Sonntag, 27. Februar 2011

"Ein akademischer Fälscher kann kein Minister bleiben." Ein Aufruf von Medienhistoriker Lutz Hachmeister

...auf den ich hier als Ergänzung zu diesem Post, vollkommen korrekt und unter Verlinkung der Originalquelle verweisen möchte und sehr unterstützenswert finde. Überaus amüsant sind auch die Kommentare (besonders eines Schreibers), die gefühlt alle vier Sekunden Wasserstandsmeldungen über die Anzahl der Guttenberg-Fans bei Facebook abgeben - hat ein bisschen was von, pardon, Schwanzvergleich.

Hier also der Originaltext: Ein akademischer Fälscher kann kein Minister bleiben. Ein Aufruf

Der Text fasst wunderbar das Kernproblem der ganzen "Debatte" zusammen: "Wie will eine Bundesregierung überhaupt noch bildungspolitisch verantwortlich handeln, wenn sie vorsätzliche akademische Täuschung zum Kavaliersdelikt erklärt? Wie wollen Universitäten ihre Studenten zur „Exzellenz“ motivieren, wenn ein plagiiertes Traktat ohne Konsequenzen mit „summa cum laude“ bewertet werden kann?"

Donnerstag, 24. Februar 2011

Schlimmer gehts nimmer

Selten hat lediglich ein Satz einer Album-Rezension mir so klar gemacht, dass ich von diesem Album nichts hören und wissen will: "Wieder wendet sich die Band vom Songformat ab, hin zum Avantgarde-Rock." (nachzulesen hier)
Alles an diesem Satz ist schrecklich, wenn ich bedenke, dass es sich um ein Musikalbum handelt. Weg vom Song? Warum? Und wie das? Da sind doch immer noch Songs drauf.

Es geht um das neue Album von Radiohead. Ich mag Radiohead nicht, und der Satz lässt sie mich noch weniger mögen. Gleichzeitig weiß ich so schon, dass ich das Album bescheiden finde (mindestens) und muss es deshalb gar nicht erst hören. Praktisch. Und statt hier noch lang und breit aufzuführen, warum ich Radiohead nicht mag, lasse ich doch viel lieber den großartigen Eddie Argos zu Wort kommen - der teilt nämlich meine Meinung:

"I think Radiohead are the world’s most overrated band. I especially hate their fans. Self-satisfied pricks who will try and explain to you that you don’t like Radiohead because you don’t understand what they’re doing. I understand what Radiohead are doing, I just think its boring and would rather listen to something else."

Mittwoch, 23. Februar 2011

Die Welt steht Kopf

Momentan könnten man die Tage problemlos damit zubringen, per Live-Ticker oder News-Kanal die Ereignisse eines jeden Tages zu verfolgen, ohne dass die geringste Langeweile aufkäme. Eine Nachricht jagt die nächste, an allen möglichen Orten und mit den unterschiedlichsten Inhalten. Geglückte, weniger geglückte und hoffentlich bald geglückte Revolutionen, unerfreuliche Naturereignisse und – das natürlich auf Deutschland fokussiert – Plagiatsdebatten. Viele schütteln ob der medialen Omnipräsenz der Frage, ob, wie viel, warum und wie unser Verteidigungsminister bei seiner Dissertation betrogen hat (nichts anderes ist das nämlich, man sollte wegkommen von diesem verniedlichenden Begriff der „Schummelei“) bzw. wie er mit dieser Situation umgeht. Ich nicht. Ich finde es sehr richtig, dass dieser Fall soviel Aufmerksamkeit bekommt und kontrovers diskutiert wird. Wobei letzteres nicht ganz stimmt. Für mich gibt es da nicht viel zu diskutieren. Wenn die Vorwürfe stimmen – was ja aufgrund vieler fleißiger und findiger Menschen (die aus Sicht von Guttenberg-Sympathisanten diese aus reinem Neid tun und ihm natürlich nur ans Bein pinkeln wollen – was für ein Schwachsinn) ziemlich sicher scheint –, dann ist alles Diskutieren müßig: dann muss dieser Mann nicht nur seinen Doktorgrad aberkannt bekommen, dann muss er auch als Minister zurücktreten bzw. zurückgetreten werden – eventuelle Qualifikationen und erworbene Meriten in diesem Amt spielen da überhaupt keine Rolle mehr.

