Es
ist doch immer wieder schön, wenn sich Vorurteile bestätigen. Passiert ja auch
tatsächlich gar nicht so selten, wie man es sich vielleicht manchmal wünschen
würde. Selten jedoch trafen meine Vorurteile so ins Schwarze wie beim
Oktoberfest. Ja, ganz recht, ich war beim Oktoberfest. Hätt ich auch nicht
gedacht. Ergab sich aber so, und ich sage trotz allem: Sollte man mal gesehen haben, wenn die Gelegenheit besteht. Es ist
spektakulär. In vielerlei Hinsicht. Menschenmassen, ein riesiger Festplatz,
unzählige Fahrgeschäfte, viele Festzelte. Man kennt das ja. Dazu (für mich dann
doch erstaunlich) viele Menschen in „bayerischer Uniform“ und liter-, ach was, lastwagenweise
Bier. Ein Prosit der Gemütlichkeit.
Gemütlichkeit?
Naja… Das Oktoberfest mag vieles sein, aber gemütlich ist es mit Sicherheit
nicht. Es ist nicht gemütlich, wenn im Zelt (an dieser Stelle kann ich
natürlich nur von dem von mir besuchten Zelt sprechen) die Bierbänke Kante an
Kante stehen, so dass hinsetzen, aufstehen, sitzenbleiben oder generell sich bewegen
zur echten Herausforderung werden – vom Essen mit Messer und Gabel ganz zu
schweigen. Es ist nicht gemütlich, wenn das Zelt so vollgestopft ist, dass man
Mühe hat, einen Platz zu finden, wenn man eben nicht am Tisch sitzt. (Es ist
auch nicht gemütlich, stundenlang für den Eintritt in ein Zelt anzustehen – ein
Umstand, den ich zum Glück nur vom Hörensagen kenne.) Es ist nicht gemütlich,
wenn einem schon mittags zahllose extrem betrunkene Menschen vor die Füße
stolpern/torkeln/fallen, die sich zum Teil schon selber vollgereihert haben
(alternativ dazu die Wege zwischen den Zelten, Ecken im Zelt, leere Maßkrüge etc.), sich
prügeln/prügeln wollen und generell unausstehlich sind und jegliche Form von
Fassung, Hemmung, Würde und Anstand verloren haben. Und mit jeder Stunde vergrößert sich
ihre Anzahl (und ich rede hier nicht nur von testosterongesteuerten
Jünglingen).
Das
alles ist nicht gemütlich und war für mich eigentlich das Erschütternde. Dass
ich generell Volksfeste nicht mag und mit Blas- und/oder Schlagermusik nichts
anfangen kann, dafür kann ja keiner was. Aber ich konnte nun mal keine Form
eines gemütlichen, traditionellen Volksfestes entdecken, bei dem man entspannt
ein, zwei, drei Maß Bier trinken kann. Für mich erscheint das Fest vielmehr als
ein willkommener Anlass, mal alle Hemmungen fallen zu lassen und richtig, aber
richtig die Sau rauszulassen. Quasi auf Kommando besoffen und fröhlich sein.
Und da hab ich eh so meine Probleme mit – siehe auch meine Abneigung dem
Karneval gegenüber. Aber selbst karnevalserprobte Begleiter fanden das Oktoberfest
in Sachen Bierleichen um einiges „krasser“. Das
alles gilt natürlich bei weitem nicht für alle Wiesn-Besucher. Aber
immerhin für einen so großen Teil, dass es meinen Eindruck nachhaltig
geprägt hat.
Im Übrigen war ich beruhigt, dass
ich mit meiner Meinung nicht allein da stand. Gut zu wissen, dass ich nicht der
einzige bin, dem es so oder ähnlich ging. Spaß hatte ich ja schließlich
trotzdem. Weil ich mit netten Leuten da war, mit denen ich unter so ziemlich
allen Umständen eine gute Zeit haben kann. Und das Bier schmeckt auch
hervorragend!
Wenn es doch nur in Wirklichkeit so idyllisch wäre...
Aber das klingt ja hier schon fast nach einem Lamentier-Eintrag erster Güte. Das wäre
ja fatal. Denn es war ein richtig tolles langes Wochenende in München!
Inklusive eines unglaublich guten griechischen Essens mit unfassbar vielen Ouzo
aufs Haus und anschließendem Gang in die (in das?) Substanz (und das am Abend vor dem
Oktoberfestbesuch...); des Besuchs des tollen „Stadion an der Schleissheimer Straße“
(eine Empfehlung für jeden Fußballfan); einer sehr schönen Wanderung auf demRiederstein am Tegernsee, die trotz nebliger Sichtverhältnisse viel Spaß
gemacht hat; eines fantastischen afghanischen Essens, das man ja schließlich
auch nicht alle Tage bekommt, und eines abschließenden Ausflugs zum botanischen
Garten und zum Schloss Nymphenburg. Das alles mit lieben Menschen und jeder
Menge Spaß. Die zwei Drittel „Gejammer“ über die paar Stunden auf dem Oktoberfest
werden dem Wochenende also eigentlich gar nicht gerecht. Aber andererseits musste das auch mal gesagt
werden. Dafür sei der Rest des Wochenendes noch einmal ausdrücklich gelobt und
allen Beteiligten, insbesondere dem Gastgeber und dem „Fahrer“, gedankt. Ich
komme immer wieder gerne nach München – das nächste mal aber wieder außerhalb
der Wiesn-Zeit.
Abschließend noch eine Bildergalerie, die auf mein ganzes Oktoberfest-Gemeckere noch einen drauf setzt. Ich warne aber ausdrücklich: Menschem mit empfindlichem Magen sollten das mit Vorsicht "genießen"! Es sieht noch schlimmer aus, als ich es beschrieben habe. Hehe. http://www.muenchenkotzt.de/
Aber mit dem Substanz und dem Stadion hast du ja dann trotzdem noch gute Locations gefunden. Das Molos ist auch sehr bekannt, aber ich war dort leider noch nicht
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