Donnerstag, 7. März 2013

Popmusik wörtlich #4: Selbstironie bei den Toten Hosen?

"Und immer wieder 
sind es die selben Lieder
die sich anfühlen
als würde die Zeit stillstehen."

So heißt es im Refrain der aktuellen Single der Toten Hosen, "Altes Fieber". Höre ich da etwa Selbstironie heraus? Denn mal ehrlich, genau das denke ich jedes verdammte Mal, wenn ich die Band im Radio höre! Aber wenn die das selbst auch schon so sehen... 

Montag, 4. März 2013

Männermode

Eins vorweg: Ich behaupte keineswegs, vollständig auf der modischen Höhe der Zeit zu sein. Was ich behaupte: Ich interessiere mich ein wenig dafür und habe - meiner Meinung nach, was soll ich auch von mir selbst sonst sagen - einen ganz ordentlichen Geschmack.

Genug des Vorgeplänkels: Als ich heute den Azubi aus der IT-Abteilung über den Flur gehen sah, dachte ich: "Ein 20-Jähriger mit dem Kleidungsstil eines Klischee-Mittfünfzigers. Ich bin gespannt, ob er im Frühling einen beigen Blouson trägt." Was man halt so denkt, wenn man über den Büroflur geht. Dann fragte ich mich, was so einen 20-Jährigen wohl auf den Gedanken bringt, in einem sackigen Pulli, in einer  zu kurzen 08/15-Jeans (zu kurze Hosen sind scheinbar überhaupt ein weit verbreitetes Phänomen unter Männern) und in schwarzen, klobigen Ledersneakern nach Supermarkt-Art rumzulaufen. Es muss ja nicht der neueste H&M-Stil in Neon-Violett und mit V-Ausschnitt bis kurz unterm Bauchnabel sein - aber der Junge muss doch auch nicht rumlaufen wie der eigene Großonkel. Dann dachte ich weiter darüber nach, über andere Kollegen und deren Kleidung, und mir wurde bewusst, dass es erstaunlich viele junge Männer (dazu zähle ich mich übrigens auch) gibt, die Klamotten tragen, die mein Vater (zum Glück!) nicht mal mit einem Blick während des Vorbeigehens streifen würde. Ich kenne Gleichaltrige, die tragen ernsthaft weinrote Seidenblousons. Und nicht so Hipster-mäßig. Nein nein, ganz ironiefrei! Ich meine, das war selbst in den 80ern schon schlimm, als die "modern" gewesen sein mögen.

Was mich also daran beschäftigt: Es scheint den Leuten ja zu gefallen. Oder zumindest nicht negativ aufzufallen, wenn sie vielleicht nur minimales Interesse für den Kleiderkauf aufbringen. Unvorstellbar. Wie kann das passieren? Wieso sagt ein 20- der 30-Jähriger: "Joah, die Jacke find ich gut, die sah ja auch schon an Heinz Schenk gut aus, damals 1982." Also, sinnbildlich gedacht natürlich. Der sagt ja von sich womöglich auch, er hätte einen guten Geschmack. Dabei sieht er aus wie der personifizierte Altherren-Ausflug.
Ach, ich kann das gar nicht so gut beschreiben, wie ich gerne möchte. Sie wissen schon, was ich meine, meine Damen und Herren des guten Geschmacks. Fight the Seidenblouson! Ende der Beschwerde.

