Am Wochenende ist mir mal wieder ein gesellschaftliches Phänomen unangenehm aufgefallen, das mir schon lange auf die Nerven geht. Auf dem Weg zur Bahn folgende Szene: einige Meter vor uns gingen eine junge und eine alte Frau aneinander vorbei. Die alte Frau blieb, kaum dass sie einander passierten, stehen, drehte sich mit ihrem ganzen Körper langsam um und starrte der jungen Frau so hasserfüllt und angewidert hinterher, als wäre diese nackt und mit einem Plakat in der Hand an ihr vorbeigegangen, auf dem zu lesen stand "Tötet alle über 60, und zwar langsam und qualvoll!". Dabei war sie vollständig und normal bekleidet und schob ihr Fahrrad über den Bürgersteig.
Aufgefallen sind mir solche oder ähnliche Szenen also schon öfter, auch als selbst Angestarrter. Warum ist das so? Warum wird man angestarrt wie der Teufel persönlich, wenn man hinter (manchen) älteren Mitmenschen arglos seine Sachen auf das Band an der Supermarktkasse legt? Wenn man ihnen in der Straßenbahn gegenüber sitzt? Oder an ihnen vorbeigeht? Ich will ihnen doch nix Böses, und 99,8% der anderen Leute wahrscheinlich auch nicht. Wirken "junge Leute" ab einem gewissen Alter des Betrachters vielleicht per sé potenziell gefährlich und/oder böse? Ich weiß es nicht, aber diese Blicke finde ich ganz fürchterlich. Hoffentlich glotze ich in vierzig Jahren die dann jungen Menschen nicht auch so schlimm an. Glaub ich aber nicht. Muss ja auch coole Rentner geben...
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