Sicher, das Argument, dass ja bestimmt alle Politiker lügen und viele womöglich auch anderweitig Dreck am Stecken haben, leuchtet mir ein. Und dennoch ist dieser Fall anders. Wenn Herr zu Guttenberg zu doof ist, seine Faulheit, Boshaftigkeit, Unfähigkeit oder was auch immer adäquat zu kaschieren und sich dermaßen plump erwischen lässt, fühle ich mich moralisch und intellektuell persönlich beleidigt, wenn so jemand weiterhin der immerhin demokratisch von der Mehrheit gewählten Regierung angehört, selbst wenn er nicht durch meine Stimme dorthin gekommen ist. Ich bin zwar Realist und aus Überzeugung eher Skeptiker, aber trotzdem glaube ich daran, dass es noch (einen Rest) Anstand, Würde und Moral in der Gesellschaft gibt und geben sollte – und genau diese werden hier mit Füßen getreten. Da hilft auch keine halbherzige Entschuldigung, die nicht erst angesichts der zuvor brüsk zurückgewiesenen Anschuldigungen auch schon wieder eine Frechheit darstellt. Sich jetzt hinzustellen und zu erklären, dass da „einige Fehler“ unterlaufen sein und das Ganze mit dem gelackten Blender-Charme herunterspielen zu wollen, schlägt für mich dem Fass endgültig dem Boden aus. Das jetzt alles als versehentlichen, naiven oder schlicht dummen Fehler abzutun und zu hoffen, dass die Sache damit ausgestanden ist, damit sollte er nicht durchkommen dürfen. Wer solche Werte wie Integrität und Seriosität vertritt, sollte diese auch selber einhalten – und die Konsequenzen aus seinem Fehlverhalten ziehen.

So, jetzt habe ich meine Meinung gebührend hier breitgetreten und drücke wieder den Menschen in Libyen die Daumen. Und in den anderen Ländern natürlich auch. Denn eins steht fest: The revolution will not plagiarized!

Samstag, 12. Februar 2011

Support your local Kulturszene

Die letzte Woche stand ganz im Zeichen der Kultur. Vielleicht nicht der Hochkultur, aber dafür, fast noch besser, der heimatlichen Kultur. Denn alles fand maximal 15km von der eigenen Haustür entfernt statt, alles in dieser Stadt, der immerhin achtgrößten in Deutschland, in der wir leben. Und noch toller daran ist, dass zu einem Gutteil auch heimische Künstler auf den Bühnen standen - Kultur auswärts einkaufen kann ja schließlich jeder. ;-)

Am Dienstag gings los mit der mittlerweile schon fest im Kalender verankerten Lesebühne LMBN. War wieder sehr schön, mit einigen Lachtränen und guten Geschichten.

Mittwoch dann eine weitere Lesung, diesmal mit Konzert on top. Eric Pfeil las aus seinem Buch "Komm, wir werfen ein Schlagzeug in den Schnee". Die Texte, die er aus dem Buch rezitierte (es hätten gerne auch ein paar mehr sein dürfen), machten Lust auf mehr. Gut, dass die Liebste das Buch neulich gekauft hat - es aber leider noch in Düsseldorf liegt, denn da wurde vergessen. Aber es kommt bestimmt bald nach Hause.
Im Anschluss an die Lesung spielten Slowtide aus Bochum, die ich vor etlichen Jahren schonmal im Cosmotopia gesehen habe. Damals wie Mittwoch hat mir die Musik gefallen, auch wenn es auf der Bühne manchmal etwas holprig zuging. Aber die schönen Popmelodien machen das locker wieder wett.

Am folgenden Tag dann eine ganz andere Musikrichtung. Deutscher HipHop war angesagt, bei der Präsentation des Albums "Menschlich" des Rappers Schlakks im herrlichen Subrosa. Vorab gabs ein Warmup in Lese- und Reimform von Rainer Holl und dem großartigen Tobi Katze. Und obwohl ich kein riesiger HipHop-Freund bin, hat mich das Konzert von Schlakks echt überzeugt. Gute Texte, gute Songs fernab vom üblichen HipHop-Klischee. Dazu die CD für sieben Euro. Ehrensache, dass die gekauft wurde, zumal der Eintritt frei war.

Den Abschluss sowie den Start ins Wochenende machten dann ein Abend im erfreulicherweise wieder eröffneten Chill'R und anschließend bei der IndieDisko im Bakuda Club. Auch das ein gelungener Abend. Soll noch einer sagen, in Dortmund wär nix los...

