Montag, 2. März 2009

All I Know Is They Can Take Me There


Es war ein langer Weg - eine Woche vorher "sterbenskrank" im Bett gelegen, ein paar Tage vorher war das Auto zeitweise verreckt, Stress und Zeitdruck bis zur letzten Minute im Büro, so dass bis zuletzt nicht klar war, ob ich überhaupt rechtzeitig los kam; dazu noch der Streik des öffentlichen Nahverkehrs in München inklusive zu befürchtendem Superstau bei der Anfahrt. Aber irgendwie hat es dann doch geklappt, auch wenn kurioserweise Jans Anreise aus der Münchner Innenstadt zum Zenith fast genauso lange gedauert hat wie meine Anreise, die immerhin 220km lang war, was mir ein recht langes und unfreiwilliges Warten vor dem Zenith beschert hat. Aber was solls, etwa gegen 19.30h standen wir mit einem Bier im Zenith und freuten uns auf die Dinge, die da kommen sollten. Oasis, Dig Out Your Soul Tour, Baby! Und endlich gabs bei einem Oasis-Konzert einmal eine Vorband, auf die ich zumindest gespannt war, denn das Album gehört definitiv zum Besten, was in letzter Zeit erschienen ist. Aber relativ schnell wurde klar: Glasvegas konnten meine hohen Erwartungen live leider nicht bestätigen. Das war aber auch zu einem guten Teil dem markerschütternden Sound geschuldet - entweder ist der Roadie an den Reglern bereits völlig taub, oder Glasvegas wollen ernsthaft am inoffiziellen Dezibel-Weltrekord rütteln. Die Schotten spielten eine knappe halbe Stunde, aber für mich blieb festzuhalten: die Songs wirken einerseits live nicht besonders; und andererseits zweifle ich mittlerweile ernsthaft, ob Oasis überhaupt noch Vorbands engagieren sollten. Denn wir Oasis-Fans sind doch eh mit keiner zufrieden, es sei denn vielleicht, die Stone Roses würden sich zu diesem Zwecke wieder vereinen. Also in Zukunft vielleicht lieber das hervorragende Pre-Show-DJ-Set noch ein bisschen verlängern und dann direkt loslegen.
Apropos loslegen: bei den ersten Tönen von "Fuckin' In The Bushes" gabs kein Halten mehr. Bei gefühlten 75° vor der Bühne (was Liam auf selbiger aber nicht davon abhielt, in warmer, aber natürlich schicker, Jacke aufzutreten) gings auch anschließend mit "Rock'n'Roll Star", "Lyla" und "The Shock Of The Lightning" ordentlich zur Sache. Und es war ein Fest von vorne bis hinten, auch wenn einige Songs wie "Ain't Got Nothing" oder "The Meaning Of Soul" nicht mehr sind als Füller - die einem aber netterweise ein wenig Erholung und Atempause verschaffen. Aber man wird ja auch durch so viele Perlen entschädigt, wer wird da schon meckern wollen. Denn live sind "Cigarettes & Alcohol", "Slide Away" oder mein geliebtes "Supersonic" einfach unübertroffen. Der Sound war ebenfalls um Dimensionen besser als bei Glasvegas (zumindest zentral vor der Bühne) und erfreulich klar, nur die Stimmen der Brüder hätten teilweise ein wenig deutlicher hervortreten dürfen. Seine Stimme schonen konnte Noel erwartungsgemäß bei "Don't Look Back In Anger", auch wenn der vielstimmige Münchner chor ein wenig vorschnell war, aber das rang dem Meister nur ein mitleidiges Lächeln ab. Der war überhaupt scheinbar recht guter Laune, stellte den Keyboarder (Zitat Hannes: "seit 2000 Jahren bei Oasis am Keyboard: Jesus") als seine "future ex-wife" vor und quatschte auch sonst recht munter drauf los. Was aber viel erstaunlicher war: sein jüngere Bruder war ebenfalls überaus kommunikativ, ließ sich sogar zu einigen tanzähnlichen Bewegungen verleiten, posierte ausgiebig für die (zu vielen) Hobbyfotografen und - die Sensation für den Schluss - holte beim finalen "I Am The Walrus" gar eine junge Frau auf die Bühne, herzte sie ausgiebig, drückte ihr sein Mikro in die Hand und ließ sie überglücklich zurück. Sowas haben sicherlich die wenigsten Oasis-Fans bisher gesehen - wenn es überhaupt schon einmal vorgekommen sein sollte.
Es war also ein sehr gelungener Gig, und es bleibt festzuhalten: in dieser Besetzung sind Oasis alles andere als eine Zwei-Mann-Show, denn die "übrigen" drei Mitglieder sind Meister ihres Fachs. Es gab also nichts zu meckern - nur Liams momentane Frisur ist eine Katastrophe. Es muss eben immer ein Haar in der Suppe geben. Aber solange es sich tatsächlich auf Haare beschränkt - who cares?! Das Konzert, der Abend, das Wochenede haben jedenfalls die Mühen und Verwirrungen der Tage zuvor um Längen entschädigt.

4 Kommentare:

  1. Haha, toll, dass du Liams Haar erwähnt hast. Ja, aber alle anderen hatten großartige Frisuren. ^^

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  2. Von Glasvegas war ich auch etwas enttäuscht. Mag das Album wirklich gerne, aber live war das nichts.

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  3. sehr gut, das mit dem jesus!
    und von glasvegas habe ich ja wohl schon immer abgeraten!

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  4. Tolle Review, kommt mir vor als wär ich dabei gewesen. :) Von der Aktion mit dem Mädel mal abgesehen - was war denn da los???

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