Die Bundesliga feiert in dieser Saison ihr 50-jähriges Jubiläum. Zu diesem Anlass hat Ben Redelings nicht nur ein tolles Buch bzw. Jubiläumsalbum mit den besten Anekdoten, Geschichten und Sprüchen herausgebracht - dazu gibt es auch noch eine Tour durch Deutschland, bei der daraus gelesen wird. Nachdem wir bereits im letzten Sommer bei einem "WarmUp" für seine Tour waren, wollten wir uns auch das "Finale" der Tour am Gründonnerstag in Dortmund nicht entgehen lassen. Und wo könnte diese Tour besser beschlossen werden (wobei, ein paar wenige Termine danach gibt es dann doch noch) als im Goldsaal der Dortmunder Westfalenhallen. Denn dort wurde schließlich die Gründung der Bundesliga seinerzeit beschlossen.
Für diesen besonderen Abend hatte sich Ben Redelings Verstärkung geholt, und zwar von Kommentatoren-Urgestein Manni Breuckmann und Willi "Ente" Lippens. Zwei begnadete Anekdoten-Erzähler, vor allem die Ente. Man hatte den Eindruck, dass er den Abend auch locker alleine hätte bestreiten können, wenn man ihm alle paar Minuten ein Stichwort hingeworfen hätte. Da hatte es selbst Breuckmann, der ja auch nicht auf den Mund gefallen ist, manchmal schwer, dazwischen zu kommen. Wobei es natürlich zu 99% sehr lustig war, was Lippens wort- und gestenreich zu erzählen hatte, so ist es ja nicht. Zum Beispiel, wie er Trainer zur Verzweiflung (und sogar zum Rauswurf) getrieben hat, oder wie er sich während des Spiels mit Gegner und Schiedsrichtern gekabbelt hat. Und es entstand ja auch trotzdem oft ein sehr amüsanter Schlagabtausch zwischen den drei Protagonisten, wobei es ein wenig schade war, dass Redelings dabei manchmal ein bisschen kurz gekommen ist, weil von links oder rechts schon wieder etwas Neues eingeworfen wurde.
Von links nach rechts: Breuckmann, Redelings, Lippens. Rundherum: der, schön formuliert, altehrwürdige Goldsaal
Dennoch - oder gerade deshalb?- war es ein sehr kurzweiliger Abend mit vielen witzigen Anekdoten aus dem Fußball, und zwar nicht von außen betrachtet, sondern eben auch von Insidern auf und neben dem Rasen erzählt. Geschichten, die man als Fan vielleicht sonst nicht erfahren würde. Garniert natürlich mit jeder Menge Stilblüten, die Spieler, Trainer, Funktionäre und Reporter im Laufe der Zeit so von sich gegeben haben. Alles in allem war das also ein sehr schöner Abend mit dem Fazit: Früher war der Fußball anders, aber nicht unbedingt alles war besser. Denn, Zitat Ente Lippens: "Heute gibbet doch viel mehr Moos!" In diesem Sinne sag ich nur ein Wort: Vielen Dank!
Es gibt ja so
Dinge, da weiß man einfach: Das wird gut, da kann ich mich drauf verlassen.
Jetzt nicht so in dem langweiligen Sinne, sondern man freut sich einfach jedes
Mal aufs Neue und völlig zu Recht darauf.
So war das
bei der Musik von Superpunk. Sowohl auf Platte als auch live konnte man, also
ich, da nichts falsch machen, denn diese Band traf und trifft es einfach genau.
Texte über vermeintlich banale und normale Themen („Fußball, Mode, Musik – das
Übliche halt“, Zitat Carsten Friedrichs) gepaart mit herrlichem Rock’n’Roll mit
Pop- und Souleinschlägen, unverkrampft und unterhaltsam. Ich habe nie
verstanden, warum Superpunk nicht „größer“ rausgekommen sind.
