Mittwoch, 18. Dezember 2013

Alben des Jahres 2013

Es gab wohl schon Jahre, in denen ich das Gefühl hatte, es seien mehr gute Alben erschienen. Dennoch gab es auch in diesem Jahr zahlreiche Longplayer, die es mir angetan haben. Und ich habe, zumindest gefühlt, in diesem Jahr trotzdem mehr CD-, Vinyl- und mp3-Alben gekauft. Und zwar vermehrt direkt bei den Künstlern bzw. Labels anstatt bei Amazon, Saturn o.ä. Oft kriegt man da sogar noch eine persönliche Note in Form von Signaturen, beigelegten Nachrichten oder anderen netten Kleinigkeiten. Das macht noch einmal mehr Freude!
In diesem Jahr habe ich meine Favoriten schweren Herzens auch einmal wieder in eine Reihenfolge gebracht. Allerdings gibt es keinen dritten Platz, denn es gibt zwei Zweitplatzierte. Da konnte ich mich nun wirklich nicht entscheiden.

1 Sulk – Graceless
Das Album des Jahres. Boah! Klar klingeln sofort die Stone Roses und wollen ihre Ideen zurück, aber mal ganz ehrlich: Interessiert doch keinen! Zumal Sulk es trotzdem schaffen, da ihre ganz eigene Note rein zu bringen, auch wenn es sich um ein Album voller (nicht nur Roses-)Zitate und Referenzen handelt. Aber wenn schon zitieren, dann ja wohl die Großen!
Anspieltipp: Flowers, Marian Shrine, End Time – ach, eigentlich alles von 1 bis 10! All killer, no filler!

2 Young Rebel Set – Crocodile
Das zweite Album ist immer das Schwerste… so geht die alte Rezensenten-Weisheit. Wenn dem so sein sollte, sollten vielleicht viele Bands mal bei YRS nachfragen, wie man das denn so macht mit dem zweiten Album. Denn das ist ganz hervorragend geworden. Vielleicht sogar insgesamt runder als das tolle Debut. Hier können sich alle mal was abgucken, die gerne Pathos in ihre Alben bringen möchten, ohne dass das anstrengend angestrengt wirkt (Labelkollege Thees Uhlmann, ich blicke in deine Richtung!).
Anspieltipp: Unforgiven, The Whip Of The Lash

2 Johnny Marr – The Messenger
Was soll man sagen? Der Mann mit der Gitarre bei den Smiths. Kriegt in der Morrissey-Biografie ordentlich was drüber (aber nicht so schlimm wie die anderen beiden). Nichtsdestotrotz ist das Soloalbum ein ganz großer Wurf mit durchgängig tollen Songs.
Anspieltipps: New Town Velocity, Upstarts

4 The Strypes – Snapshot
Rock’n’Roll will save your soul – glaubt man nicht, dass die Jungs (darf man hier ungeniert sagen) alle noch Teenager, einige sogar noch eine ganze Weile. Ist mir egal, das hier ist groß. Dazu haben die Menschen in Haldern auf der Wiese getanzt, vor einer Leinwand, die das Konzert aus dem Spiegeltent nach draußen übertrug. Und das ist auf Platte genauso gut.
Anspieltipp: Heart Of The City (ist ein Cover, ist mir aber auch egal. Rockt.), What A Shame

5 The Wave Pictures – City Forgiveness
(Fast) Jedes Jahr die gleiche Leier: Ich lobe und preise die Wave Pictures, die, analog zu Kurt Krömers Selbstbezeichnung als „Deutschlands bekanntester Geheimtipp“, die unbekanntesten Weltstars des Popzirkus sind. Schon wieder hauen sie ein tolles Album raus, ein Doppelalbum gar. Und spielen Konzerte im Foyer des FFT vor ein paar Handvoll Menschen. Wäre die Welt gerechter, - ach, lassen wir das…
Anspieltipp: Like Smoke, The Inattentive Reader, Atlanta

6 Tullycraft – Lost In Light Rotation
Popmusik, wie sie sein sollte – nicht mehr und nicht weniger. Etwa eine halbe Stunde voller zackiger Songs und gewitzten Lyrics. Diese Platte macht Spaß und lässt das Tanzbein wippen! Eine meiner meist gehörten CDs dieses Jahr. Ideal für die Heimfahrt von der Arbeit – gute Laune im Anschluss garantiert!
Anspieltipp: Wake Up, Wake Up; Anacortes

