Montag, 24. September 2012

Gibt es einen Plan B für Plan B?


Die 1Live Sendung „Plan B“ fand ich immer sehr gut – es war die einzige Sendezeit, in der Musik abseits des üblichen Radio-Mainstream-Breis gespielt wurde und in der der Sender auch den Mut hatte, unbekannte (bezogen auf Plattenverkäufe sozusagen auch unpopuläre) oder sogar regionale Künstler vorzustellen. War ich abends mit dem Auto unterwegs, habe ich gerne Radio gehört – was sonst eigentlich nur zur Bundesliga-Zeit am Samstagnachmittag der Fall ist. Und auch wenn ich zuhause mal reingehört habe, konnte ich mich oft über die Beiträge und Musik freuen. Bei „PlanB“ gab es interessante Reportagen und Themen, spannende Diskussionen und eben viel gute Musik. Hier habe ich auf einer langen Autobahnfahrt z.B. erleichtert festgestellt, dass Noah & The Whale doch nicht in endlose Depressionen verfallen sind; ich habe mich gefreut, dass Pete Doherty in erster Linie als Musiker und nicht als Ex von Kate Moss wahrgenommen wurde; ich habe gestaunt, wie viele vermeintlich unbekannte Bands hier zur Geltung kamen. Für einen Mainstreamsender eben ein recht mutiges Programm, auch wenn es nicht die Hauptsendezeit ist.

Seit einiger Zeit – ich kann es gar nicht genau beziffern, seit wann – fällt mir jedoch zunehmend negativ auf, dass dieser Mut, zumindest in musikalischer Hinsicht, scheinbar abhanden gekommen ist. Statt unbekannter Perlen und selten gespielten Highlights laufen nun erschreckend oft die gleichen Bands, die man auch schon im Tagesprogramm findet und die sowieso überall durchs Dorf getrieben werden: Cro, Paul Kalkbrenner, Marina & The Diamonds, Casper, Kraftklub (die ja aus fadenscheinigen Gründen immer noch irgendwie als „Indie“-Band wahrgenommen werden, was aber einfach Quatsch ist), Alex Clare – um nur einige zu nennen, die Liste könnte hier noch lange weitergeführt werden. Selbst bei Bands, die irgendwo „zwischen den Welten“ stehen, wie z.B. Maximo Park, wird dann nur die Single gespielt, die tatsächlich auch eh schon im Tagesprogramm läuft. Ich finde das schade und frage mich: Warum? Unterliegt man jetzt auch abends stärker dem Quotendruck, so dass Musik abseits des breiten Massenpfads ins noch spätere Programm rutschen muss? Mein Eindruck ist nämlich verstärkt der, dass die unbekannteren, vielleicht auch „abgefahreneren“ Sachen jetzt erst ab 22 Uhr laufen statt ab 20 Uhr. Da helfen auch die teils sehr ausführlichen Berichte über schöne Festivals und die dort spielenden Künstler nicht – zumal auch dort dann doch wieder die Bands exemplarisch gespielt werden, die die meisten Hörer mit Sicherheit ohnehin schon kennen. Es ist mir ein Rätsel. Vielleicht hat auch die Riege der Musikredakteure komplett gewechselt? Aber die Moderatoren sind ja alle noch da, und die werden doch gerade bei der Sendung auch was zu sagen haben, oder? Also, wenn es noch einen Plan B für "Plan B" gibt - raus damit! Ich würd mich freuen.

Dienstag, 18. September 2012

Heavy Rotation 2012, Vol. 4

Momentan klingt aus den Lautsprechern: Two Gallants, The Heavy, Skinny Lister, The Crookes, Kid Kopphausen, The Kinks und The Vaccines. Vor allem und immer wieder The Vaccines! Großartiges Album mit großartigen Popsongs.


