Sonntag, 30. Dezember 2012

Premieren 2012

2012 habe ich viele Sachen zum ersten Mal gemacht - an viele davon kann ich mich vielleicht auch gar nicht mehr erinnern, weil sie eher alltäglicher Natur waren. Es gab aber durchaus einige Sachen, die einen bleibenden - in den allermeisten Fällen auch positiven - Eindruck hinterlassen haben. 2012 habe ich bzw. bin ich zum ersten Mal:
  • Lou Reed live gesehen. Und Billy Bragg. Zwei Legenden in einem Jahr, nicht schlecht. 
  • Ein Auto verkauft. War unkomplizierter als ich befürchtet hatte.
  • Stolzer Patenonkel geworden. Yeah! 
  • Einen Handwerker richtig zusammengefaltet, und zwar sowohl am Telefon als auch von Angesicht zu Angesicht. Und das vollkommen zu recht!
  • Auf dem Oktoberfest gewesen (wohl auch das letzte Mal...).
  • Getwittert - jaja, ich weiß, ich bin (mal wieder) spät dran, aber irgendwann war die Neugier doch größer als der Widerstand.
  • Segelfliegen gewesen - sensationell!
  • Indoor Skydiving gemacht - fast noch sensationeller! 
  • Bömisch gegessen (in Prag); afghanisch gegessen (nein, nicht in Afghanistan, sondern in München). Und beim Griechen ungefähr den Gegenwert des (köstlichen) Essens in Gratis-Ouzo bekommen (auch in München).
  • Eine Spielekonsole gekauft, und damit besitze ich mit 31 Jahren zum ersten Mal eine eigene Konsole - also zumindest eine Hälfte davon, um genau zu sein.
  • Beim Halloween-Run im Duisburger Landschaftspark mitgelaufen (das bestimmt nicht zum letzten Mal).
  • Steckdosen ausgetauscht (also nicht nur die Plastikoberteile, sondern so richtig), einen Küchensiphon gewechselt, den Rauchabzug im Hausflur "repariert", mir eine Bohrmaschine gekauft - die Freuden eines Umzugs. Aber ist ja auch irgendwie nützlich, sowas mal gemacht zu haben.
  • Mir einen Schnurrbart stehen lassen. Aber nur für wenige Tage, ehrlich! 
Mal sehen, was das nächste Jahr so bringt. Dieses Jahr war jedenfalls sehr ereignisreich, mal mehr, mal weniger positiv gesehen. Wobei das Schöne dann doch überwiegt, zumindest in der Erinnerung. Wenn alles so läuft wie geplant, wird eine der Premieren 2013 sein, dass ich mal auf die andere Seite des Atlantiks fliege. Da freu ich mich jetzt schon drauf. Bis dahin erstmal einen guten Start ins neue Jahr!

PS: Diesen Jahresrückblick habe ich mir hier ein wenig abgeschaut. ;-) 

Freitag, 21. Dezember 2012

Die Alben des Jahres 2012



2012 war ein gutes Jahr für neue Alben. Zwar nicht in Hülle und Fülle, aber Klasse statt Masse ist ja schließlich auch ein recht sinnvoller Spruch. Hier also die Klasse, die dieses Jahr in meine Topcharts versetzt wurde:

Japandroids – Celebration Rock

Schon die ersten Alben waren gewaltig, aber das hier toppt noch einmal alles: All killer, no filler! Von vorne bis hinten sensationell gut, atmosphärisch und dicht. Man glaubt oft kaum, dass das eine Zwei-Mann-Band ist. Anspieltipp: da fällt die Auswahl schwer, ich würde wohl täglich was anderes auswählen. Nehmen wir doch mal "Continuos Thunder". 

The Vaccines – Come Of Age

Es brauchte ein bis zwei Durchgänge, dann war das Album angekommen. Ist ja auch immer schwer nach einem so guten Debut. Aber auch Come Of Age überzeugt fast durchgängig mit tollen Popsongs und Ideen. Hoffentlich nicht noch eine Band, die denkt, irgendwann mal was ganz anderes machen zu müssen. Anspieltipp: Teenage Icon

Die Liga der gewöhnlichen Gentlemen – Jeder auf Erden ist wunderschön

Apropos was anderes machen – haben die beiden Herren, die von Superpunk in diese Band übergegangen sind, mit ihren Mitstreitern zum Glück nicht. Heraus gekommen ist wieder einmal (klingt komisch bei einem Debutalbum) ein herrliches Northern-Soul-Pop-Album mit intelligenten Texten. Ich freu mich schon auf die Tour! Anspieltipp wäre eigentlich "Meine Jeans", dazu findet sich aber kein Video. Deshalb: Nimm mich mit zum Spiel