Umso treuer
aber die Fangemeinde, selbst wenn es die Band gar nicht mehr gibt. Seit letztem
Jahr gibt es aber Die Liga der gewöhnlichen Gentlemen, wenn man so will eine
Nachfolgeband, denn Sänger Carsten Friedrichs und Bassist Tim Jürgens sind mit
von der Partie, und die Songs, weiterhin aus Friedrichs Feder, erinnern daher
natürlich stark an Superpunk. Dank Saxophonist und Gitarrist Philipp Morton Andernach
klingt das ganze vielleicht noch einen Schuss mehr nach Soul. Im Publikum im
Essener Grend konnte man am Samstagabend einige Leute entdecken, die im letzten
Jahr auch bei der Superpunk-Abschiedstour in der Zeche Carl dabei waren, und
die natürlich auch bei der Liga auf ihre Kosten kommen. So wie wir auch.
Gewohnt sympathisch und mit amüsanten Ansagen zwischendurch spielte sich die
Band nahezu komplett durch ihr Debütalbum, streute eine hervorragende
Coverversion von Bernd Begemanns Hit „Viel zu glücklich (um es lange zu bleiben)“ ein und spielte als
Zugabe auch zwei Superpunk-Gassenhauer – interessanterweise ohne Tim Jürgens.
Ob er keine Lust mehr auf die „alten“ Stücke hat? Ich habe mich jedenfalls gefreut,
dass das fantastische Stück „In der Bibliothek“ – allein auf die Idee zu
kommen, einen Rock’n’Roll-Song über Leihbüchereien zu schreiben ist doch wohl
genial – dabei war. Genau das sind die kleinen Themen, aus denen große Songs
entstehen, wie auch mein Lieblingstrack vom Debütalbum, „Meine Jeans“. In dem
besingt Carsten Friedrichs, oh Wunder, seine Lieblingsjeans. Zitat: „Ich dachte
mir, es sei eine gute Idee, mal ein Lied über meine Lieblingshose zu
schreiben.“ Und ob das eine gute Idee war! Der Mann – und seine Band – trifft eben
einfach so gut wie immer den richtigen Ton.
Den haben im
Grend leider einige der Konzertbesucher nicht getroffen. Man sollte ja meinen,
dass ein älteres, gesetzteres Publikum (mit knapp über 30 zählte ich sicherlich
zu den Jüngsten) den Künstlern etwas mehr Respekt, sprich Ruhe, entgegen
bringt. Weit gefehlt. Lautstarke „Unterhaltungen“ im Brüllton sowie unsinnige
und vor allem in der Vielzahl nervende Zwischenrufe waren leider an der
Tagesordnung. So wissen wir jetzt, dass man in Essen Düsseldorf Scheiße findet,
Schalke Tod und Hass wünscht und der HSV, Friedrichs Lieblingsklub, auch doof
ist. Die Essener scheinen nicht viele Freunde zu haben… Aber immerhin bei der Zuneigung zur Liga, die sich davon zum Glück nie aus der Ruhe bringen ließ, waren sich die Anwesenden alle einig.
Man hat überhaupt das Gefühl, dass nur wenig sie aus
der Ruhe bringen kann. Auch nicht, dass einige Fans beim anschließenden
Merchandise-Kauf aber wirklich ganz genau wissen wollten, welcher Artikel warum
wie viel kostet und was es denn damit auf sich hat. Also schnell noch lächelnd
eine Pappe mit Preisen bemalt, alles ganz freundlich erklärt und auch diese
etwas anstrengenden Zeitgenossen waren zufrieden. Und gerade als Keyboarder
Gunther Buskies anmerkte, dass den T-Shirts viel zu wenig Beachtung geschenkt
würde, schritt ich zur Tat – und kaufte eins, als Erinnerung an einen schönen
Abend und eine tolle Band. Bitte bald wiederkommen, denn "diese Band ist so genial":
… dann kann
er was erleben, heißt es im Sprichwort. Stimmt, kann ich bestätigen. Wobei in
diesem Fall die fünfstündige Autofahrt nach Frankfurt auf dem Hinweg noch nicht
einmal das Kuriose ist, wenn man sich das begleitende Schneechaos dazu ansieht
und bedenkt, dass manche Kollegen für eine 30km-Fahrt um die drei Stunden
gebraucht haben. Nein, wirklich spannend war die Rückfahrt aus Frankfurt nach
Dortmund mit der Bahn.