Dienstag, 26. Februar 2013

Harte Arbeit, ehrlicher Lohn*

*Den Slogan habe ich mir bei Bergmann Bier ausgeborgt - zum einen, weil das U, in dessen Schatten das Konzert im Dortmunder FZW ja quasi stattfand, am Sonntagabend so schön an die Stahl-Vergangenheit der Stadt erinnert hat,
und zum anderen, weil das ja irgendwie auch zu Triggerfinger passt. Ich rede jetzt nicht von dieser schlimmen Phrase der "ehrlichen Musik" oder des "ehrlichen Rock", sondern meine vielmehr, dass sie - nach Aussage von Sänger und Gitarrist Ruben Block - noch vor wenigen Jahren in Deutschland vor 50 Leuten in kleinen Clubs gespielt haben. "And now you brought all your friends with you. That's nice!" Sehr charmant. Wäre ich übrigens eine Frau um die 50, wäre ich wohl ein Ruben-Block-Groupie. Cooler Typ. 
Harte Arbeit war es darüber hinaus auch nicht, an die Karten zu kommen - ich habe sie gewonnen. Ehrlicher Lohn dafür vielleicht, dass ich über das Jahr verteilt so viel Geld für Konzertkarten ausgebe... Ich hab mich jeweils gefreut und wurde (natürlich) auch nicht vom Konzert enttäuscht. Bisher hatte ich Triggerfinger nur auf Festivals gesehen, und so ein Abend nur mit ihnen (und der 80er-Jahre-Trash-Pop-Rock-Party-Vorband Hong Kong Dong, die sehr unterhaltsam war) hat wirklich etwas für sich. Die Band ist extrem sympathisch und entspannt - routiniert, aber eben dabei nicht gelangweilt, sondern vielmehr im positiven Sinne - und macht allerlei Mätzchen. 
Vor allem aber machen Triggefinger richtig gute Musik. Da sitzt alles, bei allen Showeinlagen des großartigen Drummers (der bewundernswerterweise das komplette Set durch in Anzug und Krawatte gespielt hat) und allen Posten von Ruben Block - man  merkt, das Wichtigste ist immer der Song. Wie fantastisch das zusammengeht, kann man z.B. hier sehen: 
Lustiger Nebeneffekt einer Band, die (in Deutschland) erst mit dieser einen, berühmten, eher leisen Coverversion so richtig bekannt wurde: Einige entsetzte Gesichter aufgrund dessen, wie Triggerfinger tatsächlich klingen, einige frühe Abgänge. Aber weniger, als ich erwartet hatte. Das Dortmunder Publikum wusste, worauf es sich einließ. Gut so, und so wurde die Band zu Recht gefeiert. Und natürlich spielten sie auch das berühmte Cover, und zwar in der Zugabe, und es kam natürlich auch super an. Lustigerweise wurde das Set auch von einem Cover beendet, was aber wahrscheinlich weit weniger Leute bemerkt haben. "Man Down" ist ursprünglich von Rihanna, wurde ja aber zugegebenermaßen auch ordentlich "eingetriggerfingert". Hier der Beweis: 
Lange Rede, kurzer Sinn: es war grandios. Sogar besser, als ich erwartet hatte. Bei der nächsten Tour bin ich bestimmt wieder dabei - auch gegen Geld. Was jetzt noch fehlt? Mehr von solchen Konzerten - und Bergmann Bier im FZW! Prost! 

Sonntag, 17. Februar 2013

Neulich in der Straßenbahn

In der Landeshauptstadt, in der Straßenbahn. Wir passieren eine Apotheke. 
Ein junger Mann, der hinter mir sitzt: "Da hat der (Name ist mir entfallen, sagen wir Kevin) mal Praktikum gemacht." 
Seine Begleiterin: "Als was denn?"
Er: "Na, als, äh, wie heißt denn das - Pharmatiker?"
Sie: "Öhm, weiß auch nicht, Pharmatist?"
Er: "Oder vielleicht Pharmazist?"
Sie: "Weiß auch nicht..."
Er: "Ach, als Apotheker halt!"

War ich froh, dass ich kurz danach aus der Bahn konnte, um endlich laut loszulachen... 

