Dienstag, 26. Februar 2013

Harte Arbeit, ehrlicher Lohn*

*Den Slogan habe ich mir bei Bergmann Bier ausgeborgt - zum einen, weil das U, in dessen Schatten das Konzert im Dortmunder FZW ja quasi stattfand, am Sonntagabend so schön an die Stahl-Vergangenheit der Stadt erinnert hat,
und zum anderen, weil das ja irgendwie auch zu Triggerfinger passt. Ich rede jetzt nicht von dieser schlimmen Phrase der "ehrlichen Musik" oder des "ehrlichen Rock", sondern meine vielmehr, dass sie - nach Aussage von Sänger und Gitarrist Ruben Block - noch vor wenigen Jahren in Deutschland vor 50 Leuten in kleinen Clubs gespielt haben. "And now you brought all your friends with you. That's nice!" Sehr charmant. Wäre ich übrigens eine Frau um die 50, wäre ich wohl ein Ruben-Block-Groupie. Cooler Typ. 
Harte Arbeit war es darüber hinaus auch nicht, an die Karten zu kommen - ich habe sie gewonnen. Ehrlicher Lohn dafür vielleicht, dass ich über das Jahr verteilt so viel Geld für Konzertkarten ausgebe... Ich hab mich jeweils gefreut und wurde (natürlich) auch nicht vom Konzert enttäuscht. Bisher hatte ich Triggerfinger nur auf Festivals gesehen, und so ein Abend nur mit ihnen (und der 80er-Jahre-Trash-Pop-Rock-Party-Vorband Hong Kong Dong, die sehr unterhaltsam war) hat wirklich etwas für sich. Die Band ist extrem sympathisch und entspannt - routiniert, aber eben dabei nicht gelangweilt, sondern vielmehr im positiven Sinne - und macht allerlei Mätzchen. 
Vor allem aber machen Triggefinger richtig gute Musik. Da sitzt alles, bei allen Showeinlagen des großartigen Drummers (der bewundernswerterweise das komplette Set durch in Anzug und Krawatte gespielt hat) und allen Posten von Ruben Block - man  merkt, das Wichtigste ist immer der Song. Wie fantastisch das zusammengeht, kann man z.B. hier sehen: 
Lustiger Nebeneffekt einer Band, die (in Deutschland) erst mit dieser einen, berühmten, eher leisen Coverversion so richtig bekannt wurde: Einige entsetzte Gesichter aufgrund dessen, wie Triggerfinger tatsächlich klingen, einige frühe Abgänge. Aber weniger, als ich erwartet hatte. Das Dortmunder Publikum wusste, worauf es sich einließ. Gut so, und so wurde die Band zu Recht gefeiert. Und natürlich spielten sie auch das berühmte Cover, und zwar in der Zugabe, und es kam natürlich auch super an. Lustigerweise wurde das Set auch von einem Cover beendet, was aber wahrscheinlich weit weniger Leute bemerkt haben. "Man Down" ist ursprünglich von Rihanna, wurde ja aber zugegebenermaßen auch ordentlich "eingetriggerfingert". Hier der Beweis: 
Lange Rede, kurzer Sinn: es war grandios. Sogar besser, als ich erwartet hatte. Bei der nächsten Tour bin ich bestimmt wieder dabei - auch gegen Geld. Was jetzt noch fehlt? Mehr von solchen Konzerten - und Bergmann Bier im FZW! Prost! 

Sonntag, 17. Februar 2013

Neulich in der Straßenbahn

In der Landeshauptstadt, in der Straßenbahn. Wir passieren eine Apotheke. 
Ein junger Mann, der hinter mir sitzt: "Da hat der (Name ist mir entfallen, sagen wir Kevin) mal Praktikum gemacht." 
Seine Begleiterin: "Als was denn?"
Er: "Na, als, äh, wie heißt denn das - Pharmatiker?"
Sie: "Öhm, weiß auch nicht, Pharmatist?"
Er: "Oder vielleicht Pharmazist?"
Sie: "Weiß auch nicht..."
Er: "Ach, als Apotheker halt!"

War ich froh, dass ich kurz danach aus der Bahn konnte, um endlich laut loszulachen... 

Mittwoch, 6. Februar 2013

Popmusik wörtlich #3: Katy Perry und die Zielgruppe

Wenn ich in den letzten Wochen mal wieder Katy Perry im Radio hören musste (unter der Dusche komm ich leider nicht ans Radio, um das zu verhindern), formte sich der Gedanke, dass das irgendwie nicht richtig ist. Also nicht nur ganz generell - ich denke, da sind wir uns einig - sondern im Speziellen das, was sie in ihren Songs von sich gibt. Dann dachte ich aber wieder, dass man das nicht formulieren kann, ohne gleich wie ein prüder, spießiger und langweiliger Mittfünfziger mit beigem Rollkragenpullover zu klingen, denn soll sie doch ihre anzüglich-unverhüllten Texte singen und dabei aussehen "wie die Mädchen, die in Rap-Videos mit Champagner bespritzt werden", um halbwegs wörtlich aus "2 Broke Girls" zu zitieren. Machen andere auch und haben schon viele vor ihr gemacht.

Ich hab damit auch gar kein Problem, mal abgesehen davon, dass die Texte schreiend schlecht sind. Was ich immer nur denke: wie passt Katy Perry eigentlich zur (ja, vielleicht reite ich ein Klischee, ist mir egal) eher prüden Einstellung der (meisten) Amerikaner? Und wie finden es die Eltern von Teenagern und Kindern (denn das ist ja wohl zu 95% ihre Zielgruppe), wenn ihre Töchter die Songs über z.B. Komasaufen, ungeschützten Sex und flotte Dreier nachsingen und entsprechende T-Shirts tragen, auf denen recht unverhohlen nach männlichen Geschlechtsteilen gesucht wird? Passenderweise hat Christian Ihle vom hervorragenden Blog "Monarchie & Alltag" ein herrlich passendes Zitat von der Band Chrystal Castles zu dem Thema gefunden, dass ich hier wiedergeben möchte, um meinen Gedanken zu belegen: "Fucking Katy Perry spraying people with her fucking dick, her fucking cum gun cumming on fucking children. And little girls, like six-year-old girls wearing a shirt with 'I wanna see your (pea) cock' on it. On the merch for that song 'Peacock' the 'Pea' is on a different line so you don't see it. She sells it to fucking children. It's fucking evil. Don't prey on vulnerable people like that. Don't encourage little girls to get dressed up, to have cupcakes on their tits to get people lick them off, 'cos that's what you're ininuating." 

Passt nicht zusammen, finde ich. Und doch ist die Frau unfassbar erfolgreich und wahrscheinlich, oh Schreck, ein Vorbild für viele Mädchen und junge Frauen. Trotz aller beiger-Rollkragen-Gefahr halte ich das alles für sehr fraglich, um nicht zu sagen, für falsch. Kann man mal drüber nachdenken, ob das cool ist. Katy Perry ist übrigens Pastorentochter.