Nun bin ich
ganz bestimmt nicht einer von denen, die fortwährend auf die Bahn schimpfen.
Eigentlich fahre ich nämlich gerne Bahn und habe bis auf wenige Ausnahmen auch
keine allzu schlechten Erfahrungen mit ihr gemacht. Kommt vielleicht auch
daher, dass ich nur Gelegenheitskunde bin… Am Mittwoch ging es sogar schon vor
der eigentlichen Bahnfahrt los – nach Messeschluss strömten die Besucher, welch
Wunder, zur S-Bahn-Station der Frankfurter Messe. Was am Tag zuvor noch
problemlos vonstatten ging, wurde nun dadurch verkompliziert, dass sich Ordner
(von der Messe sowie von DB Sicherheit) an den Treppen positionierten und die
Leute nur häppchenweise zum Gleis ließen. Dabei führten sie sich auf wie wild
gewordene Knastwärter („wenn Sie nicht aufhören zu drängeln, machen wir die
Station komplett dicht“ – das hätte ich übrigens gerne mal sehen wollen! Und es wurde auch nicht besonders gedrängelt.). Ich
fragte mich jedenfalls, welche Menschenmassen wohl schon unten am Gleis
warteten. Als ich dann aber nach einiger Zeit schließlich selbst runter durfte
und in die S-Bahn einstieg, war diese so leer, dass man darin einen Tanzkurs
hätte durchführen können. Eigenartiges Konzept…
Die nächste
Etappe ging dann vom Frankfurter Hauptbahnhof zum Fernbahnhof am Flughafen
Frankfurt. Die Bahn-App (meiner Meinung nach mit das Beste, das die Bahn jemals
angestellt hat) kündigte an, dass sowohl dieser als auch der anschließende Zug
pünktlich seien. Angesichts der zahlreichen Verspätungsdurchsagen freute mich
das sehr. Ich stieg also pünktlich in den ICE ein, der natürlich nicht in der angezeigten Wagenreihenfolge einfuhr, sondern umgekehrt – nur fuhr dieser dann nicht
los. Die 13 Minuten Umsteigezeit verronnen langsam aber sicher, ohne dass man
erfuhr, warum. Schließlich fuhr der Zug genau so los, dass wir theoretisch
genau dann am Flughafen ankämen, wenn der andere Zug abfuhr. Ob aber die
Anschlüsse erreicht würden, sei noch nicht sicher, so die Durchsage. Na toll…
Ich stellte mich sicherheitshalber schon Minuten vor der Ankunft an die Tür –
was ich eigentlich hasse –, um sofort zum anderen Zug rennen zu können, der,
wie man uns inzwischen mitgeteilt hatte, dort warten würde. Also flugs aus dem Zug gesprungen - aber der andere war doch noch nicht da. Naja, ist ja auch nicht schlimm. Konnte man noch schnell auf die Wagenreihenfolge schauen und sich dementsprechend hinstellen. Aber warum eigentlich? Wer hängt diese Poster eigentlich auf, was sind das für Menschen? Das stimmt doch nie! Also schnell am ganzen Zug entlang gelaufen, Platz gefunden, fertig. Kaum drin, kam die Ansage, dass man da und da nicht schneller als 100 Km/h fahren darf, von daher "sammeln wir bestimmt nochmal 20 Minuten Verspätung auf oder so". Ach, ich muss ja nicht mehr umsteigen, dachte ich noch. Kurz vor Köln stellte sich das aber als Unwahrheit heraus, denn wie beiläufig ertönte die Durchsage, dass dieser Zug nicht mehr weiterfahren dürfe - alle Fahrgäste müssten aussteigen. Es würde ein Ersatzzug am gleichen Gleis bereitgestellt. Natürlich dauerte das auch wieder eine Viertelstunde, die man einigermaßen ratlos am Bahnsteig verbrachte. Der Ersatzzug fuhr dann gefühlt in Zeitlupe gen Dortmund. Zwischendurch so nette Durchsagen wie "Passengers to Münster get out here now" - nett, nicht wahr? Eine knappe Stunde (kam einem während dessen aber viel länger vor) später als geplant dann schließlich Ankunft in Dortmund, wo beim Aussteigen schon ein Zugbegleiter neben dem Zug kniete und mit einer Taschenlampe darunter leuchtete. Gut, dass ich nicht mehr weiterfahren musste - ob der Zug wohl heil in Hannover angekommen ist? Man weiß es nicht, denn was mir am meisten bei der ganzen Sache auf die Nerven ging: Man erfuhr nie, warum irgendwas passierte. Verspätung, Zugwechsel, das alles wurde nie begründet und machte manchmal den Anschein, als hätten die Verantwortlichen direkt Spaß daran. War ja vielleicht auch so. Dann sollte ich mich vielleicht auch mal bei der Bahn bewerben, wenn das da so lustig ist. Zur Arbeit fahre ich aber weiterhin mit dem Auto...
