Donnerstag, 4. Oktober 2012

Das Oktoberfest und ich – keine Freunde fürs Leben



Es ist doch immer wieder schön, wenn sich Vorurteile bestätigen. Passiert ja auch tatsächlich gar nicht so selten, wie man es sich vielleicht manchmal wünschen würde. Selten jedoch trafen meine Vorurteile so ins Schwarze wie beim Oktoberfest. Ja, ganz recht, ich war beim Oktoberfest. Hätt ich auch nicht gedacht. Ergab sich aber so, und ich sage trotz allem: Sollte man mal gesehen haben, wenn die Gelegenheit besteht. Es ist spektakulär. In vielerlei Hinsicht. Menschenmassen, ein riesiger Festplatz, unzählige Fahrgeschäfte, viele Festzelte. Man kennt das ja. Dazu (für mich dann doch erstaunlich) viele Menschen in „bayerischer Uniform“ und liter-, ach was, lastwagenweise Bier. Ein Prosit der Gemütlichkeit.

Gemütlichkeit? Naja… Das Oktoberfest mag vieles sein, aber gemütlich ist es mit Sicherheit nicht. Es ist nicht gemütlich, wenn im Zelt (an dieser Stelle kann ich natürlich nur von dem von mir besuchten Zelt sprechen) die Bierbänke Kante an Kante stehen, so dass hinsetzen, aufstehen, sitzenbleiben oder generell sich bewegen zur echten Herausforderung werden – vom Essen mit Messer und Gabel ganz zu schweigen. Es ist nicht gemütlich, wenn das Zelt so vollgestopft ist, dass man Mühe hat, einen Platz zu finden, wenn man eben nicht am Tisch sitzt. (Es ist auch nicht gemütlich, stundenlang für den Eintritt in ein Zelt anzustehen – ein Umstand, den ich zum Glück nur vom Hörensagen kenne.) Es ist nicht gemütlich, wenn einem schon mittags zahllose extrem betrunkene Menschen vor die Füße stolpern/torkeln/fallen, die sich zum Teil schon selber vollgereihert haben (alternativ dazu die Wege zwischen den Zelten, Ecken im Zelt, leere Maßkrüge etc.), sich prügeln/prügeln wollen und generell unausstehlich sind und jegliche Form von Fassung, Hemmung, Würde und Anstand verloren haben. Und mit jeder Stunde vergrößert sich ihre Anzahl (und ich rede hier nicht nur von testosterongesteuerten Jünglingen).

Das alles ist nicht gemütlich und war für mich eigentlich das Erschütternde. Dass ich generell Volksfeste nicht mag und mit Blas- und/oder Schlagermusik nichts anfangen kann, dafür kann ja keiner was. Aber ich konnte nun mal keine Form eines gemütlichen, traditionellen Volksfestes entdecken, bei dem man entspannt ein, zwei, drei Maß Bier trinken kann. Für mich erscheint das Fest vielmehr als ein willkommener Anlass, mal alle Hemmungen fallen zu lassen und richtig, aber richtig die Sau rauszulassen. Quasi auf Kommando besoffen und fröhlich sein. Und da hab ich eh so meine Probleme mit – siehe auch meine Abneigung dem Karneval gegenüber. Aber selbst karnevalserprobte Begleiter fanden das Oktoberfest in Sachen Bierleichen um einiges „krasser“. Das alles gilt natürlich bei weitem nicht für alle Wiesn-Besucher. Aber immerhin für einen so großen Teil, dass es meinen Eindruck nachhaltig geprägt hat. 
Im Übrigen war ich beruhigt, dass ich mit meiner Meinung nicht allein da stand. Gut zu wissen, dass ich nicht der einzige bin, dem es so oder ähnlich ging. Spaß hatte ich ja schließlich trotzdem. Weil ich mit netten Leuten da war, mit denen ich unter so ziemlich allen Umständen eine gute Zeit haben kann. Und das Bier schmeckt auch hervorragend! 

Wenn es doch nur in Wirklichkeit so idyllisch wäre...

Aber das klingt ja hier schon fast nach einem Lamentier-Eintrag erster Güte. Das wäre ja fatal. Denn es war ein richtig tolles langes Wochenende in München! Inklusive eines unglaublich guten griechischen Essens mit unfassbar vielen Ouzo aufs Haus und anschließendem Gang in die (in das?) Substanz (und das am Abend vor dem Oktoberfestbesuch...); des Besuchs des tollen „Stadion an der Schleissheimer Straße“ (eine Empfehlung für jeden Fußballfan); einer sehr schönen Wanderung auf demRiederstein am Tegernsee, die trotz nebliger Sichtverhältnisse viel Spaß gemacht hat; eines fantastischen afghanischen Essens, das man ja schließlich auch nicht alle Tage bekommt, und eines abschließenden Ausflugs zum botanischen Garten und zum Schloss Nymphenburg. Das alles mit lieben Menschen und jeder Menge Spaß. Die zwei Drittel „Gejammer“ über die paar Stunden auf dem Oktoberfest werden dem Wochenende also eigentlich gar nicht gerecht. Aber andererseits musste das auch mal gesagt werden. Dafür sei der Rest des Wochenendes noch einmal ausdrücklich gelobt und allen Beteiligten, insbesondere dem Gastgeber und dem „Fahrer“, gedankt. Ich komme immer wieder gerne nach München – das nächste mal aber wieder außerhalb der Wiesn-Zeit. 

Abschließend noch eine Bildergalerie, die auf mein ganzes Oktoberfest-Gemeckere noch einen drauf setzt. Ich warne aber ausdrücklich: Menschem mit empfindlichem Magen sollten das mit Vorsicht "genießen"! Es sieht noch schlimmer aus, als ich es beschrieben habe. Hehe. http://www.muenchenkotzt.de/

1 Kommentar:

  1. Aber mit dem Substanz und dem Stadion hast du ja dann trotzdem noch gute Locations gefunden. Das Molos ist auch sehr bekannt, aber ich war dort leider noch nicht

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