Montag, 10. September 2012

Zitat des Tages, Folge 10 - Heinz Strunk über Pferdesport

Momentan lese ich "Die Zunge Europas" von Heinz Strunk. Das Buch hat einige Längen, aber natürlich zwischendrin immer wieder brillante Passagen und zum Schreien komische Formulierungen - ist ja schließlich von Heinz Strunk. Heute bin ich in der Mittagspause fast vor Lachen vom Stuhl gefallen, als ich diese Passage gelesen habe - und die muss hier einfach mal wiedergegeben werden, auch wenn es damit ein sehr langes Zitat wird. (Noch einmal ausdrücklich erwähnt: Es handelt sich um ein Zitat aus einem fiktiven Roman - wer sich also aufgrund der teils deftigen Wortwahl auf den Schlips getreten fühlt, sollte eben das berücksichtigen. Ich finds jedenfalls witzig und ziemlich treffend, auch wenn ich eventuell zum Teil andere Formulierungen gewählt hätte.)

"Im Ersten lief Pferdesport, Liveberichterstattung von einem international bedeutenden Springreitturnier. Springreiten nimmt noch hinter Renn- und Dressurreiten in der steil ansteigenden Langweiligkeitsskala den ersten Platz ein. Pferdesport ist Nazi-Amüsement (herrlich, schon wieder was mit Nazi). In ihren bretthart gestärkten SA-Klamotten sehen die humorlosen Reiter aus wie reinrassige Gauleiter. [...] 
Der von seinem Elitesport berauschte Kommentator sprach anmaßend leise, um sich von den grölenden Fußball- oder sonstigen Prollreportern abzugrenzen. Leise, aber intensiv, ein Pferd sagt mehr als tausend Worte. Rasputin aus dem Gestüt Ed von Schleck. Oder so. Name des Reiters: Dr. Ernst Oertzen. Der Reporter klang immer intensiver, als hätte er sich vor andächtiger Freude in die Hose gekackt. Pferdewurst, haha! Das Gespann Rasputin/Oertzen war Favorit. Noch vier Hindernisse! Phantastische Zeit! Gesamtsieg! Hopphopphopp, tschakka, du schaffst es! Der Herrenmenschenreporter rutschte aufgeregt in seiner übervollen Windel hin und her. Dann das Unfassbare: Rasputin stoppt beim Anlauf auf das vorletzte Hindernis. Vollbremsung. Von hunder auf null, irgendwas musste das Tier irritiert haben. Dr. Oertzen versucht, sich in der Mähne festzuklammern, rutscht jedoch über das Hinterteil in den Staub und bleibt seltsam verrenkt liegen. Stille. Schweres Atmen, Mundgeschnalze, Schnauben, Rascheln, Schlucken, es gibt nichts mehr zu kommentieren. Endlich kommen zwei Sanitäter herbei und helfen Dr. Oertzen auf die Beine, der aber sogleich wieder einknickt und erneut auf dem Hosenboden landet. Statt endlich was zur Sache zu sagen, kommt dem offenbar völlig geschockten Reporter etwas ganz und gar Irres aus dem Mund gepoltern: 'Ein Reiter ohne Pferd ist nur ein Mensch, aber ein Pferd ohne Reiter ist immer noch ein Pferd.' Die Essenz eines ganzen Pferdesportkommentatordaseins, und in Wahrheit alles, was es über Pferdesport zu sagen gibt. Zum Glück konnte ich nochmal einschlafen."

Sonntag, 26. August 2012

Ach, Urlaub - du vergehst immer viel zu schnell

Haldern Pop, das schönste Festival der Welt mit wunderbaren Menschen, toller Musik und in diesem Jahr sogar mal wieder herrlichem Wetter; mit dem ICE nach Dresden, das mit tollen Sehenswürdigkeiten, Vierteln und Biergärten an der Elbe überzeugt; weiter nach Prag, in diese wunderschöne Stadt voller Menschen und Flair, voller schöner Häuser, Palais, Burgen, Plätze und Dinge, mit leckerem Essen, leckerem Bier und tropischen Temperaturen; zuhause die Füße hochlegen; auf Hafenrundfahrt gehen; Thai-Massage; Biergarten (auch in der Heimat schön); Segelfliegen (yeah!!!); Grillen; für den guten Zweck laufen - so schnell gehen zweieinhalb wunderbare Wochen vorüber - Fazit: Der Urlaub war fantastisch - nur leider wieder viel zu schnell vorbei...

