit habe ich mal rekapituliert, wie oft ich als Kind mit dem Auto zur Schule gefahren wurde. Das Ergebnis, so ich mich nicht massiv täusche, kann man an einer halben Hand abzählen – und das, obwohl ich ein Einzelkind bin… Man kann sich also fragen, ob es wirklich nötig ist und die Kleinen oder auch nicht mehr so Kleinen nicht auch den Weg auf eigenen Füßen zurücklegen können. Schaden würde es ihnen bestimmt nicht. Mir hat es jedenfalls nicht geschadet. Im Gegenteil, so konnte ich mein Taschengeld immer unbehelligt in gemischte Tüten und Fußballbilder von der Bude investieren (genau genommen lagen sogar zwei davon auf meinem (Grund-)Schulweg). Herrlich.

Aber es sei den Kindern ja gegönnt, sich morgens zur Schule chauffieren zu lassen. Noch mehr allerdings würde ich Ihnen gönnen, dass sie ein Stündchen länger schlafen dürfen. Dann könnte ich nämlich auch wieder ein paar Minuten später aufstehen.