Ach, Haldern. Ein ganzes Jahr Vorfreude, und dann wird dieses verlängerte Wochenende am Niederrhein auch noch tatsächlich jedes Jahr wunderschön. Was nicht nur am Festival selber liegt (das hat natürlich auch einen Riesenanteil), sondern auch an den Menschen, mit denen wir dort sind. Die sind jedes Jahr aufs Neue mindestens genauso wunderbar wie die Veranstaltung selbst. Ich freu mich schon auf Haldern 2012!
Ansonsten ist über die Vorzüge des Festivals an anderer Stelle schon genug gesagt. Und mit den Bands will ich mich, anders als sonst, auch nicht so ganz lange aufhalten. Nur sagen, dass es auch in diesem Jahr wieder viele viele Diskussionen über das LineUp gab, die ich teils nachvollziehen kann (zu viel Fokus auf SingerSongwritern, obwohl das auch schon mal "schlimmer" war), teils nicht (Wir sind Helden, Elektro o.ä. "passen nicht zu Haldern" - so'n Quatsch). Dazu ist folgendes anzumerken: erstens habe ich persönlich gemerkt, dass ich aufgrund der letzten, doch eher mediokren Songs der Helden fast vergessen hatte, welch große Songs diese Band auf Lager hat. Zum Glück haben sie mich dran erinnert, so dass ich wieder überzeugt sagen kann: ich mag diese Band. Zweitens: viele von den Meckerern haben es sich wohl kurzfristig anders überlegt, denn der Reitplatz war zum Helden-Konzert rappelvoll und wohlgelaunt. Nicht annähernd so wohlgelaunt wie bei der unfassbaren Show von LaBrassBanda, aber das schaffen wohl auch nur wenige.
Ein bisschen was hab ich allerdings auch zu meckern. Muss ja auch sein, was?! ;-) Und zwar sind mir in diesem Jahr einige Festivalbesucher wirklich auf die Nerven gegangen, und wenn ich mir das Haldern-Forum so ansehe, bin ich damit nicht allein. Es ist natürlich logisch, dass ein mit so einem guten Ruf behaftetes, erfolgreiches und trotzdem kleines Festival einige Festivaltouristen und "übercoole" Indiekids anzieht, die sich auch mal im Glanz sonnen und sagen wollen: "Ich war in Haldern". Aber bitte, bleibt doch nächstes Mal lieber zuhause, an eurem Zelt oder wenigstens aus dem Spiegelzelt, wenn ihr die Bands da Scheiße findet. Konkreter Fall: ich stehe eine Stunde an, um Johnny Flynn zu sehen (nur damit das klar ist: das war es wert!), und ärgere mich schon in der Schlange über zwei Typen, besonders einen davon. Der hat rote Streifen im Gesicht wie ein besoffener Indianer in seiner Selbstfindungsphase, ein Stirnband mit einer Feder drin (wieder der Indianer) und einen Folksänger-Bart. Vor dem Zelt brüstet er sich vor jedem, der es hören will (und auch vor denen, die nicht), wie er sich am Donnerstag doch ach so toll vorgedrängelt hat, als "alle anderen Idioten" in der ellenlagen Schlange standen. Ich denke noch bei mir: Gut, dass der nicht direkt hinter mir steht... Im Zelt wirds dann noch schlimmer. Wahrscheinlich angestachelt von seinen gut 10 ebenfalls gefiederten und bemalten Wannabe-Hippie-Freunden veranstaltet er ein Ein-Mann-Theater, dass man meinen könnte, ADS wurde an seiner Person erst entdeckt. "Unterhaltungen" in Orkan-Lautstärke (bei einem Sänger mit Gitarre immer toll...), unkontrollierte Sprünge in fremde und bekannte Menschen, Anquatschen eben jener (natürlich wieder schön laut), Gehampel an allen Fronten. Und als wär das nicht genug, holt er irgendwann eine Farbsprühdose raus (weiß der Geier, wie er die reingeschmuggelt hat) und fuchtelt damit rum. Dann ist er auch noch erstaunt und beleidigt, dass ihm ein Ordner die wegnimmt, weil er damit genau vor dessen Nase rumfuchtelt. Und beleidigt, weil die Menschen nicht sehen, wie toll er doch eigentlich ist. Gute Menschen, das! Er ist nämlich so toll wie Ausschlag am ... Hoffentlich sucht der dumme Dickhead sich nächstes Jahr ein anderes Festival aus, das er terrorisiert. Zum Glück war Johnny Flynn so gut, dass er meine Mischung aus Mitleid, Abscheu, Verachtung und Ärger auf den Vogel einfach überspielt hat.
Huh, jetzt nimmt das aber einen unangemessen großen Teil des Berichts ein. Denn eigentlich, von solchen Pappnasen abgesehen, ist, war und bleibt Haldern ein wunderschönes Festivalwochenende. Und deshalb freu ich mich ja jetzt schon auf 2012.
Musikalische Highlights waren, um das hier nicht untergehen zu lassen: Johnny Flynn, Okkervil River, LaBrassBanda, Tim Isfort Orchestra & John Grant.
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