Da ich es wohl sowieso nicht schaffe, für jede der drei im Folgenden beschriebenen, kürzlich erlebten Veranstaltungen einen eigenen Eintrag zu verfassen, versuche ich mich hiermit an einem Kompaktbericht zu allen dreien in chronologischer Reihenfolge.
7. November: Kettcar im Konzerthaus Dortmund (Support: John K. Samson)Nachdem Kettcar bereits eine DVD mit den Steichern der Neuen Philharmonie Frankfurt eingespielt hatten, passte ihr Auftritt wie die Faust aufs Auge in die Pop-Abo-Reihe des Dortmunder Konzerthauses. Eröffnet wurde der Abend von John K. Samson, dem Frontmann der Weakerthans, der allein mit seiner Gitarre und ein paar Soundeffekten - unter anderem dem Schnurren seiner Katze - bewaffnet auf der Bühne stand. Das reichte auch vollkommen aus. Durch die fantastische Akustik wirkten die Songs noch fragiler und schöner, als sie es eh schon sind. Hätte ich mich nicht so sehr auf Kettcar gefreut, ich hätte ihm auch noch länger zuhören können.
Aber wir waren ja schließlich hauptsäclich wegen Kettcar gekommen. Die wiederum kamen dem Anlass entsprechend im smarten Anzug (wie auch ein beträchtlicher Teil des Publikums) und legten gleich mit
48 Stunden los. Akustisch und mit Streichern erhalten viele der Songs noch einmal eine ganz andere Note. Noch intensiver wirkten die Stücke auch hier durch den kristallklaren Sound, der einen denken ließ: Könnte die Akustik bei Konzerten nicht immer so sein? Dann würden einem bei wirklich lauten Konzerten allerdings die Ohren wegfliegen... Die Gefahr bestand im Konzerthaus allerdings nicht, so dass Kettcar-"Klassiker" wie
Landungsbrücken raus,
Balkon gegenüber oder
Balu oder eher selten gespielte Tracks wie
Jenseits der Bikinilinie einfach nur in vollen Zügen genossen werden konnten. Etwas schade fand ich persönlich, dass der Fokus auf den "langsameren" Stücken lag - es wäre bestimmt spannend gewesen, gerade die schnellen Stücke einmal akustisch zu hören. Aber ich will mich nicht beschweren, es war wunderbar. So wunderbar, dass die Band nach der regulären Zugabe noch einmal auf die Bühne "musste", und laut Markus Wiebusch etwas tat, dass er seit Schülerbandzeiten nicht mehr gemacht hatte: ein Stück doppelt spielen. Die Zugabe der Zugabe war nämlich noch einmal
Balkon gegenüber, mit dem dieser schöne, außergewöhnliche Abend dann beschlossen wurde.
18. November: Kurt Krömer im Opernhaus NürnbergKurt Krömer im Opernhaus? Nicht nur für das Publikum war diese Tatsache wohl überraschend. Auch Krömer wirkte darüber etwas erstaunt und amüsiert. Aber eigentlich kann der Mann auch auf einem zugigen Parkhausdeck auftreten. Man würde sich einfach warmlachen. In der schönen Atmosphäre des Opernhauses war es aber dann doch angenehmer. Zumal sich so auch einige spontane Gags ergaben, wie der "Dialog" mit den Leuten, die in einer Loge direkt neben der Bühne saßen.
Krömer muss man wohl entweder mögen oder hassen. Ich jedenfalls mag ihn sehr. Ich kann mich nicht daran erinnern, zwei Stunden fast am Stück so sehr gelacht zu haben. Bereits zur Pause nach etwa einer Stunde tat mir der Kiefer weh vor lauter Lachen, und nach der Pause wurde es noch "schlimmer". Teilweise musste ich wirklich nach Atem ringen, das ist ausnahmsweise nicht übertrieben. Ich spare es mir dennoch, die einzelnen Elemente hier nachzuerzählen bzw. zu schreiben - der Funke springt dann einfach nicht über. Nur soviel: Tritt Kurt bei euch in der Nähe auf, geht hin! Ihr werdet es nicht bereuen.
20. November: Editors, The Maccabees, Wintersleep im Ringlokschuppen BielefeldFast schon ein Festival-Lineup, dass da im Ringlokschuppen darauf wartete, dass ich die ca. 420km aus Franken nach Bielefeld rechtzeitig hinter mich bringen möge. Besonders, weil der Ringlokschuppen für den äußerst (über)pünktlichen Konzertbeginn berüchtigt ist. Auch weil meine alte Mühle zwischendrin mal wieder fast schlappgemacht hat, habe ich es natürlich nicht rechtzeitig geschafft. Wintersleep habe ich komplett verpasst. Was für mich allerdings das kleinere Übel war, denn die Maccabees und die Editors wollte ich schließlich unbedingt sehen. Die Maccabees hatten leider nur einen relativ kurzen Supportslot und spielten ausschließlich Songs vom neuen Album. Nicht dass das schlecht wäre, beileibe nicht, aber ein bisschen mehr Abwechslung hätte ich mir schon gewünscht. Das erste Album hatte schließlich reihenweise großartige Songs zu bieten. Nichtsdestotrotz beeindruckten sie mich auch beim dritten Konzert, dass ich von ihnen erlebt habe, mit ihrer schieren Energie und Qualität. Ich erwarte noch Großes von dieser Band.
Die Editors haben die Stufe auf die "große" Bühne bereits genommen. Und auch, wenn ich mich an das neue Album immer noch gewöhnen muss, muss man sagen: zurecht. Auch für sie gilt: die können es auf der Bühne und zeigen es zum Glück auch. Tom Smith bog sich in gewohnter Manier quer über die Bühne und penetrierte sein Keyboard an der Grenze zur Jugendgefährdung. Ein Schelm, wer an Objektophilie denkt... Es war in jedem Fall ein guter Auftritt der Männer aus Birmingham, auch wenn die Publikumsbegeisterung bei den neuen Songs immer ein wenig nachließ - ich bin also nicht der Einzige mit Anpassungsschwierigkeiten. Ausnahme ist die grandiose Single
Papillon, die sich die Editors für die Zugabe aufgehoben hatten. Da auch
Blood und
Smokers outside the Hospital Doors zur Setlist gehörten, war ich rundum zufrieden, selbst wenn der Funke im Vorjahr beim Haldern Pop vielleicht noch besser übergesprungen war. Aber das war ja damals auch meine Editors-Premiere. Das zweite Mal war aber ebenfalls hervorragend. Daran konnte auch der in der Garderobe verlorene Schal nicht rütteln. Denn der hat mittlerweile einen würdigen Nachfolger gefunden.