Momentan könnten man die Tage problemlos damit zubringen, per Live-Ticker oder News-Kanal die Ereignisse eines jeden Tages zu verfolgen, ohne dass die geringste Langeweile aufkäme. Eine Nachricht jagt die nächste, an allen möglichen Orten und mit den unterschiedlichsten Inhalten. Geglückte, weniger geglückte und hoffentlich bald geglückte Revolutionen, unerfreuliche Naturereignisse und – das natürlich auf Deutschland fokussiert – Plagiatsdebatten. Viele schütteln ob der medialen Omnipräsenz der Frage, ob, wie viel, warum und wie unser Verteidigungsminister bei seiner Dissertation betrogen hat (nichts anderes ist das nämlich, man sollte wegkommen von diesem verniedlichenden Begriff der „Schummelei“) bzw. wie er mit dieser Situation umgeht. Ich nicht. Ich finde es sehr richtig, dass dieser Fall soviel Aufmerksamkeit bekommt und kontrovers diskutiert wird. Wobei letzteres nicht ganz stimmt. Für mich gibt es da nicht viel zu diskutieren. Wenn die Vorwürfe stimmen – was ja aufgrund vieler fleißiger und findiger Menschen (die aus Sicht von Guttenberg-Sympathisanten diese aus reinem Neid tun und ihm natürlich nur ans Bein pinkeln wollen – was für ein Schwachsinn) ziemlich sicher scheint –, dann ist alles Diskutieren müßig: dann muss dieser Mann nicht nur seinen Doktorgrad aberkannt bekommen, dann muss er auch als Minister zurücktreten bzw. zurückgetreten werden – eventuelle Qualifikationen und erworbene Meriten in diesem Amt spielen da überhaupt keine Rolle mehr.
Sicher, das Argument, dass ja bestimmt alle Politiker lügen und viele womöglich auch anderweitig Dreck am Stecken haben, leuchtet mir ein. Und dennoch ist dieser Fall anders. Wenn Herr zu Guttenberg zu doof ist, seine Faulheit, Boshaftigkeit, Unfähigkeit oder was auch immer adäquat zu kaschieren und sich dermaßen plump erwischen lässt, fühle ich mich moralisch und intellektuell persönlich beleidigt, wenn so jemand weiterhin der immerhin demokratisch von der Mehrheit gewählten Regierung angehört, selbst wenn er nicht durch meine Stimme dorthin gekommen ist. Ich bin zwar Realist und aus Überzeugung eher Skeptiker, aber trotzdem glaube ich daran, dass es noch (einen Rest) Anstand, Würde und Moral in der Gesellschaft gibt und geben sollte – und genau diese werden hier mit Füßen getreten. Da hilft auch keine halbherzige Entschuldigung, die nicht erst angesichts der zuvor brüsk zurückgewiesenen Anschuldigungen auch schon wieder eine Frechheit darstellt. Sich jetzt hinzustellen und zu erklären, dass da „einige Fehler“ unterlaufen sein und das Ganze mit dem gelackten Blender-Charme herunterspielen zu wollen, schlägt für mich dem Fass endgültig dem Boden aus. Das jetzt alles als versehentlichen, naiven oder schlicht dummen Fehler abzutun und zu hoffen, dass die Sache damit ausgestanden ist, damit sollte er nicht durchkommen dürfen. Wer solche Werte wie Integrität und Seriosität vertritt, sollte diese auch selber einhalten – und die Konsequenzen aus seinem Fehlverhalten ziehen.
So, jetzt habe ich meine Meinung gebührend hier breitgetreten und drücke wieder den Menschen in Libyen die Daumen. Und in den anderen Ländern natürlich auch. Denn eins steht fest: The revolution will not plagiarized!
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen