Montag, 8. Februar 2010

Der einzige Zeuge

...na gut, stimmt gar nicht - ich war gar nicht der einzige. Eher der, der am wenigsten zu sagen hatte. Aber der Reihe nach:

Am vergangenen Freitag habe ich wieder einmal etwas zum ersten Mal in meinem Leben gemacht: ich war zum ersten Mal Zeuge in einem Gerichtsverfahren. Das drehte sich um die unerfreuliche Tatsache, dass ein guter Freund von mir letzten Sommer von einem Auto angefahren wurde. Er war ziemlich betrunken, als das passierte. Aber was viel schlimmer ist und schwerer wiegt: der Fahrer des Autos war ebenfalls sehr betrunken. 2,03 Promille, wie der Richter noch einmal betonte. Da der Unfall aber um ca. 2.30h in der Nacht passiert ist, hat ihn niemand unmittelbar beobachtet. Auch ich nicht, ich kam erst zum Unfallort, als schon Polizei und Rettungswagen da waren. Wir hatten irgendwie ein ungutes Gefühl, als wir die aus einiger Entfernung sahen, und dieses ungute Gefühl hat sich dann auf traurige Art bewahrheitet, als wir unseren Freund blutüberströmt auf der Straße liegen sahen. Ein Anblick, auf den ich nur zu gerne verzichtet hätte. Aber zum Glück hat er wirklich Glück im Unglück gehabt - selten traf dieses ausgelutschte Sprichwort so zu. Er hatte "lediglich" einige Gesichtsverletzungen, die alle relativ schnell verheilt und repariert waren. Hätte viel schlimmer kommen können.

Jedenfalls fand nun am vergangenen Freitag der Prozess gegen den Fahrer des Autos statt. Und es waren neben mir noch einige weitere Zeugen geladen. Aber da wie gesagt keiner den Unfall wirklich gesehen hat, konnte eben auch niemand genaueres dazu sagen. So blieb schließlich unklar, ob mein Freund eventuell nicht sogar selber zum Unfall beigetragen hat, indem er auf die Straße lief o.ä. Und so wurde der Fahrer lediglich für sein Verkehrsvergehen verurteilt, nicht aber für den Unfall, und kam so relativ milde davon. Glück für ihn.

Interessant war es allemal, so eine Verhandlung mal live mitzuerleben. Auch wenn ich es mir schon wieder viel weniger interessant vorstelle, diesen Gerichtsalltag jeden Tag mitzumachen. Für mich war es außerdem eine willkommene Gelegenheit, die Lieben und die Liebste zu besuchen, und das auf Kosten des Gerichts bzw. auf Kosten des Angeklagten, denn der hat ja schließlich als "Verurteilter" die Prozesskosten zu tragen. Denn für die Fahrt in meine Heimat und den Aufwand, der mir dadurch entstand, wurde ich selbstverständlich entschädigt. Und gar nicht mal schlecht: mit Arbeiten hätte ich an diesem Tag jedenfalls weniger verdient. Also ein in jeder Hinsicht lohnenswerter Ausflug...

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