Sonntag, 26. Juli 2009

Ein Abend in Wembley

Das Wembley-Stadion ist verdammt beeindruckend, allein schon wenn man darauf zuläuft. Mit tausenden anderen Fans ströme ich von der Bahn auf die riesige Schüssel zu, und langsam steigt die Vorfreude in ungeahnte Höhen. Leider müssen The Enemy ihren Auftritt "due to illness" absagen - schade, die hätte ich gerne gesehen. Aber dafür spielen Reverend & The Makers und Kasabian längere Slots.

Auch innen ist das Stadion toll. Man fährt mit Rolltreppen nach oben, es gibt eine Aussichtsterrasse mit angeschlossener Bar, auf der ich eine Zeit stehe und über die Stadt schaue - soweit das geht bei einsetzendem Regen und grauem Himmel. Das Programm und das obligatorische T-Shirt in der Tasche mache ich mich dann auf den Aufstieg zu meinem Sitz, und das ist wörtlich zu nehmen: ich sitze in der obersten Reihe, direkt unter dem Dach. Man hat eine tolle Sicht, aber die Action ist doch ganz schön weit entfernt. Egal, ich bin zum Genießen hier.

Der Reverend beginnt dann auch sehr pünktlich zu spielen, das Stadionrund ist noch nicht sehr voll, nur vor der Bühne drängen sich schon recht viele Menschen. Ich persönlich finde die Musik von Reverend & The Makers nicht schlecht, aber sie reißt mich (im Gegensatz zu dem, was noch kommen sollte) im wahrsten Sinne des Wortes auch nicht aus dem Sitz. Alles in allem ein ganz netter Einstieg zum Warmwerden.

Nach einer relativ kurzen Pause kommen Kasabian. Das Stadion ist schon sehr gut gefüllt, und die Masse im Innenraum geht vom ersten Track an mit - zurecht! Kasabian, die ich bisher unter ähnlichen Kriterien wie den Reverend und seine Makers gesehen hatte (na gut, ich fand sie schon gut, aber eben nicht begeisternd), sind eine fantastische Liveband! Ich stehe, wie die meisten Leute, schon durch deren ganzes Set hindurch bzw. tanze, so gut das bei Sitznachbarn und beengtem Platz geht. "Fire" vom neuen Album ist mein Favorit des Sets - dieser Song ist live eine absolute Macht mit einer unglaublichen Energie. Die Zwischenansagen von Tom Meighan sind bemerkenswert: das mit Abstand meistgebrauchte Wort ist definitiv "fuck", dagegen ist Liam ja ein Waisenknabe! Aber das tut der Sache ja keinen Abbruch, im Gegenteil. Auch "alte" Klassiker wie "Club Foot" oder "L.S.F." sind live großartig - ab jetzt bin ich offiziell Kasabian-Fan.



Nach einer erneuten, diesmal natürlich dramaturgisch etwas längeren Pause, war es dann endlich soweit: Oasis in Wembley. "Fuckin' in the Bushes" ist ja schon bei Konzerten in Deutschland ein wahnsinniger Moment, aber mit 75.000 Menschen ist das noch einmal eine völlig andere Geschichte - Gänsehaut ist da kaum ein gerechter Ausdruck. Und die Jungs sind gut drauf, die Songs kommen perfekt (auch dank toller Akustik und zum Glück ohne jegliche Tonprobleme). Und in England spielen sie ja netterweise auch ein anderes Set als auf den Konzerten davor - Perlen wie "My big mouth" oder "Half the world away" (einer der wunderbarsten Konzertmomente) fallen ja sonst in der Regel live unter den Tisch. Ich kann aber kaum Highlights rauspicken, denn das waren so gut wie alle Songs. Es stimmt allerdings, dass mancher Song vom neuen Album live nicht der absolute Renner ist, z.B. "To be where there's life". Aber man muss sich ja auch mal ausruhen und besinnen; und die Stimme vielleicht auch mal ein bisschen schonen, z.B. dafür:
Noel "can't be arsed to sing this", dann mussten eben alle ran. Wobei ja eh jede Zeile mitgesungen wurde, nur diesmal eben ohne Gallagher-Beteiligung whatsoever. Grandios, wie der ganze Abend. Ein Lifetime-Moment, definitiv. We put our lives in the hands of a rock'n'roll band... Bis zum nächsten Mal in Wembley, oder Manchester, oder sonstwo! Dann aber wieder im Innenraum. Denn so schön es auch war, das Station überblicken zu können, die richtige Atmosphäre kommt da oben dann doch nicht auf. Für dieses eine Mal war es toll, aber beim nächsten Mal will ich wieder in der Menge mitmischen und mich noch mehr mitreißen lassen. Sitzen dann erst wieder ab 40! ;-)

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