Sich über die
Bild auszulassen ist heutzutage ja nun wirklich nichts Außergewöhnliches mehr. Bildblog
und andere legen ja wirklich gründlich und dabei unterhaltsam den Finger in die
Wunde, so dass einem nicht selten der Mund offen stehen bleibt vor so viel
Dreistigkeit, Unverfrorenheit und Mangel an Takt-, Ekel- oder irgendeinem
sonstigen Gefühl.
Heute bin ich
zufällig mal wieder bei bild.de vorbeigesurft – das sollte man übrigens auch
und besonders als Mensch, der eigentlich andere Medien bevorzugt, unbedingt in
regelmäßigen Abständen machen – und habe mit einer Mischung aus Verwunderung,
Belustigung und Abscheu einen Bericht über Tim Duncan gelesen. Tim wer? Tim
Duncan. Das ist ein überaus erfolgreicher US-Basketballer, der für die San
Antonio Spurs spielt. Der 4 NBA-Meistertitel (dabei dreimal zum wertvollsten
Spieler der Finalserie gewählt) und 3 Medaillen bei Weltmeisterschaften und
Olympischen Spielen gewonnen hat, dreimal zum besten Spieler der NBA gewählt
wurde, 14 mal (!) ins All-Star-Team gewählt wurde und den Verein jetzt schon in
den Statistiken meiste Punkte, meiste Rebounds und meiste gespielte Minuten
anführt. Für die Fans der Spurs und viele Basketballfans auf der ganzen Welt
eine echte Ikone.
Nicht, dass
das die Bild interessieren würde. Gut, immerhin werden die Meisterschaften und die All-Star-Nominierungen in einem Satz erwähnt. Wahrscheinlich haben 99% der Bild-„Leser“
noch nie von Tim Duncan gehört, was aber bestimmt auch zu über 90% auf die
Gesamtbevölkerung in Deutschland zutrifft. Ich wage sogar zu bezweifeln, ob mehr als zwei
Menschen in der Bild-Sportredaktion ihn kennen. Ist ja auch gar nicht schlimm,
NBA-Basketball ist hierzulande nun mal leider kaum noch in den frei
zugänglichen Medien vertreten, trotz Dirk Nowitzki.
Was Tim
Duncan für die Bild, und damit, so wohl die Vermutung der Redaktion auch für
die Leser, interessant macht: Der Mann steckt gerade in einer ziemlich
schmutzigen Scheidungsschlacht. Und in der hat seine Frau nun laut des Promi-Klatsch-Blogs "Hollywood Street King" (sic!) die ganz große Keule rausgeholt: Duncan sei bisexuell
und habe seit Jahren auch eine Beziehung zu einem Mann. Oho, na sowas! Da muss
sich die Bild natürlich sofort draufschmeißen – ein bisexueller oder gar
schwuler Profisportler. Auch wenn es ein US-Sportler ist. Den kennt zwar die Leserschaft nicht, aber hey, der ist
schließlich irgendwie anders! Das muss doch wohl als „Nachricht“ genügen, auch wenn wir sonst noch nie über den berichtet haben! Eigentlich fast schade, dass die Kommentarfunktion bei diesem Artikel nicht aktiviert zu sein scheint...