So heißt es im Refrain der aktuellen Single der Toten Hosen, "Altes Fieber". Höre ich da etwa Selbstironie heraus? Denn mal ehrlich, genau das denke ich jedes verdammte Mal, wenn ich die Band im Radio höre! Aber wenn die das selbst auch schon so sehen...
Eins vorweg: Ich behaupte keineswegs, vollständig auf der modischen Höhe der Zeit zu sein. Was ich behaupte: Ich interessiere mich ein wenig dafür und habe - meiner Meinung nach, was soll ich auch von mir selbst sonst sagen - einen ganz ordentlichen Geschmack.
Genug des Vorgeplänkels: Als ich heute den Azubi aus der IT-Abteilung über den Flur gehen sah, dachte ich: "Ein 20-Jähriger mit dem Kleidungsstil eines Klischee-Mittfünfzigers. Ich bin gespannt, ob er im Frühling einen beigen Blouson trägt." Was man halt so denkt, wenn man über den Büroflur geht. Dann fragte ich mich, was so einen 20-Jährigen wohl auf den Gedanken bringt, in einem sackigen Pulli, in einer zu kurzen 08/15-Jeans (zu kurze Hosen sind scheinbar überhaupt ein weit verbreitetes Phänomen unter Männern) und in schwarzen, klobigen Ledersneakern nach Supermarkt-Art rumzulaufen. Es muss ja nicht der neueste H&M-Stil in Neon-Violett und mit V-Ausschnitt bis kurz unterm Bauchnabel sein - aber der Junge muss doch auch nicht rumlaufen wie der eigene Großonkel. Dann dachte ich weiter darüber nach, über andere Kollegen und deren Kleidung, und mir wurde bewusst, dass es erstaunlich viele junge Männer (dazu zähle ich mich übrigens auch) gibt, die Klamotten tragen, die mein Vater (zum Glück!) nicht mal mit einem Blick während des Vorbeigehens streifen würde. Ich kenne Gleichaltrige, die tragen ernsthaft weinrote Seidenblousons. Und nicht so Hipster-mäßig. Nein nein, ganz ironiefrei! Ich meine, das war selbst in den 80ern schon schlimm, als die "modern" gewesen sein mögen.
Was mich also daran beschäftigt: Es scheint den Leuten ja zu gefallen. Oder zumindest nicht negativ aufzufallen, wenn sie vielleicht nur minimales Interesse für den Kleiderkauf aufbringen. Unvorstellbar. Wie kann das passieren? Wieso sagt ein 20- der 30-Jähriger: "Joah, die Jacke find ich gut, die sah ja auch schon an Heinz Schenk gut aus, damals 1982." Also, sinnbildlich gedacht natürlich. Der sagt ja von sich womöglich auch, er hätte einen guten Geschmack. Dabei sieht er aus wie der personifizierte Altherren-Ausflug.
Ach, ich kann das gar nicht so gut beschreiben, wie ich gerne möchte. Sie wissen schon, was ich meine, meine Damen und Herren des guten Geschmacks. Fight the Seidenblouson! Ende der Beschwerde.