Als jemand, der (in Maßen) gerne Fleisch ist, wird man ja gerne mal von überzeugten Vegetariern schief angeschaut und zu "überzeugen" versucht, das doch sein zu lassen. Mit dem Schriftsteller Jonathan Safran Foer hat sich jetzt auch einer meiner Lieblingsautoren in seinem neuen Buch dem Thema (vegetarischer) Ernährung gewidmet. Auch er ist überzeugter Vegetarier, und ich dachte: na toll, der jetzt auch noch. Aber, zu meiner Freude: Endlich mal jemand, der das Dilemma im Interview mit der FAZ treffend umschreibt:
"Bislang wurde es uns immer als Schwarzweißszenario präsentiert: Fleisch essen ist ungut, warum hörst du nicht ganz auf damit? Das hat nicht funktioniert. Nun, vielleicht ist es ungut, Fleisch zu essen, aber es gibt viele ungute Sachen, zu denen ich nicht nein sage, obwohl ich es besser weiß. Das ist menschlich.
Damit spricht er mir aus der Seele. Natürlich weiß ich als halbwegs intelligenter Mensch, dass das Fleisch sowie andere Tierprodukte, die auf unseren Tischen landen, nicht von Tieren kommt, die eines natürlichen Todes gestorben sind bzw. auch nur das Glück hatten, ein ruhiges, ungestörtes, glückliches Leben zu führen. Und damit beschäftige ich mich auch. Aber, und das gebe ich offen zu, ich esse eben auch gerne mal ein Ei oder ein Schnitzel oder Wurst auf dem Brot. Es schmeckt mir, dagegen kann ich mich nicht wehren, obwohl ich es eben "besser weiß", wie Foer richtig sagt, und auch weiß, dass man sich genauso gut und gesund auch völlig ohne Fleisch ernähren kann. Und um ihn erneut zu zitieren: "Das ist menschlich". Was mich an diesem Interview aber freut, ist die Tatsache, dass Foer als überzeugter Vegetarier zum einen zugibt, so manches zu vermissen, was er nicht mehr essen "darf", zum anderen uns Fleischfresser eben nicht verurteilt und zwanghaft versucht, vom Gegenteil zu überzeugen:
"Ich finde, dass es sowieso so gut wie nie nutzt, zu versuchen, jemanden zu überzeugen. Wenn mich jemand fragt, sage ich gerne, was ich denke. Ich sage es so höflich und bescheiden, wie ich kann, gebe zu, dass auch ich nicht immer konsequent bin, aber es nützt nichts, jemanden überreden zu wollen."
Meinen Meeresfrüchte- und Fischkonsum werde ich allerdings nach diesem Interview überdenken müssen. Was Foer da sagt, war mir bisher in dieser Form nicht bekannt und entsetzt mich doch ordentlich.
Das ganze Interview kann man übrigens hier lesen.
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