Sonntag, 9. Dezember 2012

Popmusik wörtlich #2: Balladen-Bullshit-Bingo mit Silbermond

Vorhin habe ich zum ersten Mal die Single "Ja" von Silbermond gehört - beim Rasieren. "Ja" habe ich dabei bestimmt nicht gedacht. Eher: "Gut, dass man sich heutzutage nicht mehr mit offenen Klingen rasiert."

Ich präsentiere hier mal einen Auszug aus dem Songtext:

"Ich bin verlor'n in deiner Mitte
Machst mich zum Kämpfer ohne Visier
Alles gedreht, die Sinne wie benebelt
Ich bin so heillos betrunken von dir

Du wärmst mich auf mit deinem Wesen
Und lässt nicht einen Zentimeter unverschont
Du flutest alle meine Decks mit Hoffnung
auf ein echtes Leben vor dem Tod

[Refrain:]
Und Ja ich atme dich
Ja ich brenn' für dich
Und Ja ich leb' für dich...jeden Tag
Und Ja du spiegelst mich
Und Ja ich schwör' auf dich und jede meiner Fasern sagt Ja..."

(Quelle: www.azlyrics.com, wer sich selber überzeugen will - das hier ist nur die erste Hälfte der Grausamkeit...)


Mich beschlich spontan das Gefühl, als hätten die Songschreiber (ein Mensch alleine kann sich sowas doch wohl unmöglich ausdenken?) Bullshit-Bingo mit Balladentexten und -wörtern gespielt: "Warte, es muss 'betrunken von dir' rein!" - "Check." - "Ey ey, Alter, 'Decks mit Hoffnung fluten', das is voll emo, das muss!" - "Check." - "Und sie muss ihn atmen, Mann, zieh dir das rein: 'Ich atme dich'. Krass! Da fahren die Kids bestimmt voll drauf rein - äh, ich meine ab!" - "Check." Und so weiter.

Alles, was irgendwann mal irgendwo in irgendeiner schlimmen Schnulzballade verwurstet wurde - in diesem Lied findet es sich wieder. Ist ja in gewisser Hinsicht auch eine Leistung. Aber seinen Sie gewarnt: wenn Sie dieses Lied hören und bei klarem Verstand und gutem Geschmack sind - fahren sie rechts ran, legen Sie das Messer weg, treten Sie von der Klippe zurück! Bevor Sie etwas aus dem Affekt tun, das Sie später bereuen. Und sagen Sie nicht, ich hätte Sie nicht gewarnt vor dem Silbenmord!

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