Mittwoch, 6. Februar 2013

Popmusik wörtlich #3: Katy Perry und die Zielgruppe

Wenn ich in den letzten Wochen mal wieder Katy Perry im Radio hören musste (unter der Dusche komm ich leider nicht ans Radio, um das zu verhindern), formte sich der Gedanke, dass das irgendwie nicht richtig ist. Also nicht nur ganz generell - ich denke, da sind wir uns einig - sondern im Speziellen das, was sie in ihren Songs von sich gibt. Dann dachte ich aber wieder, dass man das nicht formulieren kann, ohne gleich wie ein prüder, spießiger und langweiliger Mittfünfziger mit beigem Rollkragenpullover zu klingen, denn soll sie doch ihre anzüglich-unverhüllten Texte singen und dabei aussehen "wie die Mädchen, die in Rap-Videos mit Champagner bespritzt werden", um halbwegs wörtlich aus "2 Broke Girls" zu zitieren. Machen andere auch und haben schon viele vor ihr gemacht.

Ich hab damit auch gar kein Problem, mal abgesehen davon, dass die Texte schreiend schlecht sind. Was ich immer nur denke: wie passt Katy Perry eigentlich zur (ja, vielleicht reite ich ein Klischee, ist mir egal) eher prüden Einstellung der (meisten) Amerikaner? Und wie finden es die Eltern von Teenagern und Kindern (denn das ist ja wohl zu 95% ihre Zielgruppe), wenn ihre Töchter die Songs über z.B. Komasaufen, ungeschützten Sex und flotte Dreier nachsingen und entsprechende T-Shirts tragen, auf denen recht unverhohlen nach männlichen Geschlechtsteilen gesucht wird? Passenderweise hat Christian Ihle vom hervorragenden Blog "Monarchie & Alltag" ein herrlich passendes Zitat von der Band Chrystal Castles zu dem Thema gefunden, dass ich hier wiedergeben möchte, um meinen Gedanken zu belegen: "Fucking Katy Perry spraying people with her fucking dick, her fucking cum gun cumming on fucking children. And little girls, like six-year-old girls wearing a shirt with 'I wanna see your (pea) cock' on it. On the merch for that song 'Peacock' the 'Pea' is on a different line so you don't see it. She sells it to fucking children. It's fucking evil. Don't prey on vulnerable people like that. Don't encourage little girls to get dressed up, to have cupcakes on their tits to get people lick them off, 'cos that's what you're ininuating." 

Passt nicht zusammen, finde ich. Und doch ist die Frau unfassbar erfolgreich und wahrscheinlich, oh Schreck, ein Vorbild für viele Mädchen und junge Frauen. Trotz aller beiger-Rollkragen-Gefahr halte ich das alles für sehr fraglich, um nicht zu sagen, für falsch. Kann man mal drüber nachdenken, ob das cool ist. Katy Perry ist übrigens Pastorentochter.

Montag, 14. Januar 2013

Sunday afternoon delight with Skinny Lister


Einen Sonntagnachmittag kann man ja auf viele Arten verbringen – gemütlich auf der Couch sitzen, einen Spaziergang machen, Sport treiben, anderen beim Sport treiben zuschauen, lesen usw. Auf den Gedanken, ein Konzert am Sonntagnachmittag zu besuchen, kommt man bei dieser Tageszeit nicht unbedingt sofort.



Warum eigentlich nicht? Denn mal ehrlich, es kann doch kaum einen besseren Zeitpunkt dafür geben, den Samstagabend vielleicht mal ausgenommen. Man hat frei, oft nicht wirklich was Wichtiges zu tun, und der frühe Termin (in diesem Falle Beginn um 16 Uhr) sorgt dafür, dass man vor der anstehenden Arbeitswoche angemessen früh wieder zuhause ist.
Um den Sonntagnachmittag wirklich perfekt zu machen, braucht es also nur wenige Zutaten: gute Freunde, leckeres Guinness und eine fantastische Liveband in einem schönen, heimeligen Rahmen. Voila, Skinny Lister im Fachwerk Gievenbeck in Münster!



