Dienstag, 4. Januar 2011

Come on, you young philosophers...

Die erste Entdeckung dieses Jahres ist eigentlich eine aus dem letzten Jahr. Hä? Naja, das großartige Album "Drown Your Heart Again" von The Strange Death Of Liberal England (über Bandnamen kann man ja immer vortrefflich diskutieren...) erschien Ende letzten Jahres und schaffte es kurz vor knapp sogar noch in die engere Auswahl meiner 12 des Jahres. Aber je öfter ich das Album nun, also in 2011, höre, desto besser wird es. Düstere Texte über die See und die Dunkelheit (eine Auswahl an Songtiteln: Rising Sea, Shadows, Lighthouse, Autumn, Flickering Light) gepaart mit großem, ja fast orchestralem Pop. Taktisch sehr geschickt, so ein Album im Winter rauszubringen - im Sommer wäre man dafür möglicherweise weit weniger empfänglich. Trotzdem denke ich dabei an den Sommer: diese Band wünsche ich mir für Haldern. Und da die Festivalmacher ja bestimmt treue Leser meines bescheidenen kleinen Blogs sind (räusper, hust), sollte dem doch (bitte) nichts im Wege stehen... Und damit ihr wisst, wovon ich schwärme:

Donnerstag, 30. Dezember 2010

Auf die 12 - Meine Alben des Jahres 2010

Jahr für Jahr hört und liest man, dass nun ausgerechnet genau dieses Jahr ein musikalisch eher schwaches war, in dem wenig bemerkenswerte und gute Alben erschienen wären. Und Jahr für Jahr denke ich: "Seh ich nicht so." Ich finde jedes Jahr genug Alben, die mich erfreuen, begeistern, mitreißen und berühren. So natürlich auch dieses Jahr, in dem erstaunlich viele gute deutschsprachige Alben erschienen sind. Aber auch international ließ man sich nicht lumpen. Hier nun meine Top 12 der Alben 2010.

Platz 12: Dendemann - Vom Vintage verweht
Gewohnt scharfzüngig und sprachwitzig. Ist und bleibt Deutschland bester Rapper, wenn es um Texte mit Witz, Verstand und Seitenhieben geht.

Platz 11: Two Door Cinema Club - Tourist History
Tolles Album zum Tanzen, tolle Single-Auskopplungen. Kann man immer wieder hören und bekommt gute Laune, ohne dass es sich abnutzt. Sehr schön, das.

Platz 10: Gistbert zu Knyphausen - Hurra! Hurra! So nicht.
Im Gegensatz zu den Vorgängern eher was für die stillen Stunden und zum Nachdenken. Das dann aber mit Wucht und Gefühl. Wie sagte Thees Uhlmann (sinngemäß): erst haut er dir auf die Fresse, dann streichelt er dir zum Trost die Haare. So isses.

Platz 9: Japandroids - No Singles
Die hauen wiederum nur auf die Fresse, jetzt so musikalisch. Aber das in großartiger Weise. Laut, schnell und gut.

Platz 8: The New Pornographers - Together
Die kanadische Supergroup versteht es immer wieder, mich aufs Neue zu packen. Das Album ist nicht so spektakulär wie mancher seiner Vorgänger, aber immer noch viele, viele Hördurchgänge wert.

Platz 7: Die Sterne - 24/7
Ein 1A-Dance-Album der Sterne. Da mag mancher die Nase rümpfen, aber das ist hier völlig fehl am Platz. Das macht soviel Spaß und wird live noch toller umgesetzt. Einfach fantastisch.

Platz 6: The National - High Violet
Wieder einmal ein ganz wunderbares Album von The National. Gestochen scharfe Texte, großartig vorgetragen. Zum Zuhören, Mitfühlen und manchmal auch zum Dahinschmelzen.

Platz 5: RPA & The United Nations of Sound - RPA & The United Nations of Sound
Endlich! Richard Ashcroft ist wieder da. Also richtig da. Nach den eher durchwachsenen letzten Alben ist er endlich wieder bei alter Größe, bei Bombast und großer Geste. Genau da gehört er hin. Eine tolle Band hat er noch dazu versammelt. Und so ist ein wirklich grandioses Album entstanden.