Mittwoch, 9. Februar 2011

Elf des Monats - Januar 2011

Tracks

Frank Turner - The Road
Beady Eye - The Roller
Beady Eye - Four Letter Word
Josh Rouse - I Will Live On Islands
The Auteurs - Lenny Valentino
Triggerfinger - Is It
Jens Friebe - Charles de Gaulle
Young Rebel Set - Measure Of A Man
My Jerusalem - Shake The Devil
Hungry Kids Of Hungary - Lenny
Miles Kane - Inhaler

Alben

Frank Turner - Poetry Of The Dead
The Auteurs - New Wave
Noisettes - Wild Young Hearts
Moritz Krämer - Fallsucht
Cold War Kids - Mine Is Yours
My Jerusalem - Gone For Good
Bruce Springsteen - The Promise
Jens Friebe - Abändern
Cast - The Collection
The Wave Pictures - Instant Coffee Baby
Triggerfinger - What Grabs Ya

Freitag, 4. Februar 2011

A farewell to The White Stripes

Die White Stripes haben sich aufgelöst. Am Dienstag wurde die endgültige Trennung auf der Homepage der Band bekannt gegeben. Das letzte Album war ja auch schon ein Weilchen her, seitdem hat sich Jack White zahlreichen Nebenprojekten hingegeben, die gut, aber eben auch nicht so großartig waren wie die White Stripes. Gitarre und Schlagzeug - mehr hats bei vielen Songs nicht gebraucht. Gut, was Mr. White aus der Gitarre dann meist rausgeholt hat konnte einen glauben lassen, er hätte acht Arme. Hätte er die, würd er wohl tatsächlich alleine ne Band betreiben. Drauf hätte er das ohne Zweifel, der Mann ist großartig. Langweilen wird er sich auch in Zukunft kaum. Was Meg wohl demnächst macht, wenn sie nicht mehr auf die Drums eindreschen kann? Jedenfalls ist es mehr als schade, dass sich die White Stripes aufgelöst haben. Nicht zuletzt deshalb, weil das eine weitere prägende Band ist, die ich nie live gesehen habe und das ja nun auch in Zukunft nicht mehr klappen wird. Muss ich mich eben mit tollen Videos wie diesem hier begnügen:

live bei Conan O'Brien

(einbetten ist leider nicht gestattet, daher muss der Umweg über den Link erfolgen...)

Mittwoch, 2. Februar 2011

Von "alten" Herren, lahmen Enten und blinden Hühnern

Ich liebe die Transferzeit im Fußball. Das ist für mich (fast) die spannendste Zeit vor bzw. während der Saison, wenn fleißig um Spieler geschachert wird. Dieser Winter war natürlich keine Ausnahme. Reichlich Geld und reichlich Spieler wechselten den Besitzer respektive den Verein - in Sachen Geld stellte (mal wieder) England natürlich alles in den Schatten. Chelsea, Liverpool, ManCity. Dank letzterer drehte sich ja das Geldkarussel auch in Deutschland noch ganz ordentlich, die Wolfsburger hattens ja auch plötzlich noch viel dicker als eh schon.

Aber darum solls hier gar nicht weiter gehen. Denn die eigentlich interessanten Geschichten sind für mich die vermeintlich "kleineren" Transfers, die aber oft für wesentlich mehr Verwunderung, Kopfschütteln oder sogar Entsetzen sorgen. Denn es gibt Spieler, von denen man denkt, dass die doch nun wirklich kein Verein mehr haben will - und zack! sind die auf einmal wieder da, wo man sie überhaupt nicht erwartet hat. Fragt mal die Schalke-Fans, ob die beigeistert sind von Angelos Charisteas und Ali Karimi. Charisteas wurde von mir bekannten Nürnberg-Fans gerne als "griechische Gurke" bezeichnet - das war noch das Harmloseste... Und Karimi, naja. Ein 32jähriger, der zuvor in der iranischen Liga gespielt hat. Vor solchen Transfers fürchtet man sich als Fan ja immer und denkt: "Hoffentlich macht mein Verein nicht so einen Quatsch!" Und bei den anderen Vereinen kichert man drüber oder lacht gleich lauthals los, was die für Altherrenkicker, lahme Krücken etc. holen.

Überzeugt davon, dass der KSC genau so einen Quatsch fabriziert hat, war ich, als die Verpflichtung von Delron Buckley bekannt wurde. Schon die Dortmunder hatte ich damals ob seiner Verpflichtung verlacht, genauso die Mainzer. Und nun kam er tatsächlich, zu meinem Ärger, beim KSC unter... und schoss prompt das Siegtor am vergangenen Wochenende. Das wiederum find ich auch zum Lachen - aber auf eine gänzlich angenehme Art. So darf eine vermeintlich lahme Ente gerne einschlagen. Aber hoffentlich war Buckley letzte Woche nicht nur das berühmte blinde Huhn...