The Wave Pictures – Long Black Cars


Nach jedem Album könnte man die gleiche Leier anstimmen: The Wave Pictures machen ein gutes Album nach dem nächsten, und kaum einer bekommt es mit. In einer perfekten Welt wäre diese Band größer als die fucking Kings of Leon und U2 zusammen. Soviel zur Lage der Welt… Anspieltipp: Stay Here And Take Care Of The Chickens

Two Gallants – The Bloom And The Blight

Lang hat’s gedauert, bis endlich mal wieder ein Two Gallants Album erschien, aber das Warten hat sich eindeutig gelohnt. Im Vergleich zu früheren Alben geht das hier mehr nach vorne, ist lauter, wenn man so will. Das tut den Songs aber keinen Abbruch, und die ruhigen, schönen Momente finden sich ja schließlich immer noch zur Genüge. Äußerst gelungen. Anspieltipp: Song Of Songs

Jack White – Blunderbuss

Kann der Mann eigentlich was falsch machen? Also musikalisch gesehen? Bei mir scheinbar nicht. Im Gegenteil hat er sich mit seinem ersten Soloalbum wieder ganz nach vorne gespielt. Da kommt sein ganzes großes Können zum Vorschein. Mein lieber Herr Gesangsverein! Anspieltipp: I'm Shakin'

The Heavy – The Glorious Dead

Rock’n’Roll, Pop’n’Soul und noch ne Prise Funk dazu. Aus all dem machen The Heavy einen dermaßen großartigen Sound, dass man selbst beim Autofahren nur schwer stillsitzen kann. Und in den ruhigen Momenten des Albums sich kaum halten kann vor Begeisterung über Swaby’s Stimme. Anspieltipp: Don't Say Nothing

Tame Impala – Lonerism

Hätte Neil Young mit Crazy Horse vor 35 Jahren ein Album rausgebracht, hätte es wohl so geklungen – lustigerweise klingt sein 2012 veröffentlichtes Album irgendwie auch so. Tame Impala haben Classic Rock entstaubt, aufpoliert und aufs Vortrefflichste herausgeputzt. Anspieltipp: Elephant

The Crookes – Hold Fast

Die vielleicht zur Zeit charmanteste Band aus England mit dem nächsten Album voller herrlicher Pophits. Beweist auch der Anspieltipp. Viel mehr gibt’s dazu gar nicht zu sagen – anhören! Anspieltipp: The Cooler King

Die höchste Eisenbahn – Unzufrieden EP

Ganz recht, eine EP mit sechs Tracks (eigentlich nur fünf plus ein Reprise) schafft es in die Jahrescharts. Warum? Weil das verdammt nochmal zum Besten gehört, was in den letzten Jahren an deutscher Musik veröffentlicht wurde. Die Schwarzwald-Connection Francesco Wilking und Moritz Krämer hat so wunderbare Songs geschrieben, dass meine Erwartungen an das hoffentlich anstehende Album riesig sind. Mit prominenten Gästen (Judith Holofernes, Gisbert zu Knyphausen) wird die Perfektion perfektioniert. Bitte unbedingt bald (wieder) auf Tour gehen! Anspieltipp: Vergangenheit

Django Django – Django Django

Kopf aus, Tanzbein an – auf eine Art, die irgendwie ganz eigen ist. Nur so viel: Wenn ich, was recht unwahrscheinlich ist, einen Film machen sollte, stehen Django Django ganz oben auf meiner Soundtrack-Wunschliste. Anspieltipp: Wor

This Many Boyfriends – This Many Boyfriends

Kurz vor Jahresschluss haben sich diese Briten noch in meine Charts geschlichen – kein Wunder, wenn ein Album textlich so genial beginnt: „“You love pop songs about love / more than being in love in the first place” und das Lied auch noch die Frage behandelt, ob die eigene Musik-Besessenheit eventuell schädlich sein könnte. Quatsch! Kein Quatsch ist aber, dass das ein ganz formidables Album geworden ist. Anspieltipp: I Don't Like You ('Cos You Don't Like The Pastels)


Ganz knapp an meinen Top 12 vorbeigeschrammt sind u.a. Dexys, The Twilight Sad, Skinny Lister, Kid Kopphausen, Die Türen, The Jim Jones Revue. Wie gesagt, ein gutes Jahr, was man auch daran erkennt, das z.B. Buster Shuffle oder Paul Weller nicht mal in der Nähe der Top 12 waren. Und gerade bei Weller will das schon was heißen! Ich bin gespannt auf 2013.

