Freitag, 8. Januar 2010

Auf die 12 - meine 12 Alben des Jahres 2009

Zugegeben: im Vergleich zu manch vorangegangenem Jahr war 2009 ein eher schwächeres Jahr, wenn man die erschienenen Alben betrachtet. Aber da jammere ich immer noch auf recht hohem Niveau. Es gab zwar kein "Über-Album", das alle anderen in den Schatten gestellt hat, aber nach kurzem Nachdenken fallen einem dan doch viele gute Alben ein, die es verdient haben, in den ultimativen Jahrescharts aufzutauchen. Ein Album gab es dann für mich aber doch, dass sich von den anderen Neuerscheinungen in diesem Jahr absetzt - daher ist dieses Album dann auch meine klare Nummer 1. Auf eine Reihenfolge für die weitere elf Alben, die es in diese "Liste" geschafft haben, mag ich mich nicht festlegen, daher ist ihre Auflistung hier nicht hierarchisch zu sehen, sondern rein zufällig entstanden.

And the winner is:

Ja, Panik - The Angst And The Money

Mit ihrem dritten Album sind die österreichischen Wahlberliner endgültig in der Liga der ganz großen deutschen - bzw. deutschsprachigen - Bands angekommen. Wobei Sänger Andreas Spechtl sich ja nicht ausschließlich auf die deutsche Sprache beschränkt, sondern sie gekonnt mit dem Englischen (in einem Track sogar zusätzlich noch mit französisch) vermengt. Das mag man albern finden - ich finde es genial. Denn der Mann versteht es, mit Sprache(n) umzugehen, damit zu spielen und sie in ein großes Ganzes zu formen, dass auch als gedruckte Poesie durchginge und den viel zitierten Zeitgeist auf den Punkt genau trifft und beschreibt: "Nothing's about me and you honey, it's all about the angst and the money". Noch dazu ist die Band auch musikalisch sehr gut und vielseitig, was ich dieses Jahr endlich auch einmal live erfahren durfte. Großßartige deutsche Musik fernab der angepassten Sülze, die diesem "Genre" oft anhaftet. Mehr davon!

Und hier die weiteren elf Alben, die das Jahr musikalisch besonders versüßt haben:

Asaf Avidan & The Mojos - The Reckoning

Bis zu dem Moment, als ich Asaf Avidan und seine Mojos zum ersten Mal sah bzw. hörte, und zwar als ersten Freitagsact auf der Bühne beim diesjährigen Haldern Pop, hatte ich noch nie etwas von ihnen gehört. Nach dem Set war ich um eine gute halbe Stunde offenmündiges Staunen und eine flugs erworbene CD reicher. Bereits am Eingang, noch ohne Sichtkontakt zur Bühne, dachten wir: Das kann unmöglich ein Mann sein, der da singt. War es aber. Ein Mann mit einer Stimme, als ob Janis Joplin und Robert Plant einen jungen, dünnen Israeli gezeugt hätten. Zwischen Staunen und Tanzen/Hüpfen hatte ich noch Gelegeheit zu denken: "Wahnsinn!" Und das schöne: auch auf CD klingt das Ganze richtig gut. Und hat sich deshalb den Platz in meinen Top 12 redlich verdient.

Svenssen - Svenssen

Ich weiß ehrlich gesagt gar nicht mal genau, ob das Album in diesem Jahr erschienen bzw. entstanden ist oder schon im letzten. Was ich aber weiß: Wenn man schonmal eine Band kennt, die fast niemand kennt, und wenn in dieser Band auch noch ein Freund (Tambourine) spielt, dann muss man diese Band einfach promoten. Erst recht, wenn sie richtig gut ist. Und das sind Svenssen. Das selbstbetitelte Debut ist ein tolles Rock'n'Pop'Roll-Album, auf das viele "arrivierte" Bands neidisch sein könnten und sollten. Hier ein Videobeweis des Songs, den ich bereits seit vielen Monaten meinen musikalisch interessierten Mitmenschen ans Herz lege und gelegt habe:



Und dabei halte man sich vor Augen: Die Band macht das als reines Hobby. Der Respekt wird dadurch nur noch größer.

Steve Cradock - The Kundalini Target

Der Mann "hinter den Kulissen" tritt in die Öffentlichkeit. Naja, besonders groß ist die Öffentlichkeit dann leider auch wieder nicht, dabei hätte "The Kundalini Target" das durchaus verdient. Cradock, bisher als Mitglied von Ocean Colour Scene und Gitarrist in der Band von Paul Weller bekannt, beweist mit seinem Soloalbum, dass er auch "allein" in der Lage ist, wunderbare Songs zu produzieren, kleine Post-Britpop-Perlen, die sich unaufdringlich ins Ohr spielen und dort bleiben. Wenn das jetzt noch die große Öffentlichkeit merken würde... aber andererseits bleibt ihm so der Charme des Geheimtipps erhalten.

