Montag, 18. März 2013

Der richtige Ton


Es gibt ja so Dinge, da weiß man einfach: Das wird gut, da kann ich mich drauf verlassen. Jetzt nicht so in dem langweiligen Sinne, sondern man freut sich einfach jedes Mal aufs Neue und völlig zu Recht darauf.
So war das bei der Musik von Superpunk. Sowohl auf Platte als auch live konnte man, also ich, da nichts falsch machen, denn diese Band traf und trifft es einfach genau. Texte über vermeintlich banale und normale Themen („Fußball, Mode, Musik – das Übliche halt“, Zitat Carsten Friedrichs) gepaart mit herrlichem Rock’n’Roll mit Pop- und Souleinschlägen, unverkrampft und unterhaltsam. Ich habe nie verstanden, warum Superpunk nicht „größer“ rausgekommen sind.

Umso treuer aber die Fangemeinde, selbst wenn es die Band gar nicht mehr gibt. Seit letztem Jahr gibt es aber Die Liga der gewöhnlichen Gentlemen, wenn man so will eine Nachfolgeband, denn Sänger Carsten Friedrichs und Bassist Tim Jürgens sind mit von der Partie, und die Songs, weiterhin aus Friedrichs Feder, erinnern daher natürlich stark an Superpunk. Dank Saxophonist und Gitarrist Philipp Morton Andernach klingt das ganze vielleicht noch einen Schuss mehr nach Soul. Im Publikum im Essener Grend konnte man am Samstagabend einige Leute entdecken, die im letzten Jahr auch bei der Superpunk-Abschiedstour in der Zeche Carl dabei waren, und die natürlich auch bei der Liga auf ihre Kosten kommen. So wie wir auch. Gewohnt sympathisch und mit amüsanten Ansagen zwischendurch spielte sich die Band nahezu komplett durch ihr Debütalbum, streute eine hervorragende Coverversion von Bernd Begemanns Hit „Viel zu glücklich (um es lange zu bleiben)“ ein und spielte als Zugabe auch zwei Superpunk-Gassenhauer – interessanterweise ohne Tim Jürgens. Ob er keine Lust mehr auf die „alten“ Stücke hat? Ich habe mich jedenfalls gefreut, dass das fantastische Stück „In der Bibliothek“ – allein auf die Idee zu kommen, einen Rock’n’Roll-Song über Leihbüchereien zu schreiben ist doch wohl genial – dabei war. Genau das sind die kleinen Themen, aus denen große Songs entstehen, wie auch mein Lieblingstrack vom Debütalbum, „Meine Jeans“. In dem besingt Carsten Friedrichs, oh Wunder, seine Lieblingsjeans. Zitat: „Ich dachte mir, es sei eine gute Idee, mal ein Lied über meine Lieblingshose zu schreiben.“ Und ob das eine gute Idee war! Der Mann – und seine Band – trifft eben einfach so gut wie immer den richtigen Ton.

Den haben im Grend leider einige der Konzertbesucher nicht getroffen. Man sollte ja meinen, dass ein älteres, gesetzteres Publikum (mit knapp über 30 zählte ich sicherlich zu den Jüngsten) den Künstlern etwas mehr Respekt, sprich Ruhe, entgegen bringt. Weit gefehlt. Lautstarke „Unterhaltungen“ im Brüllton sowie unsinnige und vor allem in der Vielzahl nervende Zwischenrufe waren leider an der Tagesordnung. So wissen wir jetzt, dass man in Essen Düsseldorf Scheiße findet, Schalke Tod und Hass wünscht und der HSV, Friedrichs Lieblingsklub, auch doof ist. Die Essener scheinen nicht viele Freunde zu haben… Aber immerhin bei der Zuneigung zur Liga, die sich davon zum Glück nie aus der Ruhe bringen ließ, waren sich die Anwesenden alle einig. 

Man hat überhaupt das Gefühl, dass nur wenig sie aus der Ruhe bringen kann. Auch nicht, dass einige Fans beim anschließenden Merchandise-Kauf aber wirklich ganz genau wissen wollten, welcher Artikel warum wie viel kostet und was es denn damit auf sich hat. Also schnell noch lächelnd eine Pappe mit Preisen bemalt, alles ganz freundlich erklärt und auch diese etwas anstrengenden Zeitgenossen waren zufrieden. Und gerade als Keyboarder Gunther Buskies anmerkte, dass den T-Shirts viel zu wenig Beachtung geschenkt würde, schritt ich zur Tat – und kaufte eins, als Erinnerung an einen schönen Abend und eine tolle Band. Bitte bald wiederkommen, denn "diese Band ist so genial": 



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