Dienstag, 17. Juli 2012

Zitat des Tages, Folge 9

"In jedem Fall werde ich mich nicht an seinem Wurstschnappen nach Medienaufmerksamkeit beteiligen, sondern ein seriöses Kontrastprogramm liefern."

Christian Ude, Spitzenkandidat der bayerischen SPD, im ZEIT-Interview über seinen Konkurrenten Horst Seehofer. Ob der zweite Teil des Satzes stimmt, wird man ja sehen - der erste Teil gefällt mir jedenfalls außerordentlich gut. "Wurstschnappen" sollte man viel öfter verwenden!

Donnerstag, 12. Juli 2012

Popmusik wörtlich: Kannst du meine Flöte blasen?

Popmusik, gerade solche, die die Mainstream-Radiostationen bedient, ist ja selten der Hort für tiefgründige oder gar sinnige Texte. Das ist erst recht ein Grund, die Lyrics einmal etwas genauer unter die Lupe zu nehmen.  

Beim Song „Whistle“ von Flo Rida wäre es allerdings noch eine extreme Beschönigung, die Lyrics als flach zu bezeichnen. Dieser Text ist so dermaßen bescheuert platt und unsubtil, dass ich weder Lehrer noch Eltern beneide, die von Kindern gefragt werden, worüber denn der coole Typ da wohl singe. Erklären Sie das mal einem 10-jährigen – ich wollte ihm nicht sagen müssen, warum der Mann eine Frau dazu auffordert, ganz nah an seine „Flöte“ (oder Pfeife, kommt ja aufs gleiche raus) zu kommen, die Lippen zu spitzen und darauf zu blasen. Und dabei ihr Talent in dieser Hinsicht lobt und sie auffordert, nicht locker zu lassen oder gar aufzuhören, während er sich genüsslich zurücklehnt. „Ja, äähh, Dustin-Nicklas, der findet es bestimmt ganz toll, wenn Mädchen, ääähhh, musikalisch sind und ihm was vorspielen… oder so.“

So offensichtlich wurde im Mainstream-Radio wohl noch nie über Oralsex gesungen. Ist mir ja auch herzlich egal – nur ist es dann umso lächerlicher, wenn in anderen Songs dann peinlich genau vermeintlich schlimme Wörter wie „fuck“, „bitch“ etc. rausgepiepst werden. Oder noch schlimmer, wenn schon von vornherein „radiotaugliche“, also von diesen Wörtern befreite Versionen aufgenommen werden. Man kann also zusammenfassen: Mit Metaphern, seien sie auch noch so flach, kann man im Radio (nahezu) alles sagen. Gewusst wie! 

(Ich will versuchen, daraus eine regelmäßige Rubrik zu machen und habe auch schon einige weitere Songs dafür im Hinterkopf. Für Anregungen, Vorschläge etc. bin ich aber immer dankbar!)

Montag, 9. Juli 2012

Rätselhaft

... warum man trotz mehr Fläche (ging mir zumindest bei Umzügen bisher immer so) immer noch Sachen rumstehen hat und sich fragt, wie zum Teufel man die unterkriegen soll. Umzugskisten stehen lassen ist ja doch mehr die 1b-Lösung...

Aber egal, das sind ja Kinkerlitzchen, das Wichtigste ist: der Umzug liegt erfolgreich hinter uns, die Wohnung ist spitze und den ersten Spaziergang zum See gabs auch schon. Ist ja schließlich quasi um die Ecke. :-)

Und schließlich, passt ja auch gerade ganz gut, wenn man ins neue Heim eingezogen ist: Der Begriff "Heimatlied" muss jetzt aber endgültig neu definiert werden! Man könnte sich fast wünschen, dass Rainald Grebe aus der eigenen Heimatstadt kommt. Großartig, der Mann.