Sonntag, 16. Dezember 2012

Konzerte des Jahres 2012



Der Einfachheit halber zähle ich meine 12 besten Konzertmomente des Jahres mal chronologisch auf – auch, weil es mir schwer fallen würde, sie in eine qualitative Reihenfolge zu bringen.

Two Gallants, FZW, Dortmund
Es war zu laut (bzw. schlecht abgemischt), es fing (für einen Wochentag) lausig spät an – und dann hat es mich ziemlich weggeblasen. Zwei Mann, Gitarre und Schlagzeug, großartig. Ich wollte Two Gallants schon seit Jahren mal sehen und wurde nicht enttäuscht.

TV Noir mit Moritz Krämer und We Invented Paris, Bhf. Langendreer, Bochum
Zu laut war es hier nicht, eher beschaulich und gemütlich (bestuhlt). Moritz Krämer und We Invented Paris wechselten sich ab, tauschten untereinander die Musiker, spielten gemeinsam – ein kleiner, feiner Abend mit schönen Songs, der wieder einmal gezeigt hat, was Moritz Krämer für ein toller Songschreiber ist.

Locas in Love, Glanz & Gloria, Osnabrück
Noch so eine Band, die ich schon seit Jahren sehr schätze und seitdem mal live sehen wollte – bisher hatte es einfach nie gepasst. Umso schöner, dass sich all meine positiven Erwartungen bestätigt haben. Sehr sympathische Band, klasse Auftritt. Beim nächsten Mal bin ich wieder dabei.

Noel Gallagher’s High Flying Birds, Max-Schmeling-Halle, Berlin
Der Chief in einer Halle, in der sonst ALBA Berlin auf Korbjagd geht und auch sonst eher „Events“ stattfinden – konnte das gutgehen? Es konnte! Angenehm entspanntes Stehen relativ nah an der Bühne, überraschend guter Sound für so eine riesige Halle (auch wenn die Oberränge abgehängt waren), und über die Qualität des Sets muss ich ja eh nicht viel sagen. Top class once again!

Billy Bragg, Zeche Bochum
Ein Mann, seine Gitarre, Songs about politics – ein lang gehegter Konzerttraum von mir war es, einmal Billy Bragg mit „A New England“ (und mit „To Have And To Have Not“) live zu erleben. Check! Ein großartiges, intensives Erlebnis mit einem wahnsinnig sympathischen Bloke!

Superpunk, Zeche Carl, Essen
Es tat schon weh, als die Top Old Boys ankündigten, dass dies ihre letzte Tour vor der Bandauflösung sei. Also nichts wie hin zum Abschiedskonert in Essen. Und es hat sich wie immer gelohnt, ein Jammer, dass eine der besten deutschen Bands so nie mehr auftritt. Aber mit der Liga der gewöhnlichen Gentlemen ist ja zum Glück schon ein würdiger Nachfolger in den Startlöchern.

Lou Reed, Kunst!rasen Gronau, Bonn
Der eigene Umzug am nächsten Tag? Wochenlanger Stress davor mit der Wohnungsrenovierung? 150km Anfahrt pro Strecke? Pah! Lou Reed! Bevor der irgendwann nicht mehr auf Tour geht, sollte man sich das nicht entgehen lassen. Und das war eine weise Entscheidung. Der alte Meister (sorry, Lou!) war in Hochform und spielte sich mit der bekannt ausdruckslosen Miene durch eine kleine Auswahl seines umfangreichen Gesamtwerks. Ein Erlebnis!

Skinny Lister, Haldern Pop
Haldern ist ja immer eine Garantie für viele tolle Konzerte. Das war auch in diesem Jahr nicht anders, aber eines stach für mich trotzdem eindeutig hervor. In der manchmal überwiegenden schwermütigen Konzertatmosphäre in Haldern (war zwar dieses Jahr nicht so extrem, aber trotzdem) war ihr Konzert am RP-Stand, auf einer Bühne nicht viel größer als zwei Europaletten, ein Feuerwerk der guten Laune. Irish Folk mit Punk-Attitüde. Mein wahrscheinlich glücklichster Konzertmoment in diesem Jahr. Ich freu mich schon sehr auf das Konzert in Münster im Januar.