Art Brut - Art Brut vs. Satan / Maximo Park - Quicken The Heart

Ganz recht, hier stehen zwei Alben, auf die ich zu allem Überfluss auch gar nicht im Einzelnen eingehen werde. Vielmehr "benutze" ich sie ganz egoistisch und populistisch für eine leidenschaftliche Grundsatzkritik an Musik-Kritikern, -medien und sonstigen Schlaumeiern, die Bands immer dafür kritisieren, sich nicht "weiter zu entwickeln", nur weil sie nach drei Alben immer noch nicht ihren Stil an den neuesten Hype angeglichen haben. Werden Bands wie Editors, Kings of Leon et al. bei jeder Gelegenheit dafür gelobt, dass sie sich nach ihren tollen früheren Alben in Richtung eines lauwarmen Stadionrock bzw. -pop bewegt haben, heißt es bei Art Brut: "Oh, Eddie Argos 'singt' immer noch über schrammeligem Gitarrenrock seine kleinen Geschichten" bzw. "Maximo Park machen immer noch ihr kraftvolles Indiepoprock-Ding, wie schon seit Jahren", oder wie auch immer. Ja, bitte, genau deswegen mag ich sie, sie sollen bitte genauso weiter machen. Scheiß auf "Weiterentwicklung", was habe ich davon, wenn dabei so was Langweiliges rauskommt wie das letzte Album der Kings of Leon? Eddie Argos hingegen könnte mir das Telefonbuch vorlesen, ich hätte Spaß dabei. Ähnliches gilt für Paul Smith und Maximo Park. Stay true to yourself, mates!

The Pains Of Being Pure At Heart - The Pains Of Being Pure At Heart

Der eindeutige Spitzenreiter unter den meistgespielten (aktuellen) Alben der letzten zwölf Monate, sagt meine last.fm-Statistik. Die lügt zum Einen nicht, zum Anderen ist das ja natürlich kein Zufall. Das Album ist einfach großartig, von vorne bis hinten. Und da es in Deutschland erst Anfang dieses Jahres erschienen ist, gehört es natürlich in diese Liste mit hinein.

Kasabian - The West Ryder Pauper Lunatic Asylum

Was für ein (beknackter?) Albumtitel. Macht aber gar nichts. Bei Kasabian brauchte ich allerdings erst die Erweckung in Form eines Konzerts, und zwar als Support für Oasis in Wembley in diesem Sommer. Vorher gefielen sie mir auch schon ganz gut, aber eben nur ganz gut. Aber seitdem ich gesehen habe, wie diese Band das schon reichlich gefüllte Wembley-Stadium an einem recht frühen Samstagnachmittag zum Springen brachte, Tribünen (auf denen ich mich auch befand) inbegriffen, habe ich begriffen: diese Band ist groß. Und dieses Album auch.

Element of Crime - Immer da wo du bist bin ich nie

Wie schön, dass es diese Band gibt und sie ziemlich verlässlich wunderbare Alben rausbringen mit Songs, die anrührend sind und einen trotzdem ganz schön oft zum Schmunzeln bringen. Kaum ein Texter, schon gar nicht aus Deutschland, versteht es, Melancholie in so schöne Lyrics zu packen wie Sven Regener. Und da das niemals pathetisch, klebrig oder anbiedernd geschieht, sondern immer stilvoll und sprachlich auf allerhöchstem Niveau, hat dieses Album einfach einen Platz in den Top 12 - und in meinem Herzen - verdient.

The Maccabees - Wall Of Arms

Das Problem: das erste Album war ü-ber-ra-gend. Wie soll man das noch toppen? Die Lösung: es wird nicht getoppt. Es klingt ganz anders als das Debut, aber trotzdem eindeutig nach den Maccabees. Wie das geht? Gute Frage. Eine gute Band mit guten Musikern kriegt sowas anscheinend hin. Und das sind die Maccabees. Wer das nicht glaubt, sollte mal ein Konzert von ihnen besuchen, da wird er überzeugt. "Wall of Arms" brauchte im Gegensatz zu seinem Vorgänger zwar einige Durchläufe, um richtig durchzustarten, ist aber seitdem nicht mehr aus meiner Rotation wegzudenken. Nie klang Pathos so cool. Ich sagte es bereits an anderer Stelle in diesem Blog und wiederhole mich gerne: Ich erwarte von dieser Band noch Großes.

Ian Brown - My Way

Die Stone Roses waren Götter. Darum ist Brown auch immer noch einer. Trotzdem hat mich noch nie ein Soloalbum so angesprochen wie "My Way". Einzelne Tracks fand ich schon immer großartig, aber auf Albumlänge fehlte mir immer irgendetwas. Mit dem aktuellen Album ist auch diese Scharte ausgewetzt. Schrammt nur knapp am Titel Album des Jahres vorbei, je öfter ich es höre. Famos!

Morrissey - Years Of Refusal

Der alte Mann und die große Geste. Es scheint, dass Morrissey seit einigen Jahren mit jedem Album besser wird. "Years Of Refusal" strotzt nur so vor Grandezza, Pathos, Ego und Brillanz. Songtitel wie "All You Need Is Me", "You Were Good In Your Time" oder "I'm OK By Myself" sprechen eine deutliche Sprache. Dabei versteht es Morrissey wie kein Zweiter, Melancholie in bittersüße Popsongs zu stecken, zu denen man tanzen, gleichzeitig aber auch gerührt sein kann. Eine lebende Legende.

The Dead Weather - Horehound

Es ist fast schon ein bisschen bizarr. Was Jack White auch anpackt, es ist 1. ein Erfolg und 2. verdammt gut. Angefangen natürlich mit den White Stripes. Dann gibt es diverse Solosongs von ihm für Soundtracks, und natürlich die Raconteurs. Und jetzt also The Dead Weather. Sicher, man kann jetzt argumentieren, dass diese Projekte alle irgendwie ähnlich klingen. Stimmt auch. Sie klingen ähnlich großartig. Als "Stargast" ist diesmal Alison Mosshart von den Kills mit im Boot, mit der sich White den Gesangspart teilt. Was für ein explosiv-verruchtes Duo. Bleibt abzuwarten, was Mr. White als nächstes aus dem Köcher zaubert. Ich bin gespannt.

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