Ein Donnerstagabend in einer eh schon eher schlafarmen Woche. Will man sich da aufraffen und noch 120km Fahrt nach Bielefeld für ein Konzert zurücklegen? Man will! Immerhin ist Carl Bârat zu Gast. Eigentlich hätte er schon im März da sein sollen, aber das Konzert wurde um gut einen Monat nach hinten verschoben. (Wer jetzt gleich an die Eskapaden seines durch die Yellow Press dieser Welt gescheuchten Ex-Kumpanen denkt, ist aber deutlich auf dem Holzweg.)
Dann eben im April. Ist ja auch egal, denn eines weiß ich jetzt ganz genau: Für ein Konzert dieses Mannes würde ich an nahezu jedem Tag im Jahr mindestens eine solche Strecke noch einmal zurücklegen - ohne mit der Wimper zu zucken. Denn auch wenn wir erst April haben, bin ich mir recht sicher, das Konzert des Jahres gesehen zu haben. Da müssen sich die, die da noch kommen in diesem Jahr, ganz schön strecken. Das war ganz groß. Mr Bârat + Band spielten eine Mischung aus seinem äußerst gelungenen Solo-Debut, Dirty Pretty Things Songs und "alten" Libertines Gassenhauern. Was hab ich mich immer geärgert, dass ich die Libertines nie live gesehen habe. Auch ich hab mir eine Zeit lang sehnlichst eine Reunion gewünscht. Der Donnerstagabend hat endgültig bestätigt: braucht kein Mensch, so eine Reunion. Ohne das Wrack, das mal ein großer Musiker war und manchmal noch ist, mag ein kleiner, ein ganz kleiner Funken Wahnsinn fehlen. Die Größe der Songs aber, die ist unvermindert da. Und das ist es, was zählt. Ich kam daher aus der Gänsehaut quasi kaum noch raus. Run With The Boys, Deadwood, The Man Who Would Be King, Bang Bang You're Dead, Je Regrette, Je Regrette, Don't Look Back Into The Sun - manch ein Künstler wäre froh, nur die Hälfte dieser großartigen Songs im Repertoire zu haben. Und Carl Bârat spielt das nicht einfach so runter. Man hat den Eindruck, dass er ebenso viel Spaß hat wie das begeisterte Publikum und dass der frenetische Aplaus ihm manchmal schon fast unangenehm ist. Sehr sympathisch. Auch wenn man von seinen Ansagen nur einen Bruchteil versteht. Da ist der Akzent vor. Und die zahlreichen Drinks helfen vielleicht noch ein bisschen nach. Aber geschenkt - it's Rock'n'Roll!
Nach einer knappen Stunde ist erstmal Schluss - und von einer Zugabe zu sprechen ist schon fast Untertreibung. Zweite Halbzeit passt fast besser, denn Bârat - erst solo, dann wieder mit Band - hängt nochmal eine gute halbe Stunde dran. Inklusive kleinem "Wunschkonzert". Wunderbar. Groß. Und selbst am nächsten Tag ist die Euphorie noch spürbar und verdrängt die Müdigkeit. So, genau so müssen Konzerte sein!
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