Tonight: Franz Ferdinand. So lautet der Titel des neuen Albums von Franz Ferdinand. Das ist schon einmal nicht gelogen. Selbst wenn man es nicht wüsste, würde man beim Hören der Platte sofort feststellen: "Ah, Franz Ferdinand". Das muss ja nicht zwangsläufig etwas negatives sein.
Und dennoch: es macht sich eher Langeweile und Enttäuschung breit als ein freudiges Gefühl des Wiederhörens. Was beim Debut von 2004 noch frisch und beim 2005er Nachfolger schon ein bisschen abgestanden klang, schielt nun ganz eindeutig in Richtung Endlosschleife Massenkompatibilität. Als Oasis-Fan werde ich mich hüten, Franz Ferdinands Hang zur Selbstkopie zu bemängeln, und die Schotten wissen zweifelsohne, wie man einen guten Popsong schreibt, der ins Ohr geht und sich dort einnistet. Aber es fehlt dabei das Aufregende, das Neue, das Unerwartete; sieht man einmal vom knapp acht Minuten langen "Lucid Dreams" ab, das sich in den letzten drei Minuten zu einem unruhigen Elektrobastard hochschaukelt. Aber ist das heutzutage noch etwas, was uns von den Stühlen reißt? Eher nicht. Angesichts des Mitwirkens von Dan Carey, der u.a. auch CSS, Hot Chip, Emiliana Torrini, Kylie Minogue (!) oder Lily Allen produziert hat, ist diese Tendenz allerdings kaum verwunderlich. Und diese Liste passt hervorragend, denn Franz Ferdinand scheinen mit diesem Album zu versuchen, sich in der Mitte all dieser Künstler niederzulassen. Weniger schrammelige Gitarrenriffs, mehr (keineswegs schlecht klingende) Bassläufe - siehe zum Beispiel "What She Came For" - mehr Synthesizer, mehr Beats, mehr "Groove". Aber eben auch: (noch) mehr Mainstream, mehr Convenience, mehr Mittelmaß. Ihre stärksten Momente hat die Band immer noch, wenn sie sich auf den "ursprünglichen" Sound von FF besinnt, z.B. im kurzen und knackigen "Turn It On". Ein Stück wie "Twilight Omens" dagegen könnte gar aus der Feder der Eurythmics stammen - als ob der Titel nicht schon fragwürdig genug wäre.
So klingt denn "Tonight: Franz Ferdinand" ein bisschen wie die Summe der einzelnen musikalischen Trends der letzten Zeit, ohne sich aber inmitten dieser klar zu positionieren. Das ist schade, wenn man an Interviews mit der Band denkt, in denen sie sich teilweise wohltuend vom üblichen Einheitsgeschwafel der sogenannten Indieszene abhebt. Genau dieses Abheben vermag das Album leider nicht zu leisten. Es steht zu befürchten, dass die Songs zu einer Art Fahrstuhlmusik des Pop verkommen, die als Hintergrundmusik bei "Marienhof" oder "GZSZ" ihr bedauernswertes Dasein fristen. Schade - Chance vertan, Franz Ferdinand.
Anspieltipps: Turn It On, Lucid Dreams, What She Came For
Rating: 5/10
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