Buster Shuffle, Bhf. Langendreer, Bochum
Das neue Album war nicht so ein Renner – aber live! Live sind Buster Shuffle immer noch mit das Beste und Unterhaltsamste, was im Moment so unterwegs ist. Ein bunter Mix aus Ska, Pop und Punk, in diesem Jahr mit größerer Band für fetteren Sound und noch mehr Spaß. Immer wieder großartig.

Japandroids, Gleis 22, Münster
2012 war ein gutes Jahr für Zwei-Mann-Bands – Japandroids haben ein sensationelles Album rausgehauen, und das Konzert stand dem in Nichts nach. Unfassbar dichter, druckvoller Sound und trotzdem eingängige Melodien. Das schaffen so auch nicht viele, weswegen dieses Konzert auf jeden Fall zu den Top-Highlights dieses Jahr zählt.

The Vaccines, Bürgerhaus Stollwerck, Köln
Es war vielleicht kein außergewöhnliches Konzert im ureigenen Sinn – aber für mich war es trotzdem besonders. Ganz einfach weil The Vaccines im Moment zu den Bands zählen, die mich schon auf Platte sehr begeistern. Und da sie eine gute Liveband sind, setzt sich das auf der Bühne fort. Auch wenn das Konzert recht kurz war – aber das sind die Songs schließlich auch zumeist. Besser kurz und gut als unnötige Längen!

The Black Keys, Mitsubishi Electric Halle, Düsseldorf
Das vorletzte Konzert des Jahres hatte es nochmal richtig in sich. Wieder eine recht große Halle, diesmal hatten wir sogar Sitzplätze – wobei das bei den Black Keys eh Makulatur war. Da hielt es niemanden auf den Sitzen. Die lieferten eine richtig gute Show, spielten grandios auf und ließen mehrere 1000 Leute total euphorisch zurück. Beeindruckend!



Sonntag, 9. Dezember 2012

Popmusik wörtlich #2: Balladen-Bullshit-Bingo mit Silbermond

Vorhin habe ich zum ersten Mal die Single "Ja" von Silbermond gehört - beim Rasieren. "Ja" habe ich dabei bestimmt nicht gedacht. Eher: "Gut, dass man sich heutzutage nicht mehr mit offenen Klingen rasiert."

Ich präsentiere hier mal einen Auszug aus dem Songtext:

"Ich bin verlor'n in deiner Mitte
Machst mich zum Kämpfer ohne Visier
Alles gedreht, die Sinne wie benebelt
Ich bin so heillos betrunken von dir

Du wärmst mich auf mit deinem Wesen
Und lässt nicht einen Zentimeter unverschont
Du flutest alle meine Decks mit Hoffnung
auf ein echtes Leben vor dem Tod

[Refrain:]
Und Ja ich atme dich
Ja ich brenn' für dich
Und Ja ich leb' für dich...jeden Tag
Und Ja du spiegelst mich
Und Ja ich schwör' auf dich und jede meiner Fasern sagt Ja..."

(Quelle: www.azlyrics.com, wer sich selber überzeugen will - das hier ist nur die erste Hälfte der Grausamkeit...)


Mich beschlich spontan das Gefühl, als hätten die Songschreiber (ein Mensch alleine kann sich sowas doch wohl unmöglich ausdenken?) Bullshit-Bingo mit Balladentexten und -wörtern gespielt: "Warte, es muss 'betrunken von dir' rein!" - "Check." - "Ey ey, Alter, 'Decks mit Hoffnung fluten', das is voll emo, das muss!" - "Check." - "Und sie muss ihn atmen, Mann, zieh dir das rein: 'Ich atme dich'. Krass! Da fahren die Kids bestimmt voll drauf rein - äh, ich meine ab!" - "Check." Und so weiter.

Alles, was irgendwann mal irgendwo in irgendeiner schlimmen Schnulzballade verwurstet wurde - in diesem Lied findet es sich wieder. Ist ja in gewisser Hinsicht auch eine Leistung. Aber seinen Sie gewarnt: wenn Sie dieses Lied hören und bei klarem Verstand und gutem Geschmack sind - fahren sie rechts ran, legen Sie das Messer weg, treten Sie von der Klippe zurück! Bevor Sie etwas aus dem Affekt tun, das Sie später bereuen. Und sagen Sie nicht, ich hätte Sie nicht gewarnt vor dem Silbenmord!