Platz 4: Superpunk - Die Seele des Menschen unter Superpunk
Allein schon für "In der Bibliothek" lohnt der Kauf von mindestens drei Exemplaren des Albums. Ein Rock'n'Roll-Beat-Song über die Bibliothek! Fantastisch. Wie auch der Rest des Albums. Live sogar noch besser. Wenn das überhaupt geht...

Platz 3: Carl Barât - Carl Barât
Der erste Solowurf des Libertine, nachdem auch die Dirty Pretty Things zu den Akten gelegt wurden. Und gleich so ein großer Wurf. Ganz anders als gewohnt, und doch erkennbar Mr Barât. Mit "Run With The Boys" einen DER Hits des Jahres gelandet. Und rundherum ein wunderbares Album gestrickt. Ich freu mich auf ein dazugehöriges Konzert.

Platz 2: Jens Friebe - Abändern
Ach, der Herr Friebe. Warum ist der denn immer noch nicht berühmt? Da läuft doch irgendwas gewaltig schief. Jedes Album voller Hits, voller grandios-verrückt-lässiger Popsongs. So auch dieses. Dieser Mann müsste längst im Pop-Olymp angekommen sein. Ist er aber nicht, warum auch immer. Komische Welt. Hauptsache, er macht weiter solche Alben.

And the winner is: Young Rebel Set - Young Rebel Set
Platz 1 belegt ein Album, das eigentlich gar kein richtiges Album ist. Eher so eine längere EP. Acht Songs sind drauf. Acht Songs, jeder so groß und gewaltig, dabei doch so schön und fein, dass man es kaum glauben kann. Genau wie das erste Konzert, das ich von Young Rebel Set erlebt habe. Die neulich beim zweiten Konzert gekaufte 3-Track-EP ist ebenso toll. Ein reguläres Album der Band gehört zu den Dingen, auf die ich 2011 mit am sehnlichsten warte. Also bitte, lasst euch nicht zuviel Zeit damit. Nicht dass ich auf dem Trockenen liegen muss!


PS: Nicht ganz geschafft in diese Liste, aber dennoch erwähnenswert, weil ebenfalls toll, sind diese Alben, die hiermit auch wärmstens empfohlen werden (in zufälliger Reihenfolge aufgelistet): Blood Red Shoes - Fire Like This; The Drums - The Drums; 1000 Robota - Ufo; Vampire Weekend - Contra; Tocotronic - Schall & Wahn; The Strange Death of Liberal England - Drown Your Heart Again; Blumentopf - WIR; Christian Rösinger - Songs of L. and Hate; Ocean Colour Scene - Saturday; The Gaslight Anthem - American Slang

Sonntag, 26. Dezember 2010

Jahresrückblick - Die Konzerte 2010

Auch das zu Ende gehende Jahr hatte wieder zahlreiche Konzert-Highlights zu bieten - Grund genug, diese noch einmal Revue passieren zu lassen und in Erinnerungen zu schwelgen. Wie schon in der Vegangenheit sind die Konzerte nach den vollkommen subjektiven Einschätzugen hinsichtlich ihrer Qualität geordnet, und nicht etwa chrono- oder sonstwie logisch. Zu den absoluten Highlights gibts darüber hinaus ein paar Zeilen. Aber nicht zu allen Konzerten, sonst wird das ja zu einem Roman... Here we go:

Fantastisch:
- Ian Brown (24.1., Knust, HH) - das Jahr ging mit der Legende, dem King Monkey, gleich mal überragend los. Ein grandioses Erlebnis, "Fool's Gold" live zaubert allein beim Gedanken daran immer noch Gänsehaut.

- RPA & The United Nations of Sound (12.6., Live Music Hall, K) - die nächste Legende in Topform. Trotz vorherigem England-USA Spiel und deshalb verkürztem Konzert großartig und unvergesslich. Mehr davon, bitte!

- Young Rebel Set (14.8., Haldern Pop) - DIE Entdeckung des Jahres. Haben Herz, Kopf und Seele im Sturm erobert und sich dort fest verankert. Ich warte sehnsüchtig auf das erste (richtige) Album und weitere Heldentaten.

- Mumford & Sons (13.8., Haldern Pop) - wunderbares Konert der zurecht hoch gelobten Engländer. Wie geschaffen für einen stimmungsvollen Sommerabend.