7 Beady Eye – BE
Tja, das hätte ich ehrlich nicht erwartet. Nachdem mich schon das Debütalbum positiv überrascht hatte, bin ich jetzt vom zweiten Album (siehe Young Rebel Set) noch mehr erstaunt. Da stimmt (fast) alles, und da sind richtige Kracher dabei, die – man hat das ja immer noch unweigerlich im Hinterkopf – auch in Oasis-Zeiten für Jubel gesorgt hätten. Weiter so!
Anspieltipp: Second Bite Of The Apple, I’m Just Saying, Iz Rite

8 Die höchste Eisenbahn – Schau in den Lauf Hase
Gut dass es noch Bands gibt, die die deutschsprachige Musik vor der völligen Adel-Tawilisierung retten können: Die Band um Moritz Krämer und Francesco Wilking hat es vor allem textlich drauf. Aber so richtig! Da kann ich persönlich schon mal über die eine oder andere, in meinen Augen, leichte musikalische Belanglosigkeit hinwegsehen.
Anspieltipp: Was machst du dann, Raus aufs Land

9 Palma Violets – 180
Klassischer Fall von „Doppelt hält besser“: Beim ersten Durchhören noch für zu leicht befunden, vielleicht auch von dem anscheinend unvermeidbaren „Die neuen Libertines!!!-Hype“ abgeschreckt. Dann bei einem der Lieblingsplattendealer für wenig Geld einfach mal mitgenommen – und sofort begeistert. Neue Libertines ist natürlich Quatsch, aber diese smarte Rotzigkeit, die kann was!
Anspieltipp: Best Of Friends, 14 (vor allem der direkt folgende „Hidden Track)

10 Mozes And The Firstborn – Mozes And The Firstborn
Ich weiß gar nicht mehr genau, wie ich auf die Band aufmerksam geworden bin. Von wegen also, Youtube oder Spotify (denn auf eins von den beiden läuft es hinaus) lassen einen keine neue Musik mehr entdecken. Richtig guter Rock aus niederländischen Garagen, wenn man so will.
Anspieltipp: I Got Skills, Bloodsucker

11 Blomqist – Kein Mittel dagegen
Support your local bands! Blomqist aus Dortmund werden die Wenigsten kennen, was schade ist. Denn Musik mit deutschen Texten zu finden, die nicht im JupiterJonesRevolverheldJuliSchießmichtot-Klischeebrei versinkt, wird ja nicht einfacher. Und hier findet man sie in Hülle und Fülle!
Anspieltipp: Emmanuelle Cunt, Fahrplan

12 Vampire Weekend – Modern Vampires Of The City
Ich könnte mir vorstellen, dass sich viele Fans was anderes erhofft hatten. Und ich musste mich auch erst daran gewöhnen, dass diese Band immer weniger nach „A-Punk“ klingt. Aber spätestens nach dem dritten Durchgang hat es mich gepackt. Und der Urlaub in Nordamerika hat mich das Album noch einmal mit anderen Ohren hören lassen, so dass ich die Platte jetzt irgendwie noch mehr schätze.
Anspieltipp: Diane Young, Hannah Hunt

Ehrenplätze außerhalb der Wertung:
David Bowie – The Next Day
Ein neues Album! Von David Bowie! After all these years! Und dennoch reicht es nicht ganz für meine Charts, denn, mal ehrlich: Auf Albumlänge ist das irgendwie zu wenig. Es sind tolle Songs dabei (Dirty Boys zum Beispiel), aber auch vieles, was man jetzt nicht unbedingt gebraucht hätte. Aber: DAVID BOWIE!!!

Art Brut – Top Of The Pops
Es sind nur zwei neue Songs drauf – es handelt sich ja auch um ein Best-of-Album. Aber hey, es ist von Art Brut! Und neue Songs sind neue Songs! Deshalb zu Recht ein Ehrenplatz.

Knapp an den Charts vorbei geschossen:
Suit And Tie Johns – Paul (noch was tolles neues aus den Niederlanden. Hätte ich die nicht erst vor zwei Wochen entdeckt, wären die unter den Bestplatzierten!)
Franz Ferdinand – Right Thoughts, Right Words, Right Action (nach den vorherigen Alben ein unerwartet toller Wurf!)
Tocotronic – Wie wir leben wollen
The National – Trouble Will Find Me
The Computers – Love Triangles Hate Squares
Keith Topf Of The Pops & His Minor UK Indie Celebrity All-Star Backing Band - TOTP2
Billy Bragg - Tooth & Nail
Eleanor Friedberger - Personal Record

Alle Anspieltipps sowie weitere Tracks, die ich in diesem Jahr gut fand und wahrscheinlich auch in Zukunft noch gut finde, kann man sich übrigens in dieser Spotify-Playlist anhören. (Ich hoffe, das funktioniert auch tatsächlich)

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