Dienstag, 19. Juni 2012

Spanien ist das neue Italien

Puh, lange nichts geschrieben hier. Liegt wohl am bevorstehenden Umzug und daran, dass ich bei der Arbeit momentan so viel schreibe, dass ich danach nur noch wenig Lust verspüre, noch was anderes aufs digitale Papier zu bringen.

Aber für ein kurzes EM-Zwischenfazit muss jetzt Zeit sein. Es ist erstens festzuhalten, dass ich bei meinen beiden Tippspielen eine gute Position durch ein Zwischentief am zweiten Spieltag eingebüßt habe - da haben sich die Teams einfach nicht an meine Tipps gehalten. Zweitens, und damit komme ich auf den Titel dieses Posts: Spanien entwickelt sich zum neuen Italien? Wieso? Weil die Spanier es mittlerweile mindestens genau so gut beherrschen, aus einer minimalen Körperberührung ein Foul und damit einen Freistoß zu ziehen und dabei so kindlich empört aus der Wäsche zu gucken, als hätte man ihnen gerade die Schüppe weggenommen UND verraten, dass es den Weihnachtsmann gar nicht gibt. Dafür müssen sie sich nicht einmal andauernd auf den Boden werfen - oft reicht es schon, einfach im Laufduell stehen zu bleiben, bedröppelt in Richtung Schiri zu schauen und fertig ist der Freistoß. Ganz egal, ob der Gegenspieler nun wirklich festgehalten oder nur hörbar ausgeatmet hat.

Das ist noch nicht mal ein neues Phänomen, sondern sowohl bei der spanischen Nationalmannschaft als auch bei Barcelona (was ja irgendwie dann auch logisch ist) schon länger zu beobachten. Nur war man (ich) wahrscheinlich in den letzten Jahren immer so beeindruckt vom tollen Spiel der Spanier, dass das nicht so richtig ins Gewicht gefallen ist. Aber jetzt spielen sie gar nicht mehr so überragend und schön (außer gegen das bedauernswert unterlegene Irland), sondern ihr so gerühmtes Kurzpassspiel wird von vielen Mannschaften effektiv bekämpft - und geht mir gleichzeitig mehr und mehr auf die Nerven. Beim gestrigen Spiel gegen Kroatien hab ich mich in einigen Szenen gefragt, ob es sich um überhebliche Überlegenheit oder doch schon eher um Dummheit handelt. Torschuss scheint fast schon verpönt zu sein. Und wenn man eh schon kritischer schaut, fallen eben auch die negativen Dinge noch mehr auf. Wie das "italienische" Freistoßschinden und Leiden. Und das nervt.