- Gisbert zu Knyphausen & Moritz Krämer (13.5., E-Werk, Erlangen) - GzK war gewohntermaßen wunderbar, aber die eigentliche Überraschung war Support Moritz Krämer, die zweite wichtige Entdeckung des Jahres 2010. Zarte, fast schüchtern vorgetragene Songs voller Eleganz und Wucht. Auch hier erwarte ich großes.

- Olli Schulz (30.7., Dachgarten Übel & Gefährlich, HH) - der Meister des Konzert-Entertainments im Sonnenuntergang über den Dächern von St. Pauli - mehr muss ich wohl nicht sagen...

- Superpunk (24.9., Kamp, Bielefeld) - endlich hab ich sie mal live gesehen, und sie haben in ca. 2,5Std. alle hochgesteckten Erwartungen mehr als erfüllt. Grandios.


Sehr gut:

- Shout Out Louds (1.4., Rockhouse, Salzburg)
- Blood Red Shoes (14.8., Haldern Pop)
- Die Sterne (10.4., Rosenhof, Osnabrück)
- Ja, Panik (6.2., Theater am Alten Markt, Bielefeld)
- Young Rebel Set (13.12., Fest van Cleef, Ringlokschuppen, Bielefeld)
- Tocotronic (31.7., Juicy Beats, Dortmund)
- Kettcar (13.12., Fest van Cleef, Ringlokschuppen, Bielefeld)
- Gisbert zu Knyphausen (13.12., Fest van Cleef, Ringlokschuppen, Bielefeld)


Gut:

- Die Sterne (31.7., Juicy Beats, Dortmund)
- The National (14.8., Haldern Pop - hätten eigentlich mehr verdient gehabt, aber die Soundprobleme haben das Konzert leider doch beeinträchtigt)
- Frightened Rabbit (14.8., Haldern Pop)
- Everything Everything (14.8., Haldern Pop)
- Delphic (13.8., Haldern Pop)
- Triggerfinger (13.8., Haldern Pop)


Ganz OK:

- BEAT!BEAT!BEAT! ((13.12., Fest van Cleef, Ringlokschuppen, Bielefeld)
- Fanfarlo (14.8., Haldern Pop)
- Thees Uhlmann & Freunde (13.12., Fest van Cleef, Ringlokschuppen, Bielefeld)


Hätte ich drauf verzichten können:

- Beirut (13.8., Haldern Pop)
- Yeasayer (14.8., Haldern Pop)

Sonntag, 19. Dezember 2010

Feels like home

So. Endlich mal wieder was Neues hier. Ist ja schon ganz schön lange her, wie ich gerade entsetzt festgestellt habe. Noch nicht mal die obligatorischen Charts gab es, und das will ja schon was heißen. Aber es ist ja auch so einiges passiert. Also hauptsächlich ein Umzug. Der aber natürlich etliche Sachen vor und nach sich zieht, die einen vom Blogeintrag schreiben abhalten können. (neben der Tatsache, dass es uns noch nicht gelungen ist, beide Laptops ans WLAN zu kriegen - für Tipps bin ich immer dankbar...)

Seit mehr als zwei Wochen bin ich - und sind damit auch wir gemeinsam - in der neuen Wohnung. Und es ist wunderbar. Das Post-Umzugschaos ist weitestgehend beseitigt, die Dinge sind an ihrem Platz und wir zusammen zuhause. Herrlich. Wie auch das Drumherum. Das war ich ja schon gar nicht mehr gewohnt, mal unter der Woche noch schnell in die Stadt zu gehen. Also in eine, die den Namen auch verdient hat. Oder, noch besser, zu einer Lesung o.ä. zu gehen. Mal eben so. Großartig. Das hat mir eindeutig gefehlt. Schön, dass es jetzt wieder so ist. Hier, zuhause.

