Sonntag, 3. Juli 2011

Wie man (endgültig) den Spaß an eBay verlieren kann

Früher war ja alles besser. Nein, natürlich nicht. eBay allerdings war früher wirklich toller. Bis vor einigen Jahren war es noch der ursprüngliche "virtuelle Flohmarkt", wo Privatpersonen meistens gebrauchte - oder eben neue, ungebrauchte - Sachen versteigert haben. Da konnte man tolle Schnäppchen machen und obskure Sachen kaufen und verkaufen. Unvergessen, wie ich für einmal für einen Notizblock und eine Zettelbox jeweils ca. 10 Euro bekam. Von einer Frau, die sowas eben sammelt. Heute dagegen unterscheidet sich eBay kaum noch von anderen Internet-Versandhändlern, da gefühlte 90% der Verkäufer professionelle Händler sind.

Allein dadurch hat eBay für mich viel Charme verloren. Aber ein Erlebnis vor kurzem lässt mich nun wirklich überlegen, ob ich meinen Account dort vollständig stillegen soll.

Es begab sich so: ich habe eine Reihe von Sachen, die ich nicht (mehr) brauche, eingestellt. CDs, Schuhe, Kleidung. Insgesamt 10 Artikel, darunter ein schwarzes Cap von Hugo Boss (das ich mir natürlich nie gekauft habe, sondern das als Geschenk bei meinem Lieblingsduft dabei lag). Aber als Kaufartikel ist sowas bestimmt nicht billig. Ersteigert hat das gute Stück dann eine Frau aus Halle/Saale. (den eBay-Namen vermittle ich gerne auf Anfrage an diejenigen, die diese Frau dort vermeiden wollen.) An einem Sonntagabend lief die Auktion aus. Ich bekam die übliche Benachrichtigung, dass der Käufer das Geld bald überweisen wird. Montagabend war das Geld noch nicht auf dem Konto - ist ja nicht ungewöhnlich, das kann ja schonmal ein paar Tage dauern. Dienstag und Mittwoch war ich dann beruflich unterwegs und konnte nicht nachsehen. Am Mittwochmittag, also gut zweieinhalb Tage nach Auktionsende (!) kam dann die erste Mail über eBay mit dem Betreff "Wo ist mein Artikel?". Darin nur die normal formulierte Frage, wann der Artikel denn versendet würde. Da ich nur kurz vom Smartphone auf die Mails zugreifen konnte, nahm es nur verwundert zur Kenntnis. Abends, vor dem mehrstündigen Weg nach Hause, waren weitere fünf (!!) Mails mit dem selben Betreff da, die ich hier in chronologischer Reihenfolge zitieren möchte:

Mittwoch, 20:26h: Wo ist der Artikel?

Mittwoch, 20:27h: Wo bleibt der Artikel?


(als ob sich in dieser einen Minute etwas hätte ändern können...)

Mittwoch, 20:29h: Sollte ich bis morgen keine Antwort haben, werde ich Strafanzeige stellen.

Mittwoch, 20:33: Wo ist der Artikel?
ich werde versuchen deine Adresse rauszubekommen. Dann wirst du Bekanntschaft mit meinem Freund machen. Der freut sich schon auf dich!


(aha, je länger der Text wird, desto größer werden die Abstände zwischen den Mails...)

Mittwoch, 21:33: Ich werde nicht ruhe geben bevor ich nicht meinen Artikel bekommen habe.
Was ist das für einen Art und Weise, du hast bereits das Geld also warum verschicken Sie nicht den Artikel und warum antworten Sie nicht. Mein Freund ist stink sauer das sollte ein Geschenk werden.
ALSO WO IST MEIN ARTIKEL!


(bei soviel blinder Wut können auch schonmal die Anredeformen durcheinander geraten. Und VERSALIEN zur Verdeutlichung der Emprörung sind ja auch immer gut, VERDAMMT NOCHMAL!)

Ergänzend dazu: Das Geld ging am Dienstag auf meinem Konto ein. Am nächsten Tag mittags die erste Frage nach dem Artikel, abends dann die oben zitierte Parade der Beschimpungen und Bedrohungen. Wohlgemerkt reden wir von drei Tagen nach Auktionsschluss. Selbst Amazon liefert doch nicht so schnell. Ob "nadi.ne" wohl den Briefträger verprügelt (verprügeln lässt), wenn der mal ein Amazon-Paket nicht vier Stunden nach der Bestellung liefert?

Ich habe dann, höflicher als es angemessen gewesen wäre, geantwortet, dass der Artikel am nächsten Werktag verschickt werden würde und ich mir die Option offenhalte, mich bei eBay über diese Art des "Nachfragens" zu beschweren. Man will sich ja nicht selbst auf so ein Gossen-Niveau begeben... Auf die angedrohten Sanktionen - sowohl seitens eBay, wo sich die gute Frau auch schon über mich beschwert hatte (ob die Leute wohl angefangen haben zu kichern?), als auch alle anderen - warte ich übrigens (noch) vergeblich. Allerdings muss ich zugeben: bei einem Auktionspreis von 13,50€ finde ich den Gedanken, quer durch die Republik zu fahren, um mir was auf die Mütze (sic!) zu geben, doch schon einigermaßen amüsant!

2 Kommentare:

  1. Krass... das schlägt ja noch mal mein Erlebnis von letztem Monat um längen

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  2. manchmal fragt man sich, was in manchen Menschen so vorgeht. Nicht viel scheinbar...

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