Die 1Live Sendung „Plan B“
fand ich immer sehr gut – es war die einzige Sendezeit, in der Musik abseits
des üblichen Radio-Mainstream-Breis gespielt wurde und in der der Sender auch den Mut
hatte, unbekannte (bezogen auf Plattenverkäufe sozusagen auch unpopuläre) oder
sogar regionale Künstler vorzustellen. War ich abends mit dem Auto unterwegs,
habe ich gerne Radio gehört – was sonst eigentlich nur zur Bundesliga-Zeit am
Samstagnachmittag der Fall ist. Und auch wenn ich zuhause mal reingehört
habe, konnte ich mich oft über die Beiträge und Musik freuen. Bei „PlanB“ gab
es interessante Reportagen und Themen, spannende Diskussionen und eben viel
gute Musik. Hier habe ich auf einer langen Autobahnfahrt z.B. erleichtert
festgestellt, dass Noah & The Whale doch nicht in endlose Depressionen
verfallen sind; ich habe mich gefreut, dass Pete Doherty in erster Linie als
Musiker und nicht als Ex von Kate Moss wahrgenommen wurde; ich habe gestaunt,
wie viele vermeintlich unbekannte Bands hier zur Geltung kamen. Für einen Mainstreamsender
eben ein recht mutiges Programm, auch wenn es nicht die Hauptsendezeit ist.
Seit einiger Zeit – ich kann
es gar nicht genau beziffern, seit wann – fällt mir jedoch zunehmend negativ auf, dass
dieser Mut, zumindest in musikalischer Hinsicht, scheinbar abhanden gekommen
ist. Statt unbekannter Perlen und selten gespielten Highlights laufen nun
erschreckend oft die gleichen Bands, die man auch schon im Tagesprogramm
findet und die sowieso überall durchs Dorf getrieben werden: Cro, Paul Kalkbrenner, Marina & The Diamonds, Casper, Kraftklub
(die ja aus fadenscheinigen Gründen immer noch irgendwie als „Indie“-Band
wahrgenommen werden, was aber einfach Quatsch ist), Alex Clare – um nur einige zu nennen, die
Liste könnte hier noch lange weitergeführt werden. Selbst bei Bands, die
irgendwo „zwischen den Welten“ stehen, wie z.B. Maximo Park, wird dann nur die
Single gespielt, die tatsächlich auch eh schon im Tagesprogramm läuft. Ich
finde das schade und frage mich: Warum? Unterliegt man jetzt auch abends
stärker dem Quotendruck, so dass Musik abseits des breiten Massenpfads ins noch
spätere Programm rutschen muss? Mein Eindruck ist nämlich verstärkt der, dass
die unbekannteren, vielleicht auch „abgefahreneren“ Sachen jetzt erst ab 22 Uhr
laufen statt ab 20 Uhr. Da helfen auch die teils sehr ausführlichen Berichte
über schöne Festivals und die dort spielenden Künstler nicht – zumal auch dort
dann doch wieder die Bands exemplarisch gespielt werden, die die meisten Hörer
mit Sicherheit ohnehin schon kennen. Es ist mir ein Rätsel. Vielleicht hat auch die Riege der Musikredakteure komplett gewechselt? Aber die Moderatoren sind ja alle noch da, und die werden doch gerade bei der Sendung auch was zu sagen haben, oder? Also, wenn es noch einen Plan B für "Plan B" gibt - raus damit! Ich würd mich freuen.
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