Gemeinhin verspricht man sich von einem langen (Oster)Wochenende in der Heimat Erholung und ein bisschen Ruhe, so dass man "Kraft tanken" kann, um diesem fürchterlichen Ausdruck einmal unverdiente Ehre zu erweisen. Hat in meinem Fall nicht wirklich funktioniert, was aber nicht am Wochenende an sich lag, sondern vielmehr an den, so will ich es einmal nennen, Begleitumständen.
Ich muss wohl schon bis zum vergangenen Mittwoch ausholen. An diesem Tag fuhr ich wie jeden Morgen über enge, verschlungene und kurvige Landstraßen gen Büro, als mir eine ihre Fahrräder schiebende Familie entgegen kam. Der Sohn marschierte vorneweg, machte eine nicht weiter definierbare Bewegung, die mich wiederum reflexartig dazu bewegte, völlig unnötig noch weiter nach rechts auszuweichen. Das hatte leider Kontakt mit dem eigentlich nicht befahrbaren Randstreifen zur Folge, und dieser Kontakt in Kombination mit Bremsen und in die Linkskurve einlenken hatte den unerfreulichen Effekt, dass ich auf einmal mit dem Auto quer über die Straße und in den gegenüberliegenden Graben rutschte. Durch die Beifahrertür rausgekrabbelt stellte ich fest: mir ist nix passiert, nur das Auto steht da ungünstig... Nachdem das Ehepaar angelaufen kam, wurde sofort ein "Rettungsplan" entworfen. Er: "Wen könnten wir den anrufen, der einen Trecker hat und das Auto rauszieht?" Sie: "Also entweder X oder Y, warte mal." Sprachs und zog einen Zettel mit Telefonnummern (ja, auch sowas gibts noch!) aus der Tasche, und ihr Mann rief schnurstracks ihren Nachbarn an. Der kam kurze Zeit später auf einem Motorroller, sah sich das ganze kurz an, sagte "Klar, zieh'n ma raus", drehte um und kam zehn Minuten später mit besagtem Trecker wieder. Kette ans Auto, und draußen war er wieder aus dem Graben, wundersamerweise unbeschadet (wie sich später herausstellte), sieht man vom verschmerzbaren Verlust einer Radkappe ab. Schwein gehabt...
Nachdem der Bürotag weitestgehend unaufregend verlaufen war, geriet ich dann abends zum guten Schluss noch in eine Polizeikontrolle. Als ich dem netten Herrn (wirklich!) in grün aber anstatt meines Füherscheins versehentlich meinen Presseausweis überreichte, sah der sich verständlicherweise dazu veranlasst, mich auch noch ins Röhrchen pusten zu lassen - mit null Ergebnis, versteht sich! Aber es passte irgendwie perfekt zu diesem Tag.
Freitag dann machte ich mich auf den Weg Richtung Ruhrgebiet, um das angesprochene schöne Wochenende zu verleben. Die gute Laune war jedoch nach zwei Dritteln der Strecke bereits wieder verflogen, als der Motor meines Autos (a.k.a. Eurograb) altbekannte Macken zeigte, die ich erst vor 3-4 Monaten für gutes Geld hatte beheben lassen. Angesichts der Pannendichte am Rand der Autobahnen war ich allerdings schon dankbar, dass ich mich überhaupt noch fortbewegen konnte: So viele Autos habe ich noch nie auf dem Seitenstreifen stehen sehen... Und Staus gab es ebenfalls reichlich...
Endlich zuhause angekommen überraschte mich bald der Besuch eines Freundes aus frühen Kindertagen. Wir machten aus, auf jeden Fall an diesem Wochenende etwas zu unternehmen - er versprach, sich zu melden bzw. vorbei zu kommen. Nun muss man wissen, dass er in diesen Dingen noch nie der Zuverlässigste war, und unpraktischerweise hatte er auch noch sein Handy vergessen. Dennoch fand ich es bezeichnend und traurig, dass ich ihn am ganzen restlichen Wochenende gar nicht mehr gesehen habe, da ich ihn nicht erreichen konnte (er war zugegebenermaßen natürlich viel in Sachen Familie etc. unterwegs, aber dennoch) und er sich - fast schon wieder einmal erwartet - nicht gemeldet hatte.
Richtig Zeit (und schon gar keine Lust) darüber nachzudenken hatte ich natürlich nicht, denn zahlreiche andere Freunde wollten besucht und getroffen werden, was wie immer zu solchen Anlässen eine schöne Sache war. Samstags war das Treffen mit dem Besuch des Subrosa anlässlich des Konzerts von Dirk Damstaedter verbunden. Auch wenn ich der einzige aus unserer Gruppe war, der bereit war, die 12 Euro Eintritt für das Konzert zu bezahlen, habe ich das Konzert sehr genossen. Ich hatte Darmstaedter noch nie live gesehen und auch nur wenige Tracks von ihm gehört, aber dieser Abend hat mich absolut überzeugt. Mit einem Mix aus Songs seiner mittlerweile ansehnlich langen Karriere war auch der Rest des Publikums glücklich - ein schöner Gig. Die Vorband Dead Letter Office habe ich mir geschenkt, dafür war die Gesprächsrunde dann doch zu nett. Aber genau diese Runde löste sich bestürzenderweise und trotz eines gerade erst angefangenen Geburtstags schon allzu früh auf, so dass ich auf die Schnelle noch ein Alternativprogramm für den Rest des Abends finden musste, was auch einigermaßen funktioniert hat. Der Abend war also gerettet und insgesamt sehr gelungen.
Das kann man auch vom restlichen Wochenende sagen, das nun wirklich ruhiger wurde und im Besuch des Derbys genau der beiden Fußballteams endete, bei denen ich insgesamt knapp zwei Jahrzehnte lang aktiv war - leider mit dem aus heutiger Sympathieverteilung gesehen falschen Ergebnis, aber schön wars trotzdem. Dann gings mit dem Rumpelauto wieder gen Süden, und die schrägen Tage waren (vorerst einmal?) vorbei...
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