Donnerstag, 11. November 2010

Abändern - dem ist (fast) nichts mehr hinzuzufügen

Eine Rezension des neuesten, wieder einmal hervorragenden Albums von Jens Friebe zu schreiben stand seit dem Tag auf meiner To-Do-Liste, als ich das Album in Händen hielt. Aus verschiedenen Gründen ist daraus bisher leider nichts geworden. Und nun lese ich diese großartige Kritik von Christian Ihle im taz Popblog und denke: Dem ist so gut wie nichts mehr hinzuzufügen, und schöner hätte ich das alles auch nicht formulieren können. Man nehme allein diesen herrlichen Satz: "Dadurch ist Friebe so weit entfernt von der Klangästhetik des Deutschrock wie eine Flasche Chateau Lafitte von Altbier." So siehts nämlich aus. Bleibt mir nur noch hinzuzufügen: Album kaufen! Es lohnt sich. Deutscher Pop kann ganz großartig sein.

http://blogs.taz.de/popblog/2010/11/11/_album_des_monats_oktober_platz_2_jens_friebe_-_abaendern/

Ein Nachtrag ist doch noch zu machen: Die Coverversion von "Up & Down" ist natürlich kein Glanzpunkt - aber den Albumtitel anstatt des eigentlichen "Textes" in den Refrain reinzuzaubern ist doch schon wieder arg cool. Und die Erdmöbel-Version in der Komplettübersetzung finde ich mittlerweile wesentlich unhörbarer. Das aber nur nebenbei...

Montag, 8. November 2010

Changes, oder: Drei Jahre Provinz sind genug

Gut drei Jahre ist es jetzt her, dass es mich aus beruflichen Gründen in die tiefste mittelfränkische Provinz verschlagen hat. Der Job hat mir (fast) immer Spaß gemacht, ich hatte und habe nette Kollegen und habe eine Menge Erfahrungen gemacht (von denen ich allerdings auch auf einige hätte verzichten können) und viel gelernt.

Aber das "Drumherum" hier war schon nicht immer einfach. Ich fand es schwierig bis unmöglich, hier wirkliche private Beziehungen und Bande zu schließen, denn ich war und bin hier immer noch der "Fremde", der "Neue". Das war auch nach mehr als einem Jahr beim Fußball so - alle anderen kannten sich von Kindesbeinen an, wobei das ja kein Grund sein muss. Aber ich bin eben auch kein Bierzelt- und Alpenmax-Typ - worüber ich ja auch ganz froh bin - und von daher fiel das weitere "Socialising" doch eher schwer. So blieb nur der weite Weg gen Norden (oder manchmal auch gen Süden), um Freunde zu besuchen.

Von daher ist es noch schöner als ohnehin schon, dass es mich nach diesen drei Jahren (endlich) wieder in heimatliche Gefilde verschlägt und ich meine Zelte in Dortmund aufschlage. Zusammen mit meiner Liebsten, die ist sogar schon da. Und ich folge in wenigen Wochen. Ich freue mich schon. Auf das gemeinsame Leben, auf meine "alten" Freunde, auf den neuen Job, auf neue Bekanntschaften, auf Menschen, die (halbwegs) hochdeutsch reden. ;-) Denn fränkisch ist für mich auch nach drei Jahren weitgehend unverständlich geblieben. Obwohl ich sprach- und auch dialektbegeistert bin. Und ich freue mich darauf, dass die Liebste und ich nicht immer durch halb Deutschland fahren müssen, um uns zu sehen. Und darauf, dass wir nicht mehr auf die Wochenenden warten müssen, um uns zu sehen. Darauf freue ich mich eigentlich am liebsten. Ich bin glücklich und froh, heimzukommen.

Elf des Monats - Oktober 2010

Tracks

Carl Barât - Run With The Boys
Jens Friebe - Sei mein Plus Eins
The Libertines - The Delaney
Violent Femmes - Add It Up
Dirty Pretty Things - One To My Left
Saalschutz - Ihr wollt ja doch nur pogen
Paul Weller - Brand New Start
Element of Crime - Das alles kommt
Ian Brown - Kiss Ya Lips (No I.D.)
Blood Red Shoes - Heartsink
Bernd Begemann - Die Apokalypse erreicht Borkhorst


Alben

Jens Friebe - Abändern
Carl Barât - Carl Barât
Beat!Beat!Beat! - Lightmares
Erdmöbel - Krokus
Superpunk - Die Seele des Menschen unter Superpunk
The Libertines - The Libertines
Die Türen - Popo
Fran Healy - Wreckorder
Paul Smith - Margins
Klaxons - Surfing The Void
The Thermals - Personal Life