Es gibt wohl momentan kaum eine Band, bei deren Konzerten man so viel Spaß haben kann – und ich kenne auch nur wenig Bands, die selbst einen solchen Spaß dabei haben. (kann man übrigens hier nachlesen und -sehen!) Sängerin Lorna turnt z.B. gut die Hälfte der Zeit im Publikum oder am Bühnenrand rum, und auch der Kontrabassist seilt sich öfter mal (auch mit Instrument!) von der Bühne in die Zuschauer ab. Die Songs, selbst die langsamen, vermeintlich traurigen, versprühen derart viel gute Laune, dass man aus dem Grinsen, Tanzen und Mitklatschen (ja richtig, das ist hier, auch und gerade von der Band, erwünscht, gehört zum Gesamtkonzept und ist in diesem Rahmen nicht im geringsten peinlich) gar nicht mehr herauskommt. Kurz gesagt: Skinny Lister Konzerte machen glücklich. Wenn es dann auch noch in einem so schönen Raum stattfindet, es vorher leckeren Kuchen gibt (noch ein Vorteil eines Nachmittagskonzerts!) und die Tickets nur 11 Euro kosten, ist ein wunderbarer Sonntagnachmittag perfekt. Was für ein Start in das Konzertjahr 2013. Mehr davon, bitte! 



Dienstag, 8. Januar 2013

Das „nen“-Dilemma



…oder: Abkürzungen – blöd, wenn man die falschen benutzt. 

Neulich las ich mal wieder einen Kommentar unter einem Facebook-Video: „das ist echt nen super Lied“. So oder so ähnlich, den genauen Wortlaut weiß ich nicht mehr und der ist auch egal. Worum es geht: Die Abkürzung „nen“. 

Abkürzungen sind ja seit dem Massenphänomen SMS allgegenwärtig und werden gerne auch für Internet-Nachrichten, -Kommentare und ähnliches benutzt. Wobei ich mich da oft schon wieder frage: Warum eigentlich in derartiger Häufung? Nur weil das Internet ein schnelles Medium ist, muss ich doch nicht auch möglichst kurz, ergo schnell, schreiben? Denken aber viele vermutlich. Und applizieren das Abkürzungen schreiben auch auf E-Mails und andere Anlässe, wo es noch viel weniger notwendig wäre.

Meinetwegen sollen die Menschen ja auch die Abkürzungen verwenden, wenn sie das schön finden. Aber wenn, dann doch bitte die richtigen! Nicht so, wie in dem oben angegebenen und in zahllosen anderen Beispielen. „Nen“ (auf die eigentlich korrekte Apostrophierung kann man wirklich verzichten, die ist unpraktisch und blöd) ist – irgendwie logisch – die Abkürzung von „einen“. Nur wird wohl niemand sagen „das ist echt einen super Lied“ oder „ich hab noch einen Brot übrig“ – es sei denn, es handelt sich um sprachliche Totalausfälle. Nein, es müsste heißen „das ist echt ein super Lied“. „Nen super Lied“ ist falsch. Ganz einfach falsch!

Das ultimativ Bescheuerte an diesem Fehler: es bringt einem in Sachen Abkürzen rein gar nichts. Nada! Nix! Nothing! „Nen“ und „ein“ – beide drei Buchstaben. Würde man „ein“ richtig abkürzen, würde daraus „‘n“. Sieht geschrieben natürlich ziemlich doof aus, zumal wenn man da das Apostroph noch weglassen würde. Aber ist das tatsächlich der Grund, weshalb viele Schreiber fälschlicherweise zum „nen“ greifen, und das so oft? Kann ich mir nicht vorstellen. Wenn es um die Länge ginge, wäre das ja ein super Vorteil (Notiz an die „nen-ner“: es wäre NICHT „nen super Vorteil“, sondern „‘n super Vorteil“, capisce?). Nein, ich befürchte eher, der Unterschied ist den meisten einfach nicht klar. Oder sie unterliegen dem Irrglauben, damit 'ne (!) coolere Variante zu wählen. Ist aber nicht cool, ist falsch. Also doof.

Fazit: Wer Abkürzungen benutzt, sollte sich wenigstens sicher sein, dass er die richtige benutzt. Ansonsten sollte man ein Wort vielleicht auch einfach mal ausschreiben. Schadet ganz bestimmt niemandem, verspochen!  Und wer falsch abkürzt, kriegt eine gepaddelt: