Um mir die Zeit beim Autofahren – zur Arbeit fahre ich pro Weg ca. eine halbe Stunde – zu vertreiben, greife ich neben Musik gerne mal zu einem Hörbuch. Dabei unterscheidet sich mein Hörbuch-Verhalten durchaus von meinen Lesegewohnheiten. Als Hörbuch funktionieren für mich die Geschichten von Dan Brown oder einige Bücher von Ken Follet wesentlich besser als in gedruckter Form.
Sehr erfreut war ich, als ich neulich bei Woolworth (wer hätte das gedacht?) über Hörbücher aus der Rolling Stone Edition gestolpert bin. Für einen Euro! Da musste ich natürlich zuschlagen. Unter anderem war auch „Fear and Loathing in Las Vegas“ von Hunter S. Thompson dabei. Gelesen von Martin Semmelrogge, Günter Amendt und Smudo. Den Film zum Buch habe ich vor etlichen Jahren mal gesehen, kann mich aber kaum noch daran erinnern. Also rein mit dem Hörbuch ins Autoradio.
Tja, was soll ich sagen: das positive ist, ich habe bis zum Schluss durchgehalten. Weil ich wissen wollte, wie es ausgeht, auch wenn ja eine wirkliche Story nicht vorhanden ist. Immerhin das wusste ich aber noch. Und die Story ist ja auch gut, so ist es ja nicht. Es könnte also alles prima sein.
Wenn da nicht die drei Vorleser wären. Zu allererst stellt sich mir die Frage, warum man drei grundverschiedene Leser – und somit Stimmen – dazu benötigt, ein Hörbuch einzulesen. In diesem Falle hätten selbst für ein Hörspiel zwei Stimmen gereicht, da die Dialoge ja zu einem Gutteil nur zwischen den beiden Hauptfiguren stattfinden. Dazu kommt, dass die drei Sprecher überhaupt nicht zueinander passen und darüber hinaus jeder für sich – meiner bescheidenen Ansicht nach – noch eklatante Schwächen beim Lesen mitbringt.
Angefangen, wie beim Hörbuch, mit Martin Semmelrogge. Eigentlich hat der Mann, besonders für dieses Buch, eine grandiose Stimme. Das einzige, aber gewichtige Problem ist aber: Der Mann kann kein Englisch. Überhaupt nicht. Also vorlesen zumindest, ob er die Sprache versteht, kann ich ja nicht beurteilen. Aber wenn er englische Worte ausspricht, möchte man schreiend davonlaufen. Was beim Autofahren meistens schwierig ist. Da ist wirklich alles falsch – r, th, Betonung, das ganze Programm. Da vergeht mir der Hörgenuss leider schon.
Günter Amendt ist ein noch schlimmerer Fall: er liest weder auf deutsch noch auf englisch gut vor. Dazu ist seine Lesestimme absolut nichtssagend und langweilig. Das könnte man klischeehaft auf seinen Status als Sozialwissenschaftler schieben. In der Tat klingt es teilweise so, als lese er eine wissenschaftliche Arbeit ab. Dazu hat er eine Aussprache vieler Wörter, die bei mir als Zuhörer Unbehagen auslöst. Das kombiniert mit haarsträubenden Fehler im Englischen (Frank Sinatra klingt bei ihm wie „Sinnertra“, dazu deutsche Klassiker wie Tschicago oder Mitschigan – was ist eigentlich der Auslöser dafür, dass Deutsche, die ein Wort wie Changes kaum anders über die Lippen kriegen als „Scheensches“ bei Wörtern, wo sie das englische „ch“ endlich mal so labbrig-deutsch aussprechen dürften, es genau dann nicht tun und es dafür sozusagen übermäßig hart aussprechen?), und fertig ist das Verderben…
Smudo hätte es noch halbwegs retten können. Hätte. Wenn er nicht manchmal klingen würde, als trüge ein aufgeregter Schüler einen Aufsatz über seine Sommerferien vor. Garniert mit eigenartiger Endsilbenaussprache und heftigen Variationen derselben. Besonders da mag ich pingelig sein, aber ich finde es einfach unästhetisch, wenn jemand sagt/liest: „Seine Augen waren ganz glasICK“ und die Endsilbe dann auch noch stark betont. Da bin ich eigen.
Mein Fazit also: ich empfehle dieses Hörbuch nicht weiter und kann mich auch den (für mich überraschend) positiven Rezensionen dafür bei Amazon nicht anschließen. Vielleicht lese ich irgendwann noch mal das Buch oder sehe den Film. Einstweilen erfreue ich mich trotzdem am nächsten Hörbuch aus der Reihe, „Greenwich Killing Time“ von Kinky Friedman. Gelesen von Wiglaf Droste. Der kann ganz wunderbar vorlesen.
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